Jedes Jahr im Herbst zieht der Dreiländerflohmarkt, der am Hauptplatz und rund um die Stadtpfarrkirche stattfindet, Besucher aus den Nachbarregionen und allen Bevölkerungsschichten an. Die Aussicht, für wenig Geld etwas Kurioses oder Nützliches kaufen zu können, lässt schon am frühen Morgen die Leute auf den Hauptplatz strömen. Er ist der Börsenplatz des „kleinen Mannes“ mit der Möglichkeit des Verkaufens, Kaufen und Handeln, mit der Aussicht auf ein Schnäppchen. Die Innenstadt verwandelt sich zu einem Marktplatz mittelalterlicher Prägung, wie ich es aus historischen Filmen kenne. Dort war der Markt ein zentraler Ort des täglichen Lebens. Gerade in Städten die am Meer oder an einem Fluss gelegen waren, trafen Waren aus allen Weltgegenden ein, wurden verteilt und weiterverkauft. Ähnliches sieht man heute noch in einer Fernsehdokumentation aus einer Stadt in Indien, Türkei oder Algerien. Gezeigt werden Menschenschlangen die sich durch zumeist schmale Gassen drängen und Händler, die lautstark und mit vielen Gesten versuchen ihre Ware den vorbeieilenden Menschen anzupreisen. Von diesen Bildern lasse ich mich verführen und mische mich unter die Flohmarktbesucher. Die verschiedenen Sprachen vermischen sich zu einem Gemurmel, dazwischen tönt eine Lachsalve , eine gebieterische Stimme verlangt nach Aufmerksamkeit und manche Zurufe der Händler untereinander klingen so, als würden sie über die Köpfe der Besucher hinweggehen. Der Trödelmarkt ist ein buntes Gemisch von brauchbaren und unbrauchbaren Waren, von Zweckdienlichem und Sammlerstücken. Er ist das Gegenteil von den steril wirkenden Läden der Handelsketten und braucht keine künstlichen Dekorationselemente um Stimmung zu erzeugen. Die Tandlerinnen und Tandler sind jeder ein Original für sich, mal in luftigen Kleidern, mit großen Dekolleté um den Kaufreiz zu erhöhen, mit Bärten und ausgefallenen Hüten. Eines ist allen gemeinsam, der gelangweilte Gesichtsausdruck, als wollten sie von ihrem Tand nichts verkaufen und doch lugen sie unter den Hüten und Schirmmützen hervor und versäumen keinen, der einen Blick auf die ausgestellte Ware wirft. Schon die Geste, wie jemand nach einer Porzellaneule greift, lässt den Preis im Kopf der Händlerin ansteigen, von fünfzehn Euro auf zwanzig Euro, um dann beim Feilschen nach dem lautstarken Protest des Kunden, zwei Euro nachzulassen.
Fortsetzung….