Bei einem Spaziergang durch Bad Ischl, zu Beginn der Corona Krise, kam mir der Ort so unwirklich vor. Der malerische, immer noch ein bisschen verstaubt wirkende Kurort, für den Kaiserin Sissi und Kaiser Franz Josef, der hier im Jahre 1916 mit Dreiundneunzig Jahren verstorben ist, als wichtigste Werbeträger fungieren. Ein besonderes Highlight ist der Kaiserpark mit der Kaiservilla, ein Muss für jeden Kurgast. Was der gute alte Kaiser wohl zur Corona Krise sagen würde? Einige Hiesige sind sich einig, unter dem Kaiser hätte es kein Corona Virus gegeben. Die Spaziergänger an der Esplanade, welche einen Cappuccino beim Zauner trinken, sind verunsichert. Sie sollen sich vor etwas in Acht nehmen und schützen, dass sie nicht sehen, angreifen, riechen oder schmecken können. Ein wenig erinnert mich die Gefühlslage an die Tage nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl. Plötzlich sollten wir in den Wohnungen bleiben, nicht nach draußen gehen, keinen Gehsteig kehren und die Kinder nicht im Freien Spielen. Das Gemüse aus dem Garten, die Pilze oder das Wildbrett war plötzlich nicht genießbar. In meiner Erinnerung haben die Vögel kaum gezwitschert, ein Ausdruck war gebräuchlich, der stumme Frühling.
Gerade so wie zu Tschernobyl Zeiten beginnt jetzt draußen der Frühling, ein heimtückischer Zeitpunkt für den Ausbruch der Epidemie. Vielfach haben wir den Kontakt zur Natur verloren, jetzt sollen wir auch Abstand zu den Mitmenschen halten. Viele ältere und manche kranken Menschen konnten gerade aufatmen, dass der Winter vorbei ist, da gibt es eine neue Bedrohung. Mitten in die ersten Frühlingsgefühle kommt eine Warnung, aber von wem?
covid-19/4
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