KUNST . MUEHLE
Während meiner Ausbildung in Spittal an der Drau bin ich in der Mittagszeit oft zu der Lieserbrücke spaziert und dabei an der Kunstmühle Glanzer vorbeigegangen. Mein Weg führte vom Bahnhof die Bahnhofstraße entlang, an den Schaukästen der Stadtlichtspielen vorbei, um vor einer Landmaschinenwerkstatt rechts abzubiegen. In dieser Strasse gab es eine Obstimport und -Exporthandlung mit einer Bananenreifanlage. Der Geruch der Bananen drang bis auf die Strasse. Hier kaufte ich im Hof für einen Schilling ein Kilo überreifer Bananen, die den Transport in ein Lebensmittelgeschäft nicht mehr vertragen hätten. So bestand mein Mittagessen an vielen Tagen aus einem Kilo Bananen. Von hier aus konnte ich schon die hohen Silos der Kunstmühle sehen und beim Näherkommen den Mehlstaub auf den Dächern. Wenn ich heute die Aufschrift „Kunstmühle” sehe, denke ich an diese Kunstmühle meiner Jugend zurück. In den letzten Jahrzehnten wurde den kleinen Getreidemühlen durch die großen Fabriken im wahrstem Sinne des Wortes das Wasser abgegraben. In Müllnern bei Villach wurde in einer ehemaligen Kunstmühle ein Ort geschaffen, der Künstlerinnen Platz bietet zum Arbeiten und zum Ausstellen. Jetzt stehen dort große und kleine Webstühle und von zwei Frauen werden Vorhänge, Wandteppiche und Decken gewebt. Von der Kunst des Getreidemahlens zur Webkunst. |
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WEG . DREIECK
Ein sonniger Spazierweg führt vom Kindergarten Fürnitz durch die Felder in Richtung Korpitsch und St. Job. Der Rundweg bildet ein Dreieck und führt an drei Wegkreuzen vorbei. Die Kreuze stehen jeweils unter einem Baum und daneben steht eine Bank. Für die Spaziergänger eine Möglichkeit zum Ausruhen, vor allem für die Müden und Beladenen. Im Evangelium steht: „Kommt zu mir, die ihr müde und beladen seid”. In der Herbstsonne tanzen die Mücken, die Maisfelder werden abgeerntet, die Äcker gepflügt und das Läuten der Kuhglocken vermischt sich mit dem Glockenschlag von der Kirche in St. Job. Dunkelgelbe und hellbraune Schmetterlinge lassen sich auf dem Gras nieder und ein großer, grasgrüner Heuschreck kommt durch die Luft geflogen. Die Größten sterben zu letzt. Die Laubbäume in den Karawanken leuchten ocker und bräunlich zwischen den Nadelbäumen hervor. Die Bergkette erhebt sich in drei Stufen, zwischen den Bergen liegt ein Dunstschleier. Die Sonne wärmt den Boden, die Bank und das Herz. |
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SINN . FRAGE
Die Frage, „Was ist ein Missionar, was ist die Mission”, stellte Bischof Kräutler in den Mittelpunkt seiner Predigt bei der Sonntagsmesse im Kloster Wernberg, „Vor Jahrzehnten stellte man sich unter einem Missionar jemanden vor, der Österreich verläßt und in ein wildes Land reist , sei es nach Afrika, Südamerika oder China, um nicht wiederzukommen. Heute sind diese Kontinente im Kopf nicht mehr so weit entfernt, wir kennen die Pflanzen, die Tierwelt und die Menschen aus den Reportagen und Dokumentarfilmen im Fernsehen oder vom Urlaub. Von einem Unglück in einem Bergwerk in Brasilien erfahren wir heute in den Nachrichten nach wenigen Minuten. Heute ist jeder von uns aufgerufen ein Missionar zu sein. Sich in Gedanken, Worten und Taten für die Mitmenschen in anderen Ländern einzusetzen, ihre Armut zu lindern. Armut ist kein Schicksal, Armut wird gemacht, jemand trägt für die große Armut in der dritten Welt die Verantwortung. Wir Österreicher dürfen nicht die Hand zurückziehen, wenn eine Hand mit einer anderen Hautfarbe nach unserer Hand greift. Faire Bedingungen und gerechte Preise schaffen für Produkte aus Entwicklungsländern. Uns nicht abwenden von sozialen und wirtschaftlichen Missständen in Teilen von unserer einen Welt. In Österreich geht es uns gut, trotz der Fülle die wir haben sind viele unzufrieden.” |
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BISCHOF . KRÄUTLER
