Wie allgegenwärtig das Handy ist und wie wir damit überall erreichbar sind, erlebte ich an einem Samstagnachmittag in der Klagenfurter Innenstadt. Jeder kann dies für sich beobachten, am liebsten telefonieren die Menschen, wenn sie gerade durch die Stadt bummeln. Meistens geht es darum, sich mit jemandem zu treffen, eine Verabredung innerhalb der Stadt auszumachen. Dabei nehmen wir automatisch an, dass die gewünschte Person am Handy erreichbar ist. Niemand will sich im Vorhinein festlegen, wo man sich um elf Uhr, nach Erledigung der Besorgungen, treffen will. Alles wird im letzten Moment fixiert. In der engen Kramergasse, auf dem Weg zum Alten Platz, steht inmitten der Fußgängerzone eine beleibte Frau. „Rüsselchen wo bist du“, flötet sie in das Handy? „In den City Arkaden bist du, wo? am WC! Geht es dir gut, hast du schon alles erledigt? Warte dort auf mich, ich hole dich am WC ab. Küsschen, tschüss Rüsselchen“. Das geliebte Rüsselchen ist für sein Schatzi auch am WC erreichbar. Es will keinen Augenblick alleine sein.
Manche spielen in der Fußgängerzone Geige, andere auf der Posaune und wieder andere knien am Boden um zu betteln. Im bunten Innenstadtbereichen trifft man sie auf Schritt und Tritt. Einer spricht mich vor einer Bäckerei an. Er verlangt von mir zwei Euro, er will sich etwas zum Essen kaufen. Einen anderen muss ich ansprechen, dass er mir die Straßenzeitung Mut verkauft. Wer es im Trubel mit mitleidigen Gesten nicht schafft Aufmerksamkeit zu erlangen, versucht es mit dem regelmäßigen Läuten einer Kuhglocke. Er selbst steckt in einer Mönchskutte und hat sein Gesicht mit weißer Schminke eingefärbt, er ist ausdruckslos. Aufgeschreckt wenden sich ihm einige zu, andere senken hilflos ihren Blick auf die Straße. Der Laienmönch kann sich ein Lachen nicht verkneifen. An die Armut dieses Straßenkünstlers will niemand so recht glauben.
Klosteralltag.