Ein Anknüpfungspunkt unter Tischnachbarn ist zumeist die Frage nach der Herkunft, aus welchem Bundesland jemand kommt. Von der Aussprache lässt es sich manches Mal ableiten, wo jemand zu Hause ist. Die verwendeten Mundartausdrücke verraten viel. So ergeben sich Gemeinsamkeiten oder man lästert gegenseitig über die Eigenheiten der Nachbarländer. Bald schon wird das Verreisen selbst ein Thema, in der Annahme, dass dies nicht die erste Reise ist. Auch unter Rentner zeigen sich dabei Klassenunterschiede, die einen unternehmen Fernreisen und Bildungsreisen, die mit einigem finanziellen Aufwand verbundenen sind. Andere gönnen sich eine Busreise über ein verlängertes Wochenende, ihrer Rente angepasst. Dabei tritt ein eigenartiges Phänomen auf, dass Menschen die nur Kurzreisen unternommen haben, mehr von ihren Reisen erzählen können, als Leute die in exotischen Gegenden Urlaub machten. Unter Senioren gibt es Menschen die sich dem Reisen verschließen, nicht aus finanziellen Gründen, sondern Reisemuffel sind.
Das Spiel zwischen den Geschlechtern findet auch bei den Seniorenreisen statt. Alleinreisende Frauen und Männer beobachten sich abwechslungsweise. Oft entschließen sich Pensionistinnen gemeinsam zu einer Reise. Das eigene familiäre Umfeld ist in alle Winde zerstreut, da verbringt man die Jahresfeste lieber in einer fröhlichen Runde, als einsam in einer Mietwohnung.
Drei älteren Damen, die sich über ihre Alters- und Geschlechtsgenossen unterhalten haben, konnte ich beim Frühstück zuhören. Bitterböse haben sie angemerkt, dass sich bei den Busreisen manche Frauen den Alleinreisenden Männern ohne Wenn und Aber an die Brust werfen. Das allerschlimmste sei, dass die Frauen ab einem gewissen Alter von den Männern mit keinem Blick mehr beachtet werden. Weltreisende.