Mit dem Tod ausgesöhnt.
Beim Älterwerden führt kein Weg daran vorbei, dass ich mich mit dem Sterben und dem Tod beschäftige. Ungewollt, denn in meiner Bibliothek befinden sich einige Bücher welche Anleitungen und Erkenntnisse zum glücklichen Altern anbieten: Ernst Pöppel, Je älter desto besser; Michael Lehofer, Alter ist eine Illusion oder Johannes Huber, Länger leben, später altern. Aber schließt gesund und glücklich zu altern die Fragen nach dem Sterben und dem Tod aus? Die Beschäftigung mit dem Tod wird heute immer weiter nach hinten verschoben. Wir sprechen heute von verschiedenen Stufen des Alterns: Junge Alte 60 – 74; Betagte Alte 75 – 84; Hochbetagte 84 – 89 und als letzte Stufe des Alterns, Höchstbetagte 90 – 99. Dies war vor einem halben Jahrhundert anders, damals galt man ab sechzig Jahre als alt und mit siebzig Jahren konnte man sich auf das Altenteil setzen. Die Beschäftigung mit dem Tod ermöglicht erst ein glückliches und sinnerfülltes Altern. Bin ich über das Damoklesschwert des Sterbens, welches über jeden Menschen schwebt nicht im Reinen, dann kann ich in dieser Welt nicht glücklich werden. Wie kann ich ein Stück Brot mit Butter und Honig genießen, wenn mir der Gedanke an den Tod alles vermiest. Habe ich mich mit dem Tod ausgesöhnt, dann kann ich das Honigbrot genießen, den Honig auf der Zunge zergehen lassen.
Bei einem Begräbnis habe ich den Moment verabscheut, wenn nach dem letzten Gebet, wie auf ein Kommando am Kasernenhof, sich eine Seitentür der Totenhalle geöffnet hat und vier, in schwarze Arbeitsmäntel gekleidete Männer eingetreten sind und den Sarg aus der Aufbahrungshalle getragen haben. Vögeln gleich, welche sich aus vier Himmelrichtungen auf die Beute stürzen und die Beute mit ihren Krallen fortschleppen. Der Friedhof in Arnoldstein ist von Baumgruppen und Blumeninseln durchwachsen, um dem Tod etwas vom Schrecken zu nehmen. Ein Parkfriedhof, welcher uns an zärtliche und verliebte Stunden erinnern soll.