corona:rad

Niemand kann heute konkret sagen wann die Vorweihnachtszeit beginnt. Eine Aussage dazu wäre so verlässlich, als würde man seinem Jahreshoroskop vertrauen. Vieles ist denkbar. Mitte September, ab diesem Zeitpunkt finden wir in den Supermärkten die Aufsteller mit den Christstollen und der Weihnachtsbäckerei oder der 1. Adventsonntag Ende November? Verlas ist auf kein Datum, offiziell wurde die Weihnachtsbeleuchtung in der Draustadt am 13. November eingeschaltet und gleichzeitig öffnete der Weihnachtsmarkt. Einen Frühstart legte die neue Attraktion für Advent und Weihnachten hin, das Riesenrad eines holländischen Schaustellers. Dieses soll bis zum Ende der Faschingszeit vor der Nikolaikirche stehen bleiben. Ein Riesenrad für mehrere Jahreszeiten. Beim Aufstellungsort scheiden sich die Geister, besser die Villacher. Der Vorplatz vor der Nikolaikirche kommt vielen unpassend vor, da ein Riesenrad Unterhaltung und Vergnügen signalisiert. Ich habe in einem Facebook Kommentar darauf aufmerksam gemacht, dass es profanere Orte in der Stadt für die Aufstellung eines Riesenrades gibt. Für mich beginnt der sakrale Raum nicht mit der Kirchentür, sondern er schließt auch den Vorplatz ein. In der Bibel ist zu lesen, dass Jesus die Schausteller, Geldwechsler und Händler aus dem Vorhof und vor den Toren des Tempels vertrieben hat. Der Tempel ist ein Bethaus und keine Räuberhölle. Spinnt man den Faden weiter und überlegt, dass gerade in der Adventszeit die Menschen zur und in die Kirche kommen um Ruhe und Einkehr zu erleben, so wird das Treiben um das Riesenrad dafür nicht förderlich sein. Es wurde zwar versichert, dass man auf eine Beschallung und Verköstigung im unmittelbaren Kirchenbereich verzichten will, aber noch ist nicht aller Tage Abend.

Rund um das Riesenrad kommt es immer wieder zu Gruppenbildungen von zwei bis drei Männer, zumeist Pensionisten, die mit Blick auf das Riesenrad in einen Diskurs eintreten. Dazu die Bibelstelle: „Wo zwei oder drei in meinem Namen beieinander sind, da bin ich mitten unter ihnen“. In diesem Sinne könnte das Riesenradgeschehen das Bibelverständnis befeuern. Trotz einiger Einwände von erzürnten Gläubigen und einem stillen Protest von Seiten der katholischen Kirche Villachs hat das Riesenrad seinen Betrieb aufgenommen: Es dreht sich doch...