festnetz

Das Smartphon und wie es im täglichen Leben eingesetzt wird, ist aus dem Alltag des Jahres 2024 nicht mehr wegzudenken. Das Telefongespräch mit anderen Menschen, zu jeder Minute und an jedem Ort ist bei den vielen Apps zweitrangig. Vor vierzig Jahren war die Situation ganz anders. Angeregt wurde ich zu dieser Rückschau durch die Aussage von einem Jungen im Wartezimmer eines praktischen Arztes: „Er kennt nur das Smartphone, ohne Handy kann er sich den Alltag nicht vorstellen“. Die Mutter hat ihm erzählt, in ihrer Jugend wurde mit dem Festnetztelefon telefoniert. Es war ein rechteckiges Kästchen mit einer Wählscheibe zum Wählen der Telefonnummer und einen Hörer zum Telefonieren. Hat das Telefon geklingelt, hat sie den Hörer abgenommen und zum Ohr geführt. Der Hörer war mit einem Lautsprecher und einem Mikrofon ausgestattet. Viele Haushalte in Politzen hatten bis in die siebziger Jahre kein eigenes Telefon, sondern benützten den öffentlichen Fernsprecher im Gasthof Rader. Im Vorraum gab es eine Telefonzelle und die Telefongebühr wurde beim Wirt bezahlt.

Der Gastwirt fungierte auch als Übermittler von Nachrichten. Von auswärts wurde im Gasthof angerufen und eine Nachricht für einen Nachbarn durchgegeben. Der Gastwirt hat die Nachricht auf dem Notizblock von der Villacher Brauerei notiert.  War ein Kind in der Gaststube anwesend wurde es mit dem Zettel zum Empfänger geschickt. Dies funktionierte auch in der Politzen, man konnte beim Gasthaus vulgo Rader anrufen, um für den Bauern vulgo Zmölnig eine Nachricht zu hinterlassen. War die Mitteilung nach Einschätzung der Wirtsleute nicht dringend vertrauten sie darauf, dass der Zmölnigbauer an einem der nächsten Abende auf ein Bier vorbeikommen wird. Der Gasthof Rader war eine frühe Nachrichtenbörse.

Als die Post- und Telegraphendirektion dereinst eine Telefonleitung entlang des Politzner Berg errichtete waren die Wenigsten davon überzeugt, dass es einen Telefonanschluss braucht. Jahrzehnte ist man sehr gut ohne Telefon ausgekommen. Um die Telefonkosten erschwinglich zu halten wurde zumeist ein Viertel Anschluss gewählt. Hat der Nachbar auf diesem Anschluss einen Anruf bekommen oder hat jemanden telefoniert, so war der eigene Anschluss für diese Zeit blockiert. Hinter dem Wunsch für die Installation von einem Telefonanschluss standen die Jugendlichen, sie wollten mit ihren Freundinnen und Freunden telefonieren. Das Telefonieren war schon damals für die Jugend ein Highlight, wobei die Eltern sich wegen der anfallenden Telefongebühren Sorgen machten. Sie achteten darauf, dass nicht zu lange telefoniert wurde.

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