Am späten Dezembernachmittag im Warmbader Kurpark mache ich eine plötzliche Wahrnehmung, es beginnt zu dämmern, um 17 Uhr. An manchen Tagen wird die Dämmerung noch durch den Hochnebel verstärkt. Dabei fällt mir auf, wie kahl es im Kurpark geworden ist. Die Gräser sind zu Garben gebunden, die Bodendecker haben ihre grüne Farbe verloren und wo vor zwei Monaten die Blumen geblüht haben ist jetzt eine offene Erdwunde. Jeder Schritt führt über eine Schicht Blätter, gleichmäßig gelblich die vielen Birkenblätter. Für das frühere Einsetzen der Dämmerung sorgt auch die Zeitumstellung in Mitteleuropa, von Sommerzeit auf Normalzeit. Welche Anmaßung von uns, dass wir die Zeit umstellen können und dabei die Uhr um eine Stunde vor- oder zurückstellen. Die astronomische Zeit existiert lange vor uns Menschen. Ständig hadern wir mit der Zeit, weil wir glauben in den Ablauf der Zeit eingreifen zu können. Es gibt viele Wünsche an die Zeit: Die Zeit verlängern, die Zeit anhalten oder mit der Zeit gehen. Die Zeit nützen oder die Zeit totschlagen. Unter gestressten Managern, Freiberuflern und Selbstständigen kursiert die Frage wie hast du es mit der Zeit?
Bei so vielen Fragen nach der Zeit bin ich dafür eine Antwort schuldig. Während ich im Arbeitsprozess stand war die Zeit aus einem einfachen Grund kein großes Thema. Tatsache war, dass ich über die Zeit während der Geschäftsöffnungszeiten in gewissem Sinn nicht frei verfügen konnte. Zudem begann der Arbeitstag um sieben Uhr morgens, er hatte zumeist zehn Stunden. Für den Abend stellte ich keine großen Ansprüche an die Zeit, etwas leichten Sport oder einmal wöchentlich eine Abendveranstaltung. Den großen Teil der Wochenfreizeit konnte ich müde sein und mich ausruhen.
Das machen heute viele…abends müde sein.
Ein Kumpel von mir hat sogar keinen TV. Er isst mit seiner Partnerin, geht mit ihr lange spazieren und legt sich dann mit ihr ins Bett. Fast wie Zen.