Spaziere ich an einem Winterabend über die Wiese auf der Genottehöhe, wird es um mich nie ganz dunkel. Über der Stadt liegt ein heller Schein, verstärkt durch die Weihnachtsbeleuchtung, auf dem Schnee spiegelt sich das Licht des Mondes. Die hohen Fichten am Waldrand weisen den Weg. Aus dem dunklen Wald treten zwei Rehe und scharren mit ihren Hufen unter den Sträuchern. Es wird von Wohnungseinbrüchen an den Stadträndern berichtet und manche Menschen fürchten sich am Abend spazieren zu gehen. Auf mich wirkt der Winterwald beruhigend.
Während meiner Lehrzeit bin ich abends von der Bushaltestelle in Olsach zu Fuß nach Politzen am Berg gegangen, zu jeder Jahreszeit. Für den Heimweg brauchte ich etwa eine Stunde. Nach einer Viertelstunde lagen die Häuser der Siedlung hinter mir und ich überquerte den Talboden. Im Winter war es dunkel, außer an den Vollmondtagen. Bei Mondschein konnte ich jede Bewegung von Weitem erkennen, auch die Rehe, die vor mir flüchteten. Die Temperaturen waren in den klaren Winternächten frostig. Selten begegnete ich auf dem Nachhauseweg einem Nachbarn. Auf der Bahnstrecke von Spittal nach Villach huschten die Züge als Leuchtwurm vorbei. Nach passieren des Bahnschrankenwärterhauses konnte ich die Abkürzung durch das Schilf nehmen, das Sumpfgebiet ist in den Wintermonaten zugefroren. Am Politzner Berg ging ich an einigen Bauernhäuser vorbei, die Menschen sasen in der Stube beim Abendessen. Aus den Viehställen hörte ich das Schnaufen und Wiederkäuen der Kühe, die Pferde begannen zu wiehern, wenn ich am Stall vorbeiging. Auf den letzten hundert Metern wurde ich vom Hofhund „Wächter“ erwartet, er sprang winselnd an mir hoch. Ich gab ihm ein Stück von meinem Jausenbrot, das ich für ihn aufgespart hatte.
Der Freund.
Lieber Franz,
Du im Außen in der Welt, die Menschen geschützt unter ihresgleichen.
Du zwischen den Welten, ein Wanderer, ein Streicher, die Menschen immer unter sich.
Hunden kann man trauen.
Sie sind treu.
Was für eine Stimmung hast Du da eingefangen?!!
liebe Grüße
elisabeth
Franz,
etwas ähnliches erinnere ich auch. Vor etwa 20 Jahren bin ich nach der Arbeit immer hoch zum Wald gegangen, für 45 Minuten oder auch mal 2 Stunden. Dieses Spazierengehen wurde zur Manie, es beruhigte mich und erdete mich. Wohl 4000 – 6000 km bin ich so gegangen, ich habs mal durchgerechnet.
Irgendwann lies ich es sein, aus unerfindlichen Gründen. Ich kam mir so merkwürdig vor – der Gerhard war immer auf dem Weg zum Wald, fast immer zur gleichen Zeit. Fast wie eine Gehmeditation
Gruß
Gerhard
Hallo Elisabeth!
Du siehst die Episode aus einem anderen Blickwinkel, dem Gemütswinkel. Ich habe Details erzählt, ich habe dabei nicht die gesamte Stimmung vor Augen gehabt. Ich bewege mich seit der Jugend um die Menschen “herum”.
Gruss schlagloch.
Hallo Gerhard!
Schade, dass du damit aufgehört hast oder hast du den Wohnort gewechselt? Thomas Bernhard hat gesagt: “Würde er nicht regelmäßig gehen, würde er verrückt werden.” Ein Buch von ihm heißt “Gehen”.
Gruss schlagloch.
Es gibt viele Geher, gerade unter spirituellen Menschen!
Nein, den Wohnort habe ich nicht gewechselt. Es schmeckte mir plötzlich nicht mehr.
Danke für den Hinweis.
Gruß
Gerhard
Hallo Schlagloch!
Ja, früher war alles noch ein wenig ruhiger. Man konnte auch unbesorter nachts auf die Straße gehen, auch von Dorf zu Dorf weitere Strecken durch den Wald laufen. Kenne ich auch noch sehr gut.
Heute würde ich es mir wahrscheinlich nicht mehr trauen. Man ist unbeweglicher, nicht mehr so fit, ängstlicher, dass man vielleicht stürzt und die Zeiten sind gefährlicher.
Liebe Grüße
Grey Owl
Hallo GreyOwl!
Am wenigsten Angst macht mir das Spazierengehen im Wald, weil es gibt “ertragreichere” Plätze, wo man jemanden auflauern kann.
Gruss schlagloch.