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Tag der offenen Tür. Mit diesem Slogan werden von verschiedenen Bildungseinrichtungen und Firmen Interessierte und Kunden umworben. Spontan fällt mir ein, dass dies bei Firmenneugründungen oder Inbetriebnahmen der Fall ist. Von der Kärntner Restmüllverbrennung in Arnoldstein wurde die Bevölkerung eingeladen die Prozesse von der Müllanlieferung, Aufbereitung bis zum Verbrennungsofen kennenzulernen. Einschließlich der elektronischen Abgasüberwachung. Zufällig war ich in Wien als die Ottakringer Brauerei ihre Pforten für Besucher öffnete. Die Besichtigung bezog sich auf die historische Bierbrauerei. Die Gerste wurde in riesigen Sudpfannen geröstet, die Befeuerung mit Kocks nach dem Gespür des Heizers geschürt. Am autofreien Sonntag rund um den Wörthersee lädt das Kraftwerk Forstsee bei Velden, im historischen Gebäude in den Maschinenraum mit den alten Messinstrumenten ein.

Die Bildungseinrichtungen wenden sich mit tollen Spots an die Jugend um ihren Schultyp schmackhaft zu machen. Um die Gunst der Kinder buhlen Waldorf Kindergärten ebenso wie Höhere technische Lehranstalten oder Universitäten. Vor meinem Eintritt in das Marianum Tanzenberg gab es dorthin einen Ausflug, um das zuhause für die kommenden Jahre kennenzulernen. Inzwischen hat sich mein Interesse verschoben, ich könnte den Tag der offenen Tür dafür nützen, um verschiedene Seniorenwohnheime anzusehen.

Unerwartet präsentierte sich bei einem Radausflug rund um Villach die Pfarrkirche in Maria Gail. Zumeist herrscht modrige Luft im Kirchenschiff und das Tageslicht kommt nur spärlich in das Kircheninnere. Die Altäre sind kaum wahrnehmbar und der Hauptaltar ist durch eine elektronische Lichtschranke gesichert. Ganz im Sinne eines Tages der offenen Türen waren diesmal alle Türen geöffnet. Spürbar herrschte frische Luft und die Absperrung zum Hauptaltar war aufgehoben. Es wehte ein frischer Wind in der Kirche. Diesen frischen Wind und offenen Geist würde ich mir auch in der Lehre und im Umgang mit den Menschen von den christlichen Kirchen wünschen. Es gab einmal das Schlagwort von der offenen Kirche und das Motto von der Nikolaikirche in Dresden: Offen für alle. Dort war es durch friedliche Demonstrationen möglich, das DDR-Regime zum Abdanken zu bewegen. In den Wallfahrtskirchen befindet sich zumeist in einer Ecke ein kleiner Altar. Hier kann man eine Opferkerze anzünden und dabei eine Bitte an Gott auszusprechen. Dafür stehen zumeist vorformulierte Texte zur Verfügung. Vernachlässigt wird das Gebet um Gott für ein geglücktes Unterfangen zu danken. Bei einer Lehrveranstaltung zum Gebet wurde erhoben, dass der überwiegende Teil der Gebete Bittgebete sind. Es muss uns bewusst sein, dass Gott die Schöpfung in Gang gesetzt hat und durch Bittgebete seine Entscheidung nicht ändert. Eine andere Sicht ist, dass uns Gott manches nur zuteilt, wenn wir ihn darum bitten…