Schnee von gestern
Die Freude über den ersten Schnee ist mir bis in das Seniorenalter erhalten geblieben. Den Überraschungseffekt gibt es seit einem Jahrzehnt nicht mehr, die Wetterprognosen werden immer präziser. Bei den Pendlern nistet sich der Gedanke ein, muss ich wegen der schlechten Straßenverhältnisse früher wegfahren und sind die Straßen geräumt? Die blitzblanke Karosserie wird in kurzer Zeit zum Schnee von gestern. Alpträume verursacht die Verkehrsmeldung, dass es zu Verkehrsbehinderungen auf den Autobahnen kommen könnte und es notwendig wird die Schneeketten anzulegen. Für die Bewohner des Hochtales gibt es auf der Fahrt in die Bezirksstadt eine Lawinenwarnung und eine Warnung vor umgestürzten Bäumen. Für den Skilift Betreiber ist die Zeit sich über den Schneefall zu freuen rar. Die Regungen der Freude werden im Gehirn vom Finanziellen überlagert. Dort wird gerechnet, wie viele Skifahrer bringt der erste Schnee auf die Pisten und dem Bergrestaurant an Gästen? Jede Stunde mehr an Schneefall lässt sich in einen wirtschaftlichen Ertrag ummünzen.
Zur Mittagszeit trafen wir am 24. Dezember 1971 mit dem VW Käfer in Arnoldstein ein. Auf der Bundesstraße hatten wir im Auto das Gefühl wie durch eine Schlucht zu fahren, rechts und links gesäumt von mannshohen Schneewänden. Mit Mühe haben wir auf dem Gemeindeplatz einen Parkplatz gefunden, wir wollten uns mit dem Verpächter einer Papierhandlung treffen. Der Laden war von der Straße aus nicht sichtbar. Zu Fuß machten wir uns auf die Suche nach dem Geschäftseingang. Ein schmaler Schlurf führte von der Straße zum Anbau an einem Wohnhaus. Der Schnee reichte bis zum Dach. In der Zeitung lese ich nach fünfzig Jahren, dass das Schigebiert Arnoldstein-Dreiländereck seinen Betrieb wegen Schneemangel eingestellt hat.
Allen Lesern ein entspanntes und friedliches Weihnachtsfest