03.11.2004 VOLK . POLITIK
Vor Jahrzehnten konnte man die Politiker regelmäßig unter der Bevölkerung antreffen. So am Samstagvor-rmittag am Gemüsemarkt oder am Sonntagvormittag am Kirchenplatz. Dies hatte besonders am Land seine Gültigkeit. Ebenso kamen die Politiker zu den Kirchtagen und Begräbnissen. Bei beiden Anlässen wird gegessen und geredet. Hier holten sich die Politiker bei einem Glas Bier die Meinung der Bürger ein. Heute sitzen die Gemeinde- und Landespolitiker isoliert mit den Funk-tionären an einem Tisch und der Meinungsaustausch mit den Bürgern bleibt aus. In den Amtsstuben lesen die Politiker besonders jene Leserbriefe, welche Bezug auf ihre Arbeit oder ihren Wirkungskreis nehmen. Die eifrigsten Leser von den Leserbriefen in den Tages-Zeitungen sind die Politiker. Ein neues Kom-munikationsforum zwischen den Politikern und den Bürgern ist das Internet. Hier kommt es aber zu keinem persönlichem Kontakt, alles ist nur virtuell. Vielleicht sind deshalb auch die heutigen Entscheidungen der Politiker so menschenfremd, als kämen sie aus einer fernen Galaxie.
Politik für das Volk, Politiker unter das Volk.
05.11.2004 ZU . KUNFT
Die Vorstellung wie sich die Jugend verhalten soll und wie sich die Jugend verhält klafft seit es Menschen gibt weit auseinander. Schon in der Zeit von Sokrates beklagte man den Verfall der Ordnung, der Sitten und die Respektlosigkeit der Jugendlichen gegenüber den Erwachsenen. So stoßen auch heute vielfach die Be-mühungen der Politiker den Jugendlichen offizielle „Jugendlokale” anzubieten auf Ablehnung von Seiten der Jugendlichen. Der aktuelle Trend in Möselstein ist, dass sich die Jugendlichen am Wochenende bei Einbruch der Dunkelheit in den Wartehäuser der Bushaltestellen treffen und sich dort bis Mitternacht auf der Bank oder am Boden sitzend unterhalten. Wenn man mit dem Auto vorbeifährt, dann tauchen für einen Augenblick im Scheinwerferlicht die Gesichter der Jugendlichen auf.
Die Zukunft sitzt am Boden.
09.11.2004 VOR . STELLUNG
In der Kleinen Zeitung hat Wolfgang Bauer in einem Interview anlässlich der Uraufführung seines Stückes „Foyer” gesagt:„Unser Leben sei eine Projektion unserer Gedanken, wir sitzen im Foyer des Lebens, wir leben nie wirklich unser Leben, wir schauen unserem Leben nur zu”. Wir erleben unser Leben als ein Theaterstück, wir spielen darin überhaupt keine Rolle, wir sehen nur zu. Wie wird es im Jenseits sein?, erleben wir dieses auch als eine Projektion unserer Vorstellungen.
Die Kraft der Gedanken.
10.11.2004 ARAFAT . TITO
Das lange Sterben von Yassir Arafat stellt die Frage, wie lange kann jemand Macht ausüben, obwohl er dazu körperlich nicht mehr in der Lage ist? Meistens sind die „Kronprinzen” machtlose Menschen. Diese klammern sich stärker an das Leben des Machthabers, als es der Sterbende tut. Am Beispiel des Todeskampfes von Arafat sieht man, wie machtlos das Volk in Staaten mit Führer-Naturen ist. Ein ähnliches Schauspiel gab es bei dem Todeskampf von Josip Tito, der drei Monate dauerte. Ein kollektives Führungsteam zögerte die Abschaltung der lebenserhaltenden Maschinen immer wieder hinaus, weil sie fürchteten, mit dem Tod von Tito zerfällt auch Jugos-lawien. Diese Furcht war, wie es die Geschichte zeigte, berechtigt. Jugoslawien zerfiel in viele Einzelstaaten.
Zerfällt der Palästinenserstaat bevor er Geschichte schreibt?
16.11.2004 MACHT . MISSBRAUCH
Wenn man den Zeitungsberichten glauben kann, dann hat Arafat zu Gunsten seiner Frau Suha von den ausländischen Finanzhilfen für das palästinensche Volk Millionen von US-Dollar zu ihren Gunsten abgezweigt. Während Suha in Paris dem Shopping verfällt und im Gazastreifen Arafatmitarbeiter in deutschen Luxus-Limousinen durch die Strassen rasen, müssen die Kinder in Palästina barfuss und mit schadhafter Kleidung zur Schule gehen. Es ist ein ungleiches Verhältnis zwischen dem Luxus der Regierenden und dem Lebensstandard des Volkes. Wer an die Macht kommt, erliegt den Versuchungen der Macht, egal welche Ideologie dahinter steckt.
Macht führt zu Machtmissbrauch.
19.11.1004 KURZ . SICHTIG
Um dies zu schreiben brauche ich meine Gleitsichtbrille . Ich benötige eine Brille für die Nähe und eine für die Ferne, die ideale Lösung ist eine Gleitsichtbrille. Jetzt hat die österreichische Bundesregierung im Rahmen der Gesundheitsreform, Reform bedeutet immer eine Leistungskürzung, die Brillenträger in das Visier genom-men. Etwa drei Millionen Menschen tragen in Österreich eine Brille. Für die Brillenträger wird es in Zukunft von der Krankenkasse keine Zuschüsse mehr bei der Anschaffung einer neuen Brille geben. Für Gleitsicht-Brillen betrug dieser Zuschuss zwischen € 150.- bis € 250.-. Ich stelle der Bundesregierung die Frage, ob die Augen minderwertiger sind als die Zähne, Ohren oder Gelenke, bei deren Erkrankung es von der Krankenkasse weiterhin Zuschüsse für Heilbehelfe gibt?
