Sie verfügen über alles, was sie zum Leben und Überleben brauchen.
Am Villacher Kirchtag besorgte die Nachbarin für mich zwei Lebkuchenherzen. Eines für die Lebensgefährtin R. und eines will ich an den Schwersternstützpunkt der Orthopädie im Kardinal Schwarzenberg Klinikum versenden. Dazu ein paar nette Zeilen zum Aufenthalt. Die Aufmerksamkeit und Zuwendung gegenüber uns Patienten war sehr sorgsam und menschlich. Der Schwesternschülerin, ich habe ihr den Beinamen Die Biene gegeben, habe ich beim Austreten aus dem Krankenhaus den Roman von Robert Seethaler, „Die Biene und der Kurt“, überlassen. Nach der Lektüre hatte ich das Gefühl, dass Seethaler für seine Protagonistin die Schwesternschülerin als Vorbild genommen hat. Ich konnte mir vorstellen, dass sich die pummelige Schwesternschülerin in der Figur „Die Biene“ wiederfinden wird. Morgens wurden wir von ihr mit dem Satz, “darf ich ihnen den Blutdruck messen”, geweckt.
Die Nachbarin, eine Krankenschwester, war ganz überrascht, dass ich nach der Hüftprothesenoperation keine Stützstrümpfe tragen muss. Soweit sie Bescheid weiß, ist es in der Villacher Orthopädie üblich, dass die Frischoperierten Stützstrümpfe tragen. Des Weiteren war es nicht notwendig mir täglich eine Thrombosespritze zu verabreichen. Als Krankenschwester hätte sie mir diese Spritze verabreicht. Zur Vermeidung einer Thrombose musste ich einen Monat lang täglich eine Xarelto 50 mg einnehmen.
Nach dem Krankenhausaufenthalt genieße ich frühmorgens, bei Sonnenschein, die Zeit auf unserer Loggia. Auf dem Teller mit dem Apfelstrudel tummeln sich ein paar Ameisen. Winzige Tiere und doch voller Leben. Sie verfügen über alles, was sie zum Leben und Überleben brauchen. Nicht mehr und nicht weniger. Ich nehme an, dass sie die menschliche Gier, die nach immer mehr verlangt als notwendig ist, nicht kennen. Soweit ich weiß leben sie in einem Sozialstaat, wo die Aufgabenteilung geregelt ist. Wie soll ich dieses Zusammenspiel einordnen, staunen darf ich darüber. Aus dem Tageheft…