In Österreich war es lange Zeit selbstverständlich, dass durch die Partei alles geregelt wurde und in vielen Fällen gilt dies bis heute. Ob bei der Suche nach einem Arbeitsplatz oder einer Wohnung, die Zugehörigkeit zu einer Partei war dabei behilflich. Besonders ausgeprägt ist die Parteipolitik in der Verwaltung, im Unterrichtswesen, bei den halbstaatlichten Industriebetrieben. Man hatte oft den Eindruck, dass die Parteimitgliedschaft genügte um einen Arbeitsplatz oder eine Wohnung zu ergattern. Lokalpolitiker haben in ihrem Stammgasthaus die Sprechstunden abgehalten. Man konnte sie dort am Vormittag zu einer bestimmtem Zeit antreffen und seine Anliegen vorbringen. Die berufliche Karriere oder die Vergabe einer Wohnung wurden am Wirtshaustisch entschieden. Mit der Privatisierung der verstaatlichten und staatsnahen Betriebe hat sich der Einfluss der Politik abgeschwächt.
Eine Gepflogenheit des politischen Alltags ist, dass bei Orts- und Bezirksversammlungen von den Obmännern lange Reden, mit belanglosem Inhalt, gehalten werden. In Vorwahlzeiten wird den Mitgliedern erzählt, dass es um das Überleben der Partei geht, dabei geht es um die Wiederwahl des Bezirksobmannes. Zu den Ritualen gehört, dass die Tagungsordnungspunkte auf mehrere Sitzungen verteilt werden, um mehr Präsenz zu erreichen. Die Politiker leiden unter Entzugserscheinungen, wenn sie abgewählt werden und nicht mehr gebraucht werden. Es ist eine Ausnahme, wenn jemand bemüht ist sein Leben ohne die Unterstützung der Partei, wie es im Volksmund heißt ohne das Vitamin B., zu leben.
Überdosierung.