Die Welt steht nicht mehr lang.
Sind dies schon Gründe alles schlecht zu reden oder wie gesagt wird, schlecht zusehen? In der besten Konditorei der Draustadt, nach eigenen Angaben, ist der Cappuccino zu zwei Drittel Milchschaum, den Kaffee findet man als Bodensatz in der Kaffeeschale. Zu jeder Tasse Cappuccino gibt es einen Beutel Zucker, früher waren es zwei. Das obligate Kecks oder Bonbon wird weggelassen. Die Welt steht nicht mehr lang, der Untergang hat längst eingesetzt. Mit dem Besuch eines Kaffeehauses verbinde ich die Muse ein wenig in den Tageszeitungen zu lesen, diese Zeit gönne ich mir. Seit der Coronapandemie hat sich dabei das Angebot ausgedünnt, eine ausländische Tageszeitung findet man in der Draustadt nicht mehr.
Ist dies der Niedergang der Kaffeehauskultur? Auf einer anderen Ebene machen die Möbelhäuser immer mehr Werbung für ein billiges Frühstück in ihren Restaurants. Ein großes guten Morgen Frühstück bekommt man laut Werbung um € 7.90. Viele Frauen nützen, nachdem Mann und Kind aus dem Haus sind, dies für ein gemeinsamen Frühstück mit Freundinnen. Das Frühstücken den ganzen Tag über Saison hat, zeigt sich auch in der Draustadt, zwei Neueröffnungen in der Gastronomie werben damit, dass man bei ihnen bis um vier Uhr nachmittags frühstücken kann. Ich kann mir als Frühaufsteher nicht vorstellen, dass ich nach zwölf Uhr mittags noch Lust auf ein Frühstück habe. Diese Zeiten wären einstmals optimal für Schichtarbeiter gewesen, wenn sie die Bude, wie die Fabrik genannt wurde, um zwei Uhr Nachmittag verlassen haben. Unter lautem Sirenengeheul haben die Arbeiter von der Frühschicht das Heraklithwerk in Ferndorf verlassen und sind durch das Werkstor in das Freie geströmt. Die Geschäfte und Wirtshäuser welche im Ortszentrum angesiedelt waren, Tabak Trafik, Gemischtwarenladen, Fleischhauerei und Gastwirtschaft haben bei Schichtwechsel an den Werksarbeitern verdient. Es war ähnlich, als ob ein Bus mit Touristen in den Ort gekommen wäre um die Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Für eine halbe Stunde bevölkerten die Schichtarbeiter den Ortskern bis sie mit den Bussen in die Täler zurückgebracht wurden.