Wer diesem Spektakel ausweichen will muss sich vom Damm entfernen und hat die Möglichkeit den Stausee entlang zuwandern. Der Musik kann man nicht entkommen. In der etwa eine Stunde entfernten Gedenkstätte hört man noch etwas von der Musik und die Ansagen des Sprechers. Mit einem schneckenförmigen Bau gedenkt man der vierundzwanzig Toten, welche es beim Kraftwerksbaus während der Jahre 1971 bis 1978 gegeben hat. Man betritt das Schneckenhaus durch einen offenen Bereich, um dann im Zentrum vor den Tafeln, mit den Namen der Toten und einer Marmorstatue, zu stehen. Es ist für mich das Abbild einer Mutter die ihr Baby in die Arme schließt oder ein Wesen, welches die Verunglückten aufnimmt? Aus dem Gedenkraum trete ich hinaus auf eine Brüstung und erblicke das türkisfarbene Wasser des Stausee, eingerahmt von den felsigen Gipfeln. Dreitausender, mit vereinzelten Schneefeldern. Das letzte Drittel der Berge ragt in den Himmel, der Rest bleibt in den Fluten verborgen. Bei den Namen der Toten gibt es kein Geburts- und kein Todesdatum, als hätte das Wasser diese Daten für immer verschluckt. Auf welche Art sie beim Kraftwerksbau um das Leben gekommen sind, wird an keiner Stelle erwähnt.
Tal auswärts ist das Berghotel und auf der Dammkrone der Felbermayerkran sichtbar, von dem sich, unter dem Beifall und dem Gejohle der erlebnishungrigen Zuschauer, die Freiwilligen in den Sekundentod stürzen. Vorbei an denen, die beim Bau der Staumauer zu Tode gekommenen sind, wie es ein Vater seinem Sohn erklärt. Der dem Sohn bei seiner Frage, wie und wodurch die Menschen beim Bau zu Tode gekommen sind, antwortet: Manche sind beim Betonieren vom Gerüst in den Tod gestützt und wohl im Beton begraben. Ich sage es dem Vater nur nach, innerlich bezweifle ich es. Meinem Dafürhalten kam es wohl bei den Sprengarbeiten, den Tunnelbohrungen, beim Gerüstbau oder auch durch Lawinenabgänge zu den Todesfällen.
Ungeklärt.