Die Kurzsichtigkeit der Regierung.
Kommentare:
W. am 19. November 2004 um 13:08
Die Frage geht in die falsche Richtung. Die österreichische Regierung scheint sich nur an die Vorgaben der Deutschen zu halten und für Brillen wird bei uns nichts mehr bezahlt. Am Ende wird es wohl so sein, dass wir zwar noch eine Krankenversicherung haben, aber keine dazu passenden Leistungen. Vielleicht zahlen wir dann nur noch Beiträge zum Erhalt der Krankenkassen ?
22.11.2004 NERVEN . KAPUTT
Die Arbeit im Kranken- oder Pflegedienst ist nicht im-mer leicht. Das Personal hat mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun, die sich in einer menschlichen Ausnahme Situation befinden. Die Patienten haben Schmerzen, sind nervös, verzagt und oft ohne Hoffnung. Selbst empfindet man den Umgang des Personal mit den Kranken- und Pflegebedürftigen oft wie eine Ent-mündigung, wenn es auch vom Pflegepersonal nicht so gemeint ist. Weniger anstrengend ist die Arbeit für das Personal in Kurheimen oder wie es heute heißt in Wellenesshotels. In Portoroz kann man in der Palace Therme auch Kuranwendungen buchen. Während einer Kuranwendung konnte ich zuhören wie sich ein Kurgast bei der Badefrau beschwerte, als im Solewasserbecken die Düsen nicht sofort in Betrieb gingen. Er fragte : „Whirlpool kaputt” ?. Worauf die Badefrau antwortete : „Herr hat Antistressprogramm, Whirlpool nix kaputt, Nerven kaputt”.
Der Stress mit dem Antistressprogramm.
Kommentare:
U. am 23. November 2004 um 21:22
Whirlpool kaputt” ? Worauf die Badefrau antwortete : „Herr hat Antistressprogramm, Whirlpool nix kaputt, Nerven kaputt”. Das werde ich meinen Patienten auch einmal sagen müssen.
schlagloch am 25. November 2004 um 14:15
In der Vorweihnachtszeit sollte noch Platz sein für ein Antistressprogramm. In dieser Zeit brauchen wir es besonders.
25.11.2004 FÜNF . STERNE
Hört man das Wort „Fünf Sterne”, so denken die meisten Menschen von uns an einen Urlaub in einem Luxushotel. Einen solchen Aufenthalt wünscht man sich, kann ihn sich aber nicht leisten. Erschwinglich ist dieser Luxus in Tunesien. In einem Fünf Sterne Hotel hat man dort ein großes Badezimmer, einen Wohn- und Schlafraum, eine große Terrasse und muss sich beim Abendbuffet zwischen der russischen, griechischen oder chinesischen Küche entscheiden. Bei einem Ausflug in das Landes-innere fährt man an Spannplattenhütten, provisorischen Kfz-Werkstätten und Kindern, die auf Feldern wo kaum Gras wächst eine paar Schafe hüten, vorbei. In Deutschland, jetzt auch in Österreich gibt es den Luxus von „Fünf Sternen” für die Einlagerung von Autoreifen in den Hotels von Reifenmaster.
Autoreifen zu Gast im Fünf Sterne Hotel.
29.11.2004 JOB . CENTER
Wer bei dem Wort Jobcenter an eine innovative Ausbildungsstätte denkt, wo Leute geschult und weiter-vermittelt werden, der kennt die Jobcenter der Österreichischen Post nicht. In den Jobcenter sitzen die Angestellten der Post , welche den Rationalisierungsmaß-nahmen zum Opfer gefallen sind, acht Stunden lang. Sie werden dafür entlohnt. Niemand kann ihnen sagen ob sie noch einmal eine reguläre Arbeit die sie befriedigt, bei der Post bekommen werden. Sie sollen durch das Nichtstun verunsichert werden. Im Gegensatz dazu leidet man in vielen Postämtern als Kunde unter dem schlechtem Service und die Postzusteller klagen über zuviel Arbeit. Durch die geplante weitere Schließung von Postämtern in Österreich sollen weitere Postangestellte in die Jobcenter versetzt werden. Die Postführung spricht von weiteren Automatisierungen im Arbeitsbereich. In Wahrheit bedeutet dies für die Postkunden, dass sie vieles selbst erledigen müssen, was früher von einem Postler erledigt wurde.
Jobsuche im Jobcenter.
Kommentare:
D. am 29. November 2004 um 12:56
Seit der Privatisierung der Post werden die Filialen, welches früher das größte Logistiksystem der Welt bedeutete, aufgelassen. Alles wird wegrationalisiert. Für den Konsumenten bedeutet das: Längere Wege und Wegzeiten zum nächsten Postamt, Wegfall von Service, z.B. Braus-Zahlungen, höhere Gebühren, längere Wartezeiten, mehr Unfreundlichkeit durch Stress etc. Dazu kommt das Internet-banking und der E-Mailverkehr. Heutzutage werden weniger Briefe geschrieben. “Computer beisst Briefträger”
schlagloch am 29. November 2004 um 18:35
Dein Satz “Computer beisst Briefträger” bringt die Situation bei der Österr. Post auf den Punkt. Heute werden die Briefträger nicht mehr vom Hofhund gebissen, sondern vom Computer im Verteilerzentrum.