Das Erdbeben vom 6. Mai 1976, dessen Epizentrum in Friaul lag, war auch in Arnoldstein zu spüren. Ich erlebte das Erdbeben nicht als Rütteln, wie man es gemein hin annimmt, sondern wie einen starken Seegang. In der Wohnküche saß ich auf einem Stuhl beim Esstisch und plötzlich wurde der Stuhl von einer Welle erfasst und in die Höhe gehoben. Für einen Moment glaubte ich, ich würde mit dem Kopf am Plafond anstoßen, dann senkte sich der Stuhl wieder. Es war ein gespenstischer Moment. Erst dann, es war neun Uhr abends, vernahm ich ein Bersten und Knirschen und einzelne Dachziegel fielen vom Nachbarhaus auf die Straße. In Friaul starben bei dem Erdbeben fast tausende Menschen.
Wähle ich bei der Fahrt nach Gemona die Bundesstraße durch das Kanaltal, werde ich in Resiutta an meinen Autounfall vor zirka vierzig Jahren erinnert. Dem glücklichen Umstand, ein Dank an meine Schutzengel, dass ich am Lkw, der quer über die Fahrbahn zu stehen kam am Vorderreifen aufprallte, verdanke ich mein Leben. Wäre ich mit meinem Auto unter die Ladefläche geraten, hätte dies wahrscheinlich tödlich geendet. Nach dem Polizeiprozedere verließ ich unter Schock den Unfallort, überquerte die Bundesstraße und steuerte auf den Bahnhof vis a vis zu. Dort stieg ich in den nächsten Zug nach Kärnten ein. Nach dem Neubau der Bahnstrecke Tarvis/Udine wurde die aufgelassene Bahntrasse asphaltiert und dient den Radfahrern als Radweg. Im Herbst bin ich in voller Frische mit dem Fahrrad an meiner Unfallstelle vorbeigefahren.
Radlobby