mundl:II

In den Wochen vor Silvester haben wir im Geschäft Feuerwerksraketen und Knallkörper verkauft. Nach der Ausstrahlung von Jahreswende, zwei oder drei Tage vor dem Silvester 1977, kam es zu einem überraschenden Nebeneffekt. Bis zu dieser Sendung dümpelte der Verkauf der Feuerwerksartikel vor sich hin. Nach der Sendung wurde das Geschäft gestürmt. Die Szene, wie Mundl seine Silvesterraketen abgefeuert hat, wollten ihm viele gleichtun.

In den nächsten Jahren kamen die Jugoslawen um Petardi, Deutsche Kracher, zu kaufen. Die Einfuhr und der Besitz von Knallkörpern war, in dem damals noch kommunistischen Jugoslawien, streng verboten. Zumeist waren es Gastarbeiter, welche zu Weihnachten nach Hause fuhren und die Petardi im Kofferraum versteckten. Die besten Kunden kauften einen Überkarton zu je fünfzig Packungen. Beliebte Schmugglerware waren auch Kaffee und Waschpulver.

In den achtziger Jahren kam es bei den Besucherströmen im Grenzgebiet Italien- Österreich zu einer Trendwende. Die Jahrzehnte vorher fuhren die Österreicher nach Italien um in den Märkten entlang der Staatsstraße, von Tarvis bis Udine, einzukaufen. Plötzlich entdeckten die Friulaner Kärnten. Zu dieser Zeit gab es zwischen Österreich und Italien noch die Personen- und Warenkontrolle. Um Weihnachten und Silvester kamen viele Bewohner aus dem oberitalienischen Raum nach Kärnten und besuchten die hiesigen Adventmärkte. Andere kamen zum Schifahren auf das  Dreiländereck.

Am Dreiländereckparkplatz steckten wir hinter die Scheibenwischer Flugzettel in italienischer Sprache, wo wir für die Silvesterraketen Werbung machten. Das Abfeuern und der Besitz von Raketen der Klasse II war in Italien verboten. Trotzdem blieben immer mehr Italiener nach dem Skifahren beim Geschäft stehen und deckten sich mit Feuerwerksartikel ein. Dabei legten sie Wert auf Raketen mit einer großen Steighöhe und schönem Bukett. Wer seine Gäste zu Silvester beeindrucken wollte, teilweise wurde in Berghütten gefeiert, tat dies mit einem privaten Feuerwerk. So wurde unser Geschäft bei den südlichen Nachbarn zu einem Geheimtipp für Feuerwerksartikel. Nach dem Beitritt Österreichs zur EU ging das Raketengeschäft zurück. Den Markt für Feuerwerkskörper mussten wir mit neuen Anbietern, wie Baumärkten und Direktverkäufer vor den Einkaufszentren, teilen.

Alles hat seine Zeit.

2 Gedanken zu „mundl:II

  1. Hallo Gerhard!

    Danke für die Wünsche, Dir auch ein kreatives Jahr 2018. Welche Veränderungen uns 2018 bevorstehen wissen wir heute noch nicht, ist auch gut so.

    Gruss schlagloch

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