Nach zwanzig Fahrradkilometern sitze ich auf einer Bank unter der Linde von der St. Georgskapelle und denke über die Hasenhaltung nach. Zu Füßen der Anhöhe liegen ausgedehnte Getreide- und Maisfelder. In meinem Blickfeld befindet sich ein Hasengehege, von wo mich ein Hase mit weißem Fell und schwarzen Löffeln durch das Eisengitter beobachtet. Seine Koje ist etwa zwei Meter mal einen Meter groß, ganz ordentlich finde ich für einen Hasenstall. Ich kann nicht beurteilen, ob er auch Freigang hat. Auslauf wäre vorhanden, der Hasenstall befindet sich in Stallnähe. Dann und wann spitzt er seine Ohren, wenn Wanderer plaudernd vorbeigehen und blickt den vorbeistrampelnden Mountainbiker nach. Zuweilen schläft er, dann hoppelt er eine Runde durch den Stall, um am Trockenfutter zu knappern und aus der Wasserschüssel zu trinken. Ist dies eine Artgerechte Haltung, ein ständiges Freigehege wäre wünschenswert?
Ich erinnere mich, dass ich schon einmal einen Eintrag über Hasen gepostet habe. Welche Zukunft erwartet diesen Hasen? In Stallnähe scheint er nicht ein Kuschelhase für den Streichelzoo zu sein. In einem Kuhstall geht es um den Erwerb zum Lebensunterhalt. Dabei kommt in den kleinen landwirtschaftlichen Betrieben die menschliche Fürsorge für die Haustiere nicht zu kurz. Für den Bauern bedeutet dies eine emotionale Herausforderung. Sie wenden sich den Haustieren, wie Schweine, Hasen, Schafe oder Kälber über Monate fürsorglich zu, erwerben ihre Zutraulichkeit und dann kommt The end.
Warum denke ich über das The end des Hasen nach? Als ich noch als Kind am Bergbauernhof lebte, war dies kein Thema. Das Füttern der Hasen, die Versorgung mit Wasser und das Stallausmisten war eine typische Kinderarbeit. Frühmorgens vor dem Gang in die Schule, abends vor dem Schlafengehen. Für uns Kindern hatten die Hasen eine handliche Größe und ein Fell, welches sich wunderbar streicheln ließ. Mit Zuneigung versorgten wir sie. Eines Tages endeten sie als Hasenbraten in der Pfanne und als Mittagessen auf dem Teller. Zumeist an einem besonderen Tag, wie Kirchtag oder Feiertag. Der Tod des Hasen wurde als etwas Notwendiges gesehen, einige Tage bedauert, dann wandten wir uns den anderen Tieren zu. Einem jungen Fohlen, Kalb oder Kitz, letztes Ende reduzierte sich vieles auf das Essen.
Wienerschnitzel.