Mit Staunen lese ich die Zahlen der ausgestellten Bücher auf der Frankfurter Buchmesse 2024. In diesem Jahr sind es etwa 36 000 Bücher, davon 7000 Neuerscheinungen. Eine Woche würde nicht reichen um in den Neuerscheinungen ein bisschen zu schmökern. Von solchen Bücherparaden halte ich mich fern, diese Fülle von Büchern würde mich erdrücken. Nach der Deutschen Einigung habe ich einmal die Leipziger Buchmesse besucht. Dort habe ich auch Anregungen für meine Buchveröffentlichung und Weblog gefunden. Sympathisch ist mir die Buch Wien mit einem übersehbaren Buchangebot, den vielen Lesungen und Diskussionen zu Zeiterscheinungen. Selbst da kommt es zu Tiefpunkten beim Schmökern. Gibt es wirklich Adressaten für alle Bücher, wer liest sie? Macht es Sinn, dass immer neue Texte verfasst und veröffentlicht werden? Eine Ursache dürfte darin liegen, dass jeder seine Beobachtung, seinen Text für notwendig und einzigartig hält.
Bei den gebrauchten Büchern gibt es Hochwasserwarnung auf den Flohmärkten. Zumeist fristen sie ein unwürdiges Dasein in Bananenkartons unter dem Verkaufstisch. Leicht zugänglich am Tisch liegen höchstens ein paar Bildbände von Renaissancemalern oder Reisebildbände. Wer stöbern will muss sich zu unserem höchsten Kulturgut bücken oder in die Knie gehen. Leichter zugänglich sind die Bücherbörsen in den Fußgängerzonen. Dort stehen ausrangierte Telefonzellen, umgebaut zu Buchzellen, wo wir unsere Bücher entsorgen und welche mitnehmen können. Einen artgerechten Auftritt für das Kulturgut Buch aus zweiter Hand findet man bei den Tauschbörsen in den Gängen von Einkaufszentren oder Shoppingmails. Dort wird zumeist, aus meiner Beobachtung, vom Reinigungspersonal für Ordnung gesorgt. Teilweise mit sehr viel Liebe die Bücher dem Thema zugeordnet. Unter dem cleaning staff gibt es versteckte Buchliebhaber*innen. Eine dieser Buchtankstellen kann ich regelmäßig beobachten und bin erstaunt, wie immer Besucher davor in den Fauteuil Platz nehmen und in den Büchern blättern. Auch ich habe schon meine Bücherwand durchforstet und dort Bücher deponiert. Manches Mal auch sperrige Lektüre: Georg Groddeck, Verdrängen und heilen; Joseph Zoderer, Die Walsche; Manfred Lütz, Lebenslust; Nach vierzehn Tagen haben die Bücher schon neue Leser*innen gefunden. Vielleicht liest die Eine und der Andere auch meine Anmerkungen und Unterstreichungen, welche ich zuweilen beim Lesen in einem Buch anbringe.