Über die Vorhaben liegt ein Schleier wie im November, die Ungewissheit drückt auf das Gemüt. Langjährige Rentner geben Einblick in das Rentnerparadies, wobei Fernreisen und das Überwintern auf einer Insel im Süden eine gut dotierte Rente voraussetzen. Die anderen suchen um einen Zuschuss zu einem Kuraufenthalt an, anstatt eine Weltreise zu buchen. Sie müssen jeden Termin akzeptieren, weil sie Zeit haben. Ihr Alltag besteht darin, dass sie halbe Tage in den Wartezimmern der Fachärzte verbringen. Mit dem Schritt vom Arbeitsleben in den Ruhestand beginnt ein neuer Lebensabschnitt, wenn dieser Wechsel radikal durchführt wird und keine Hintertür offen bleibt. Man beginnt die letzten Jahrzehnte zu beurteilen, eine Bilanz zu erstellen. Die Ärgernisse während des Berufslebens vergisst man schnell, man übt sich in Nachsicht. Das Leben wird auf den Kopf gestellt, seit der Geburt ist es bergauf gegangen, mit Beginn der Pension geht es bergab.
Die Generation sechzig plus wird heftig umworben: Vom Lebensmittelhandel mit light Käsesorten, von den Drogeriemärkten mit Nahrungsergänzungsmitteln, von den Apotheken mit Vitamintabletten, von den Volkshochschulen mit Computerkursen für Einsteiger und von den Fitnesscentern mit schonender Wirbelsäulengymnastik. Die Reisebüros bieten spezielle Tagesausflüge und Kurzurlaube für ältere Menschen an. Wohlgesinnte und doch etwas neidische Freunde versorgen sie mit Reiseprospekten, sowie einem Zehnerblock für den Besuch des Thermalbades. Nach dem Motto: Am Wochenende in das Bad und monatlich einen Busausflug. Tagesausflüge sind beliebt, weil sie preiswert und bei der Busfahrt ein Mittagessen und eine Kaffeepause inkludiert sind. Den meisten Senioren ist dabei die Geselligkeit wichtig und das sie zu Mittag zwischen drei Menüs wählen können. Gibt es dazu Musik mit der Ziehharmonika, steigt die Stimmung. Dazwischen steht die Besichtigung eines Heldendenkmal, eines Wasserfalles oder einer Kirche am Programm. Der Vorteil ist, dass der Bus nahe an die Sehenswürdigkeiten heranfahren kann und die Reisenden brauchen nicht weit zu laufen. Sorgt der Buschauffeur auf der Heimfahrt für heitere Stimmung, dann gibt es am Ende der Fahrt reichlich Trinkgeld.
Vom Abschied nehmen berichten viele Lieder und Gedichte. Zuerst denkt man an den Abschied von einem verstorbenen Menschen. Dieser Abschied ist ein Schnitt in das Herz, der eine Narbe hinterlässt. Das Blut fließt nicht mehr frei, von daher kommen die Schmerzen im Brustbein. Die Beschwerden richten sich danach wie nahe man dem Menschen gestanden ist. Ein Weggang ist, wenn man aus seiner Wohnung, von seinem Ort, aus dem Tal wo man jahrelang gelebt hat, wegzieht. Einen Berggipfel, eine Felswand, auf die man täglich geschaut hat, verlässt. Der Dobratsch wechselte mit den Tages- und den Jahreszeiten seine Farbe. Beim Blick auf die “Rote Wand” habe ich in ihr oft etwas Neues entdeckt. Der Berg hat mich getröstet, hat mir Ratschläge gegeben und hat mir Ruhe geschenkt. Er hat mir zugeflüstert: „Auf diesen Felsen kannst du dein Leben bauen“.