Ist es Eingebung oder meiner Laune geschuldet, als ich in der ersten Augustwoche 2021, wegen Corona wurde der Villacher Kirchtag abgesagt, mich unter der Stadthauptpfarrkirche auf einer der sehr einladenden Holzbänke niederlasse. Es ist eine Gruppierung von Sitzgelegenheiten mit Blumentrögen. Neu sind die Hinweistafeln, Mit Abstand sitzt man am Besten. Anfang August verbreitet sich das wohlige Gefühl, dass wir trotz vorhandener Corona Pandemie wieder am realen Leben teilhaben können. Dieses Empfinden wird dadurch getragen, dass viele Menschen zum Flanieren in der Innenstadt sind. Seit längerer Zeit höre ich wieder, dass sich Gäste in Italienisch unterhalten. Dies zeigt sich auch in den Gastgärten, wo sich größere Tischgesellschaften niedergelassen haben und Wienerschnitzel, die über den Tellerrand ragen, mit Pommes Fritte serviert bekommen. Das österreichische Nationalgericht steht bei den italienischen Gästen hoch im Kurs und dazu ein großes Villacher Bier. Das Villacher Bier hat sich bei den hunderttausenden italienischen Kirchtagsbesuchern der letzten Jahre einen Namen gemacht.
Die Sitzbank befindet sich gegenüber der Lederwerkstatt, wo bis vor einem halben Jahrzehnt die Buchhandlung Pfanzelt beheimatet war. Dieser Anblick weckt Erinnerungen, da ich vor fünfundfünfzig Jahren, eine unglaubliche Zahl, mit dem Vater in der Buchhandlung Pfanzelt bei einem Vorstellungsgespräch war. Ich bewarb mich um eine Lehrstelle als Buchhändler. Staunend blickte ich auf die vollen Bücherregale welche bis zur Decke reichten. Jeder Zentimeter war mit Büchern ausgefüllt. Dieses Ambiente erweckte in mir Respekt, dachte ich an meine künftige Aufgabe Kunden beim Kauf eines Buches zu beraten. Unentschlossene oder Suchende für das Lesevergnügen am Abend eines der Bücher vorzuschlagen. Um die obersten Regale zu erreichen gab es eine verschiebbare Leiter, die Kunden äußerten vor der Verkaufstheke ihre Wünsche. Vor den Regalen war ein schmaler Gang, reserviert für den Buchhändler, den Herrn über das Bücherwissen. Zur damaligen Zeit wurden Kunden etwas skeptisch beäugt, wenn sie die vorgelegten Bücher in die Hand nahmen und sich erdreisten darin zu schmökern. Der Vater und ich wurden in einen schmalen Lagerraum gebeten. Nach Meinung des Chefs stellte meine Sehschwäche, ich trug eine Brille, ein Hindernis für eine Buchhandelslehre dar. Nach seiner Auffassung könnte sich meine Sehleistung beim vielen Lesen stark verschlechtern. Daran scheiterte vorerst mein Wunsch Buchhändler zu werden. Die Buchhandlung hatte bereits Mitte der sechziger Jahre die dunkelblaue Einrichtung…Aus dem Tagebuch…