Er hatte auch heute nach dem Wachwerden auf die Straße gehorcht, um zu hören, welcher Tag ist, ein Wochentag, ein Samstag oder ein Sonntag? Urban braucht dazu keinen Kalender, er horcht auf die Geräusche der vorbeifahrenden Autos. An Wochentagen ist in der Früh starker Berufsverkehr, an Samstagen sind es bedeutend weniger, an Sonntagen ist es in der Früh auf der am Haus vorbeiführenden Straße fast autoleer. Urban orientiert sich an seinem Autoverkehrskalender, womit sich gut Wochentage, Samstage und Sonntage unterscheiden lassen. In seinen Rückblicken stößt Urban auf eine Begebenheit, die verursacht hatte, dass beim zweiten Spaziergang die Erfahrungen des ersten Spazierganges ihn zu einer Folgereaktion veranlassten. Beim ersten Spaziergang hatte er sich vor einem Stück Schlauch, welches am Schotterweg lag, gefürchtet. Er hatte später gesehen, dass dies ein Schlauch war und keine Schlange, aber einer Schlange sehr ähnlich war. Seine Furcht war Schlangenbezogen. Beim zweiten Spaziergang war Urban auf den Schlauch, vor dem er noch immer eine schlangenbezogene Angst verspürt hatte getreten, um darüber hinwegzukommen. Es war in ihm eine vom Gefühl her berechtigte Angst, die aber gegen sein Wissen stand.
Er vermutet jetzt, dass er nach Überwindung der Gefühlsangst den Wind gespürt hat, der während der Zeit des Gehens vorhanden gewesen sein wird, weil in der Schütt immer der Wind weht. Dies war einer der Gründe, weshalb er hier spazieren ging. Anstatt der Zuneigung für den Wind, begann er den Wind abzulehnen. Zuerst die Vorliebe und jetzt der Hass. Ihm war zu viel, dass der Wind andauernd wehte, er wünschte sich ihn nur zeitweise. Er sieht in der Zuneigung die Abhängigkeit, Hass ist Zuneigung.
DIE EINZIGE FRAGE
Zum Kommunismus gibt es nur eine einzige Frage:
die Frage nach der Sexualität des Kommunismus.
Die Antwort war: es gab keine Sexualität des Kom-
munismus. Auskunft erhalten können wir von Simone
W e i l , der Gastgeberin Leo T r o t z k i s . Si-
mone Weils Spitzname “la vierge rouge” – “die rote
Unberührte” – ist ein brauchbarer. Es gab keine
Sexualität des Kommunismus. Für eine Kommuni-
stin halte ich auch Simone de B e a u v o i r , sie
beneidete Simone Weil.
“Schuld an allem” aber – der Gedanke kam mir vor
etwa einer Stunde deutlicher mit einer Gewißheit, die
etwas Irrenanstalthaftes hat – ist eine dritte Frau.
Welche Frau ist “schuld daran”, daß es keine Sexuali-
tät des Kommunismus gab?
Herr B. B.
Was ist unter dem Begriff “Sexualität des Kommunismus” zu verstehen?
Gruss schlagloch.
Good morning, Schlagloch,
müssen wir aber nicht den Begriff “Sexualität” de-
finieren, bevor wir “Sexualität des Kommunismus”
definieren?
Daß der “Prostituiertenmörder” Friedrich O. in Graz
gerichtet werden soll, scheint nur logisch: obwohl
er in Graz wohl gar keine Tat mit Tötungsabsicht be-
ging. Er übersah nur das Maß in seiner seinem Be-
griff von Sexualität entsprechenden Leidenschaft.
Man schien im Kulturraum Wiens, Niederösterreichs
und des Burgenlandes ja auch nicht in der Lage, die
Aussage des Werkes Alfred Hrdlickas zu rezipieren.
– Im Katalog für die große Grazer “Dorotheums”-
Kunstauktion vom “2. und … 3. Dezember” wird auf
Seite 72 auch eine Bild “Urtheil” angeboten, “mono-
grammiert ML”. – Von besonderem Interesse schiene
in diesem Zusammenhang als Maler des Nationalso-
zialismus und danach des Sozialismus auch Franz
T r e n k (1899-1960). Auch er soll in Graz versteigert
werden. Er scheint zwar über die Sexualität des Na-
tionalsozialismus einerseits und außerhalb des Na-
tionalsozialismus andrerseits wenig auszusagen. Trotz-
dem. – Widersprüchlich ist der Artikel “Sexualität” der
“Wikipedia” (von mir – als Mitarbeiter der deutschen
Wikipedia! – vor weniger als 1 Stunde angeklickt).
Hier wäre menschliche “Sexualität” einerseits “Aus-
druck” von “Liebe”. Andrerseits wird “Sexualität”
grundsätzlich als ein tierisches Verhalten analysiert.
– Eine junge Dame führte zuletzt mit mir nicht ohne
Emotion ein Streitgespräch: ich solle zugeben, daß es
“Sex” ohne Liebe g i b t .
Kanonen und Spatzen
Zu “Norbertine Bresslern-Roth” – “22.11.2010, 01:29” –
auf dem Blog “Alfred Hrdlicka” (“w w w. stadt-wien.at”)
Man schien sich aber zu bemühen herauszufinden,
warum präzis wirklich die B l a u m e i s e im Herbst
von Tongern-Maastricht nach Toulouse flog.