Haften bleiben die skurrilen, die schreckhaften oder lustigen Episoden.
Wie soll man eine Führung durch eine Bilderausstellung, zur Zeitgeschichte, zur Umweltfrage, einen Stadtrundgang oder durch ein historisches Gebäude, nacherzählen? Was bleibt nach einer Führung von etwa eineinhalb Stunden im Gedächtnis haften? Es werden Erinnerungen sein, welche an eigene Erfahrungen anknüpfen, an ein Vorwissen oder man hat sich mit einer speziellen Frage an den Führer gewandt. Eine Besichtigung lebt zumeist davon, ob es der Führer versteht, seine Klientel mitzunehmen. Vorteilhaft erweist sich, wenn er eine kurze Umfrage macht, woher die Besucher kommen, welche an der Führung teilnehmen. Zumeist bleiben einem die skurrilen, die schreckhaften oder lustigen Episoden haften. Schnell verlieren die Teilnehmer das Interesse, wenn die Ausführungen mit Jahreszahlen bespickt sind und es zu viel in das Detail geht.
Bei meinem Besuch in Nürnberg folgte ich der Einladung von Frau Agnes, Ehefrau von Albrecht Dürer, an einem Rundgang durch das guterhaltene Wohn- und Arbeitshaus der Familie am Tiergärtnertor teilzunehmen. Dabei will sie uns aus dem Alltag der Künstlerwerkstatt und dem Eheleben erzählen. In einer mittelalterlichen Tracht stellte sich Michaela als Frau Agnes vor und zeigt gleich ihre Dursetzungskraft. Sie duldet nicht, dass Fragen, welche sie an eine Person richtet, von anderen beantwortet werden. Agnes bewältigte zu ihrer Zeit den Haushalt, tätigte die Einkäufe für die Malerwerkstätte, führte aber auch Verhandlungen mit Auftraggebern, bei Abwesenheit von Albrecht. Im Eingangsbereich vom Dürerhaus, die sogenannte Tenne, hatte sie in erhöhter Position ein kleines Zimmer, von wo aus sie die Malergesellen und die Haushaltshilfen beaufsichtigen konnte. War sie das eine- und andere Mal mit dem Arbeitseifer nicht zufrieden, dann ließ sie ihre kräftige Stimme erschallen.
Eine Dürerausstellung war meine erste die ich besucht habe, vor 54 Jahren.