Es gibt diesen Wagon einfach schlicht nicht.
Für die Grundschüler und die Studierenden hat sich auch im 21. Jahrhundert an den Sommerferien nichts geändert. Für sie ist dies eine Zeit, um an einer Sportwoche, einem Musikfestival oder einem Symposium teilzunehmen. Mit den Eltern auf Urlaub zu fahren ist zumeist schon für Zwölfjährige uncool. Bei den Verkehrsmitteln ist die Eisenbahn die erste Wahl. Im Anblick der vielen Wartenden am Bahnsteig in Salzburg bin ich froh, dass ich eine Platzkarte gebucht habe. Der Leiter einer Jugendgruppe irrt am Bahnsteig von Wagon zu Wagon und sucht den Wagon mit der Nummer 260. In diesem hat er für die Gruppe Plätze reserviert. Es gibt diesen Wagon einfach schlicht nicht. Aus Mangel an einsatzfähigen Zuggarnituren fehlen beim Intercityzug von München nach Klagenfurt schlichtweg zwei Wagons. Damit wird für viele Reisende die Reservierungskarte zur Makulatur. Was bei den Autofahrten der Stau vor einem Autobahntunnel oder vor einer Baustelle ist, dies ist bei den Bahnreisen die Möglichkeit, dass Wagons fehlen. Ein Pendant zum Stau auf der Autobahn. In den vorhandenen Zugsgarnituren staut es sich im Mittelgang und den Übergängen, da es an Platzkapazitäten fehlt. Für alle die ihre reservierten Plätze erreichen wollen, wird dies zu einem Hindernislauf, von Lauf ist keine Rede mehr. Es ist ein unangenehmes Durchzwängen und Vorbeischieben an stehenden Mitfahrenden. Mein vorreservierter Platz ist besetzt und mit einer Geste muss ich die Person auffordern den Platz zu räumen. Es ist eine jüngere Person als ich, ansonsten hätte ich ein Auge zugedrückt und wäre mit einem Stehplatz zufrieden gewesen.
Zu den Höhepunkten beim Zugfahren zählen für mich die unverhofften Gespräche mit den Mitreisenden. Bei der Fahrt von Salzburg nach Villach waren die älteren Zugsgarnituren geradezu ideal um in das Gespräch zu kommen. Bei den Viererplätzen waren die Sitze einander zugewandt. Sofort, nachdem eine Person aufgestanden ist, hat sich jemand Neuer, zumeist mit einem Seufzer auf den freien Platz gesetzt.