AM . MEER

Gibt es einen Todesfall unter Verwandten oder Bekannten, dann hoffe ich für die Verstorbene/ den Verstorbenen, dass sich ihre Vorstellungen vom Leben nach dem Tod erfüllen. Fragt man jemanden wie er oder sie sich den Himmel vorstellen, dann erhält man keine genaue Antwort. Viele sagen, sie haben sich damit nicht beschäftigt, auch wenn sie über fünfzig Jahre alt sind. Das Sterben kommt zu letzt und niemand will sich mit den letzten Dingen beschäftigen. Es ist nicht einfach außer der Standardformel „ Aufrichtige Anteilnahme” ein paar persönliche Worte für ein Beileidsschreiben zu finden. Viele haben Angst davor, dass die persönlichen Notizen den Hinterbliebenen nicht gefallen könnten oder missverstanden werden. So unterbleibt diese Geste oft und es bleibt bei den Standardfloskel.
 
An zwei persönliche Beileidsschreiben, welche ich  verschickt habe, kann ich mich erinnern. Bei einem Fall ist die Verstorbene jeden Tag pünktlich um acht Uhr am Wohnhaus zum Einkaufen in den Supermarkt vorbeigegangen. „Wir werden den freundlichen Morgengruß der Verstorbenen vermissen” schrieb ich an die Hinterbliebenen. In einem anderem Sterbefall bestand die Abwechslung des Verstorbenen, der  körperlich behindert war darin, öfters an das nahegelegene Meer zu reisen. „Ich hoffe”, schrieb ich, „dass er einen  Platz an seinem vielgeliebtem Meer bekommt”.
 
Vom Bangen und Hoffen.      
 

 4 Kommentar(e)     

Anita (23.11.07 18:16)


Vertrauen ist Mut, und Treue ist Kraft.
Marie von Ebner-Eschenbach

schlagloch


Hallo Anita,
nicht immer ist man mutig.
Gruss schlagloch.

Gerhard (23.11.07 22:26)


Lieber Schlagloch,
eine knifflige Angelegenheit.

Ich denke, mit einem persönlichen Beileidsschreiben hätte ich Angst, das Territorium der Nächsten des Toten zu betreten. Die Nächsten mögen es vielleicht nicht, wenn man auch “einen Anteil geltend machen will”.

Noch etwas:

Ein mir naher Mensch ist vor knapp 3 Jahren gestorben. Alles, was ich jetzt über diesen sagen könnte, fühlt sich irgendwie falsch an..
Wie kann ich mich anmassen, ein Bild von ihm nach aussen abzugeben? Wo sich doch in mir dieses Bild ständig wandelt.
Ich habe nur einen winzigen Ausschnitt gesehen. Ich habe die Nöte dieses Menschen nicht erlebt. Ich war in keiner seiner Situationen.

Wie gesagt, schwierig!


schlagloch


Hallo Gerhard!

Wie du schreibst, eine schwierige Sache. Mein Einwand ist, dass wenn ich am Leben des Verstorbenen Anteil genommen habe, dann kann ich es auch am Tod tun. Die Reaktionen waren positiv.

Eine andere Frage ist, wann nehmen wir endgültig Abschied von einem Menschen, nach einem Jahr, nach drei Jahren, nach fünf Jahren ….?

Gruss schlagloch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert