Die Beziehungen sind im Eis festgefroren.
Wahrscheinlich erleben es andere Personen auch, dass sie froh sind, wenn die Feiertage vorbei sind. Zu den sensiblen Feiertagen zählen die Weihnachtsfeiertage und die Tage um den Jahreswechsel. Jährlich bin ich immer wieder überrascht, welchen Tsunami an Gefühlen diese Feiertage auslösen. Damit ist die Wucht der Erinnerungen im Herzen, im Gemüt und im Bauchgefühl gemeint, welche an den Feiertagen ausbrechen und die äußeren Körperregionen erreichen. Dann kann man den Tsunami nicht mehr zur Seite schieben oder kaschieren. Die äußeren Zeichen werden unübersehbar. Ähnlich der Grippe, welche auch in der Winterszeit Saison hat. Ausgehend von den Nasennebenhöhlen, dem Rachenraum und dem Bauch tobt schon ein längerer Kampf zwischen den Grippevieren und den Kämpfern des Immunsystems. Erst nach und nach wird es sichtbar, dass die Grippeviren den Kampf gewonnen haben, mit einem hochroten Kopf, den Schüttelfrost Attacken, Schweißausbrüchen und fiebrigen Augen.
Der weihnachtliche Stimmung Tsunami lässt alte seelische Verletzungen in den Beziehungen unter den Familienmitgliedern wieder aufbrechen. Es gibt kaum Verbindungen, welche nicht betroffen sind. Einerlei ob zwischen Kinder und Eltern, welche sich von den Eltern abgewendet haben oder zwischen Eltern und Kinder, welche die mangelnde Fürsorge beklagen. Kinder, welche als Erwachsene mit ihren Eltern abrechnen und ihnen fehlende Elternliebe vorwerfen. Eltern, welche dem geschäftlichen Erfolg nachgejagt sind und die Gefühle zu den Kindern in Banknoten abgestattet haben. Anderseits haben die Banknoten ihnen das Leben erleichtert und sie immer mehr an finanziellen Zuwendungen verlangt. Sind die Beziehungen im Eis festgefroren, wie ein Schiff im Polareis eingeschlossen, dann kommt die weihnachtliche Wärme zu spät. Die Wärme des Neugeboren in der Krippe, nicht die der Weihnachtsbeleuchtung über jeder Straße und in besonders üppiger Form in den Gängen der Einkaufszentren. War es vor Jahrzehnten in den Kirchen noch flackernder Kerzenschein, so dominiert heute das kalte eisblaue Licht. Die heimelige Weihnachtsstimmung entfaltete sich beim Brennen der Wachskerzen am Christbaum. Als Kinder blickten wir fasziniert auf die Kerzen und nicht auf eine elektrische Weihnachtsbeleuchtung. An den Tannenzweigen hingen Engelshaar, Eislametta und Christbaumkugeln verziert mit dem Kerzenwachs der vergangenen Jahre. Dazwischen Likörfläschchen, Christbaumbehang aus Marzipan und Schokolade. Verlockende Süßigkeiten, denen wir Kinder schon am Christtag erlegen sind.