„Dies ist kein Film, dies ist kein Film“, antwortete die Partnerin Rosmarie aufgeregt auf meine Frage, welcher Film gerade im Fernsehen läuft? Nach einem arbeitsreichen Tag kam ich am 11. September 2001 nach 20 Uhr aus dem Papiergeschäft im Erdgeschoß in die Wohnung im ersten Stock. Beim Eintreten in das Wohnzimmer sah ich am Bildschirm rauchende und brennende Wolkenkratzer und dachte Rosmarie sieht sich einen Katastrophenfilm an. Am Montag den 10. September 2001 war Schulbeginn in Kärnten und der Dienstag, der 11. September, war in unserer Papierhandlung in Arnoldstein ein verkaufsstarker Tag für Schulartikel. Den ganzen Tag über hatten wir im Geschäft viel zu tun und niemand, weder die Verkäuferinnen noch wir haben Radionachrichten gehört oder Fernsehen geschaut. Damals war es kaum üblich, dass tagsüber im Fernsehen eine Nachrichtensendung geschaut wurde. Zumeist sah man die Hauptnachrichten um 19.30 Uhr, die Zeit im Bild. Von den Kunden gab es im Laufe des Tages keinerlei Bemerkungen, dass in New York etwas „Schreckliches“ passiert wäre. Unser ganzes Bemühen trachtete danach die Einkaufslisten für die Schulartikel vollständig und richtig „abzuarbeiten“.
Nach Geschäftsschluss war ich noch länger im Geschäft mit dem Nachfüllen und Nachbestellen von Waren beschäftigt. Die Partnerin ging etwas früher aus dem Geschäft um das Abendessen vorzubereiten. Nach 20 Uhr kam ich in die Wohnung und sah im Fernsehen die beschädigten und rauchenten Wolkenkratzer und hielt dies für Szenen aus einem Katastrophenfilm aus den Filmstudios von Hollywood. Ich konnte mir lange nicht vorstellen, dass auf das World Trade Center in New York ein Anschlag mit Flugzeugen verübt wurde. Aus dem Tageheft Nr. 67