Das Gewissen ist etwas sehr persönliches, zudem man anderen keinen Zutritt gewähren will. Es ist ein Regulierungsorgan in der Psyche, bei den Christen sagt man dazu Seele, mit der man für sich das Gute vom Bösen unterscheiden kann. Je nach persönlicher Empfindlichkeit regt sich das Gewissen bei dem Einem früher, beim Anderem später. Die einen plagen Schuldgefühle, sagen sie zur Partnerin ein lautes Wort, die anderen finden es normal, brechen sie einen handfesten Streit vom Zaun. In der Fußgängerzone der Draustadt empfinden manche beim Anblick eines Bettlers ein Unwohlsein, denken sie dabei an ihren eigenen Wohlstand. Aus Mitleid greifen sie in die Tasche um einen Euro zu geben. Andere gehen auf die Bettler zu und beschimpfen sie, am liebsten würden sie sie davonjagen, zurück in die Oststaaten. Von manchen Straftätern sagt man, sie haben kein Gewissen. Im Umgang mit den Nächsten ist das Gewissen unverzichtbar. Die Wirtschaft lebt es vor, wie schädigend man mit den Bedürfnissen der Mitarbeiter umgeht. Die persönliche Befindlichkeit der Arbeiter spielt keine Rolle, es geht nur darum wie hoch der Konzerngewinn ist. Von den Managern in staatsnahen Betrieben wird es vorgelebt, wo mit nicht nachvollziehbaren Berechnungen Bezüge kassiert werden, die in keinem Verhältnis zu dem Verdienst eines Durchschnittösterreichers stehen. Ein anstößiges Beispiel sind die Pensionen der Angestellten der österreichischen Nationalbank. Die monatlichen Pensionen liegen zwischen drei- bis fünftausend Euro, die Spitzenpensionen darüber. Sie haben mit einer Klage dagegen Einspruch erhoben, dass sie einen Solidaritätsbeitrag von etwa dreihundert Euro jährlich zahlen sollen.
Die Straßenseite wechseln Menschen, die einem gegenüber ein schlechtes Gewissen haben. Sie verhalten sich so, als hätten sie einen nicht gesehen, weil sie einen ausgeborgten Geldbetrag nicht zurückgezahlt haben. Bei einer geschäftlichen Abmachung das Wort nicht gehalten haben und aus einem fadenscheinigen Grund eine Provisionskürzung vornehmen. Sie leben solange selbstzufrieden, bis man sich zufällig begegnet. Falsche Scham wäre es, sich als Geschädigter zu schämen und zu versuchen der Begegnung auszuweichen.
Putzfetzen.