Viele Blogger schreiben in ihren Onlinetagebücher über die eigene Befindlichkeit, von den großen und kleinen Störungen, die es in unserem Alltag gibt. Für den, welchen es betrifft, ist dies der momentane Mittelpunkt. Dazwischen sollten wir Blogger über unseren eigenen Tellerrand hinausblicken. Zu den großen Problemen der Menschheit zählt, dass die Güter dieser Erde ungleichmäßig verteilt sind. Gegen diesen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Missbrauch kämpft Bischof Erwin Kräutler aus Brasilien. Dieses Wochenende weilt Erwin Kräutler in Kärnten und dazu zwei Termine: |
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WOHNUNG . SUCHE
Wenn man sich auf Wohnungssuche begibt besteht die Gefahr der Überforderung. Es ist nicht möglich bei einer oder zwei Besichtigungen alle guten und schlechten Eigenschaften einer Wohnung wahrzunehmen. Die guten Eigenschaften werden sofort vom Vermieter aufgezählt. So nimmt man zur Kenntnis, dass es einen Tischtennisraum und ein Dampfbad im Haus gibt. Selbst hat man noch nie ein Dampfbad benützt und will es auch in Zukunft nicht tun. Wann die Sonne in die Wohnung scheint erfährt man sofort, die Tage an denen sie nicht scheint, erfährt man nach dem Einzug im ersten Jahr. Zwei Bäder bedeuten mehr Komfort, bringen aber auch mehr Fließgeräusche in die Wohnung. In jedem Zimmer ein Fernsehanschluss hebt die Stimmung eines TV-Freaks, aber nur dann, wenn sie am richtigen Ort sind. |
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WOHN . LICH
In der Jugend macht man sich kaum Gedanken über das Wohnen, über das eigene Zimmer. Meistens ist das Zimmer ein Ort zum Musikhören und zum Schlafen. Ein Raum, wo man alles abladen kann und nie aufräumen muss. Für einen Jugendlichen spielt sich das Leben nicht im Haus, sondern außerhalb des Hauses ab. In diesem Alter ist das Leben draußen, man will am Leben im öffentlichem Raum, auf den urbanen Plätzen der Stadt teilhaben, auf den Sportplätzen, in den Veranstaltungshallen, den Cafes und Gastgärten. Auch die Tankstellen, Autowaschanlagen und Einkaufszentren sind heute beliebte Treffpunkte für die Jugend. |
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NISCHEN . LEBEN
In diesen warmen Herbsttagen versucht man etwas von der Wärme als Wegzehrung für verregnete Spätherbsttage mitzunehmen. Wenn ich auf der Fuß- und Radfahrerbrücke bei Erlendorf Rast mache, sehe ich, wie sich die Sonne auf der Wasseroberfläche spiegelt, in der Mitte des Flusses einige Felsbrocken aus dem Wasser ragen und darauf Blumen und Gras wächst. Das Wasser ändert bei den Steinen seinen Lauf, hin zum anderem Ufer. Die Pflanzen haben für sich auf den Felsen eine Nische gefunden. Diese Situation führt ganz selbstverständlich zu Betrachtungen über die Nischen im Leben. Ein jeder versucht für sich eine Nische im Alltag zu finden. Manches mal auf Plätzen die das Leben abstoßen und die gegen den Menschenstrom gerichtet sind. Inmitten der Megaeinkaufszentren als kleiner Handelsbetrieb eine Nische zu finden ist eine Kunst. Hier am Gailfluss wird es von ein paar Blumen und Gräsern vorgelebt. |
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WAHL . ANALYSE
In diesen Tagen beschäftigt man sich in den Parteizentralen mit dem Ausgang der Nationalratswahl in Österreich. Die einen Parteien befinden sich in Siegerlaune, die anderen im Leid des Verlierers. Laut den Statements der Parteisekretäre hat es nur Gewinner gegeben. Die einen freuen sich, die anderen lecken ihre Wunden, noch ist der Parteialltag fern. Jetzt wird das Wahlergebnis analysiert, nachgeforscht wo man Stimmen verloren hat und wo man welche dazu gewonnen hat. Sogenannte Wähleranalysen und Wählerstromanalysen. |
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ZAUN . GAST
Heute, einen Tag nach dem Wahlsonntag in Österreich, sind bestimmt schon viele der Luftballons zerplatzt welche an die Kinder, am Samstag von den Parteien bei ihren Abschlusskundgebungen am Villacher Hauptplatz, verschenkt wurden. An manchen Kinderwagen baumelten Luftballons in allen Parteifarben. |
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