In diesem Jahr gedenken wir des fünfzigsten Todestages von Albert Camus, er ist im siebenundvierzigsten Lebensjahr bei einem Autounfall gestorben. In einer Tagebucheintragung schrieb er: „In fünfundzwanzig Jahren bin ich siebenundfünfzig Jahre alt und trotzdem vergeude ich meine Zeit mit Nichtigkeiten“. Zu diesem Zeitpunkt wusste er nicht, dass sein Leben um zehn Jahre kürzer sein wird. Mit „Nichtigkeiten“ meinte er wahrscheinlich die Alltäglichkeiten des Lebens, die ihm viel von der Zeit zum Schreiben geraubt haben. Diese Feststellung werden andere schöpferische oder wissenschaftlich tätige Menschen auch machen. Sie wirft eine Reihe von Fragen auf: Wie entledigt man sich der Alltäglichkeiten, wie viel Kontakt braucht es zu den Familienmitgliedern und anderen Menschen. Geht die Fantasie verloren, wenn man sich von den Mitmenschen völlig isoliert, sind Künstler überhaupt beziehungsfähig? Besteht das Glück darin, sich in einem Kosmos von verständnisvollen Menschen zu bewegen.
Schreibzimmer.
Hallo Schlagloch,
ja, was war mit “Nichtigkeiten” gemeint? Das hat Camus vermutlich nicht im einzelnen dargelegt, wieso sollte er auch.
Wir verwenden Worte so, als wäre ihr Inhalt genau definiert. An diesem Fall sieht man ja sehr deutlich, daß überhaupt nichts klar ist.
Mit Nichtigkeiten könnten der Gedankensalat gemeint sein, der den Kopf tagtäglich durchwandert. Oder es könnten Zwistigkeiten sein. Oder es könnte so etwas sein wie das Verhalten eines Mannes, der in seinem Zuhause ständig die Einrichtung umstellt, um sich besser zu fühlen, aber nicht die eigentliche Konsequenz zieht, sich eine neue Wohnung zu besorgen. Schrauben am falschen Ort und an den falschen Dingen.
Wer sagt einem, wann man Gold in den Händen hat und wann nicht.
Gruß
Gerhard
Hallo Gerhard!
Wie ich die Tagebuchstelle von Camus verstanden habe, dann hat er mit Nichtigkeiten schon den “Alltagskram” gemeint. Die Organisation des Alltages hat schöpferische Menschen oft belastet.
Gruss schlagloch.
Hallo Schlagloch,
ich pflichte Dir hier bei.
Aber: Ist es gestattet und sinnvoll, einer mathematischen Gleichung wegen auf die Organsisation des Alltags zu verzichten? Ja, wenn ich einer Weltformel auf der Spur bin, schon. Andere allerdings müssen dann den Alltag für das Genie besorgen.
Gruß
Gerhard
Grüss Gott Schlagloch,
ich glaube dass es überhaupt keine “vertane” Zeit gibt. Dass Künstler Schwierigkeiten im Alltag ( Leerer Kühlschrank z.B.) haben ist mir bekannt.
Wenn es wirklich vertane Zeit im Sinne von ungeliebter Arbeit gibt dann
hat es den Fabrikarbeiter oder einen sonstwie Malochenden wesentlich härter getroffen als den Künstler. Da trifft die Einstellung oder besser Massgabe zu: Es ist egal was du tust. Es kommt darauf an ob du es mit Liebe tust.
Liebe Grüsse//Erika
Hallo Erika!
Kommt man seinem Lebensziel näher, dann wird man die Arbeit und die Zeit als sinnvoll empfinden. Meistens gibt es dabei Durststrecken.
Gruss schlagloch.
Durch die Widerstandskämpfer gegen den Na-
tionalsozialismus und Christen ohne Jesus
Jean-Paul Sartre und Albert Camus entschied
sich der Kampf zwischen dem 2 CV und dem
VW zugunsten des VW – aber nur mit der Hilfe
des englischen Automobils: und bis zu welchem
Jahr u.Z.?
Existentialismus ist an seinem Ursprung, bei Sören
Kierkegaard, doch ganz gewiß christlich: und wirft
am Beginn des 19. Jahrhunderts schon der Natur-
wissenschaft und der Technik den Fehdehandschuh
hin. Jean-Paul Sartre ist im 20. Jahrhundert wohl in
noch höherem Maß technikfeindlich und ein Feind der
Naturwissenschaft. Nun beginnt aber eine Moderne
am Anfang des 16. Jahrhunderts mit der Technik und
der Naturwissenschaft: nämlich doch mit der Tempera-
turmessung, die Griechen und Römern unbekannt war.
Kann man sich genug wundern, daß so etwas einfa-
ches wie das Thermometer – und damit unser Mythos
“Energie” – von den Griechen und Römern nicht er- bzw.
gefunden werden konnte? In die Richtung einer Erklärung
hiefür schreiten wir wohl, wenn wir bedenken, daß Tem-
peraturmessung aber von Beginn an ein äußerst rätsel-
haftes doppeltes Phänomen ist: ist messe ja Strahlung
einerseits und Wärme, die berührt, andrerseits. – Einen
Christen kann man Sartre ohne weiteres wohl nicht nen-
nen. Aber zuletzt: Sartre war doch zweifellos bewußt, daß
das Urchristentum links stand. Der JAKOBUSBRIEF ver-
bietet strengstens, sich einem Reichen der in die christ-
liche Versammlung kommt, bevorzugt zuzuwenden. Ich
frage noch einmal: welche 430 Jahre der Geschichte nach
1000 u.Z. drohten, das Christentum zu einem Christen-
tum der Reichen zu machen? Und durch welche Nation ge-
schieht das?
Korrektur: am Anfang des “17. Jahrhunderts”, muß
es natürlich heißen, beginnt die Temperaturmessung
(und: “etwas Einfaches”). Evident ist wohl, daß ich
sagen wollte, daß die Kirche der Technik und Natur-
wissenschaft entgegentreten muß; insbesondere auch
der Rolle, die Technik und Naturwissenschaft in der
Erziehung spielen sollen. Besser in dieser Stunde als
in der nächsten.