Beim Eingang zur Napoleonwiese liegt am Boden ein verfaulter und verwitterter Baumstamm, er beherbergt ein Ameisennest. Ein Teil des Nestes ist für alle Spaziergänger sichtbar und wird auch übersehen. Manche kommen im Laufschritt vorbei, andere mit zwei Nordic Walking Stöcken, andere ziehen an der Leine vom Hund, neigen ihr Ohr dem Handy zu und nehmen etwas anderes wahr. Kaum jemand beachtet die Veilchen, die Windbuschröschen, die Vergissmeinnicht und das frische Gras. Der Ameisenhaufen ist schwarz, er quillt von den frisch geschlüpften Ameisen über. Sie müssen ihren Platz im Ameisenstaat erst finden. Wer ist der Platzanweiser für tausende neue Einwohner. Dazwischen kommen Ameisen mit einem zehn bis fünfzehn Zentimeter langem Stück dürrem Holz daher und bringen es auf dem Ameisenhaufen in Stellung. Stossen sie mit dem Holzstück irgendwo an, dann drehen sie dieses so lange bis es weiter geht. Niemand kommt zu Hilfe, das Gegenteil ist der Fall, viele Ameisen klettern über das Hindernis hinweg. Warum sind es nur ein einzelne Ameisen, die mit einem Holzstück kommen? Für einen Außenstehenden Beobachter laufen die Anderen nur kreuz und quer umher. Von wem haben sie die Befehle, dies oder jenes zu tun, wer steuert die „Holzsammler” unter den Ameisen. Hat eine Ameise einen freien Willen oder ist es der Wille des Ameisenstaates, den es schon länger gibt als die Menschen.
Bei uns wird darüber geforscht und spekuliert, dass es den freien Willen des Menschen gar nicht gibt. Unsere Handlungen werden im Gehirn in einem chemischen Prozess festgelegt, bevor wir sie als solche erkennen. Im Nachhinein werden die Handlungen von uns, als unser freier Wille bestätigt. Wessen Wille war es, dass ich diesen Text geschrieben habe?
Mein Wille.
Wir werden nie erfahren, wie alles zusammenhängt. Daß selbst so etwas “Einfaches” wie eine Entscheidung treffen in Wirklichkeit komplex ist und in seinen Zusammenhängen nicht durchschaubar, ist eigentlich tröstlich.