Im Werk von Cornelius Kolig, (geb. 7. September 1942 in Vorderberg) spielen die menschlichen Ausscheidungen bei vielen Skizzen, Objekten und Installationen eine wichtige Rolle. Sogenanntes vulgäres wird in den Kunstrang erhoben, er führt das Alltägliche in seiner ganzen Blöße vor und zeigt dabei dem Betrachter nicht mehr als die Realität. Kolig wendet sich Körperteilen und Körperfunktionen zu, die in der Kunst ausgeklammert wurden. Bedeuten diese Darstellungen eine Abkehr von der Ästhetik wie wir sie von den Griechen kennen und wie sie Winckelmann propagiert? Es handelt sich um eine Erweiterung der Ästhetik, es führt zu einer Ästhetik der Ausscheidungen. Die körpereigenen Ausscheidungen wie Schweiß, Schleim, Urin oder Kot wurden auch zu einem Thema in der Kunst, bisher waren sie eine Fundgrube für die Medizin, für Hinweise über den Gesundheitszustand des Menschen. Die Ärzte verlangt es nach Proben von Stuhl, Urin, Hustenschleim und Blut, nach Hautproben und Gewebeproben um eine Diagnose zu stellen. Als gesundheits- und schönheitsverliebte Menschen geben wir die Proben der Ausscheidungen, verbunden mit einer Portion schwarzen Humor ab. Schamhaft, in einer Plastiktasche versteckt werden sie in das Hinterzimmer der Arztpraxis gestellt. Die Künstler erweitern den medizinischen Aspekt um den Künstlerischen.
Von den Plakatwänden und aus den Illustrierten strahlt uns das kommerzielle Schönheitsideal entgegen, da bedeuten Ausscheidungen und Verwesung einen vorweggenommenen Sterbeprozess. Es erinnert uns an die Gebrechlichkeit des Alters und an unsere Vergänglichkeit. Ich erinnere mich an das verhutzelte Gesicht der Tante, die in eine alte Strickweste gehüllt, in einer Ecke der Bauernstube auf dem Sofa gesessen ist. In sich zusammengesunken hat sie vor sich hin gedöst und gesabbert, neben ihr auf dem Stuhl eine Schüssel mit Apfelkompott und ein Stück Reindling. Immer wieder hat sie nach dem Wochentag gefragt, vor allem danach, wann Sonntag ist, weil sie dann das schöne Kleid anziehen müsste. Wenn Sonntag ist, muss man ihr dies sagen und ihr das schöne Kleid zum Anziehen geben und ihr die Haare kämmen. Ist jemand in die Stube gekommen, dann hat sie danach gefragt, wer es ist. Niemand hat ihr geantwortet. Nachts ist sie in der Ecke von der Stube auf dem Diwan gelegen und darunter der Brunzhäfn.
Hallo Schlagloch,
Cornelius Kolig führt uns durch seine Werke die Realität, das Alltägliche, Natürliche, vor Augen.
Das, was normalerweise im Schatten liegt, also verdeckt ist, hebt C.Kolig ans Licht.
Warum finden viele diese Darstellungen abschäulich?
Wer würde sich so ein Bild im Zimmer aufhängen?
Es liegt in der Natur, dass Licht auch Schatten bildet.
Was nicht sein darf, aber dennoch ist, soll im Schatten bleiben.
Dieses Unterdrücken erfordert immer mehr Energie. Wie das Runterdrücken eines Balles im Wasser. Wenn der Druck einmal aufhört, schießt der Ball weit in die Höhe.
Wäre der Ball immer schon auf der Wasseroberfläche getrieben, hätte ihn zwar jeder gesehen, aber nicht als besonderes Objekt betrachtet.
LG. Jeremia
Hallo Jeremia!
Dein Vergleich stimmt, etwas zu unterdrücken erfordert viel Energie, um irgendwann dann doch zu “explodieren”. Der Nutzen aus dem Unterdrücken und dem Unterdrücktwerden ist meistens nur kurzfristig und zweifelhaft.
Gruss Schlagloch.