schinken:brot

Dies bedeutete für mich einen Lebensmarker.

Als Senior, welcher sich nicht mehr an jede Einzelheit mit Zeitangabe erinnert, behalf ich mich mit dem Terminus vor oder nach der Corona Pandemie. Mit meiner neuen Zeitrechnung, vor oder nach Hüftoperation, wird es wie nach der Corona Pandemie sein. Es war dies meine erste große Operation. Diese bedeutete für mich einen Lebensmarker. Es gab viele Beteuerungen, der Einsatz einer Hüftprothese sei heute ein Routineeingriff. Jetzt kommt dazu die Dankbarkeit, dass die Operation gut verlaufen ist. An die letzten Minuten vor und an die ersten Minuten nach der Operation kann ich mich genau erinnern. Vom Stationszimmer wurde ich im Krankenbett in den Vorraum der Operationssäle gebracht und ein vermummter Mann erklärte mir, er sei der Anästhesist. Dann erfolgte die Umlagerung auf den Operationstisch und die Fahrt in den Operationssaal. Plötzlich waren um mich eine Vielzahl an vermummten Personen, emsig wie auf einen Ameisenhaufen. Eine Person drückte mir eine Maske auf das Gesicht mit der Aufforderung tief ein und auszuatmen: „Aha aus Villach kommen sie, ich bin aus Klagenfurt“. Ich wollte etwas zu den Spannungen zwischen Klagenfurt und Villach sagen, aber dies blieb ein Wunsch. Von dem was danach passierte weiß ich nichts.

Nach unbestimmter Zeit öffnete ich kurz die Augen, dann fielen sie wieder zu. Mein Gedanke, die Hüftprothesenoperation ist vorbei, gegenüber war eine Fensterfront. Ich spürte, dass jemand vorbeihuschte, wieder zurückkam und „Guten Morgen Herr Supersberger“, sagte. „Wie geht es ihnen, ist ihnen übel, unwohl oder schwindelig“? Ich verneinte alles. Es war halb sechs Uhr abends „Dann bringen wir sie zurück auf die Bettenstation“. Auf meinem Platz stand ein mobiles Überwachungsterminal, mit mehreren Kabeln wurde ich damit verbunden. Eine Krankenschwester kam vorbei und sagte:“ Wir haben für sie vom Abendessen etwas zur Seite gelegt, möchten sie essen?“ Seit gestern abends bin ich nüchtern, herzhaft biss ich in das Schinkenbrot. Aus dem Tageheft…