aktionsapp

In meiner Gesäßtasche steckt der Einkaufszettel, welchen ich gleich nach dem Eintreten in den Supermarkt zücke. Auf dem Einkaufszettel gibt es eine gewisse Ordnung, so wie die Lebensmittel vom Eingang bis zur Kassa gelagert sind, schön nach Warengruppen. Benütze ich immer wieder denselben Supermarkt, lässt sich zu Hause der kürzeste Einkaufsweg planen. Etwa zweimal jährlich verliert der Plan im Kopf seine Gültigkeit, weil die Handelskette die Anordnung der Waren im Supermarkt verändert, auf den Kopf stellt. Umräumen, dabei werden auch Waren, die wenig gekauft werden, aussortiert. Marktschreierisch die Regale durch regionale Waren befüllt. Die Regionalität des Angebots wird gerne betont, in einem durchschnittlichen Supermarkt ist der Aufsteller mit Regionalen Spezialitäten eine Alibihandlung. Die Treuepunkte und die Bonuspunkte und die Pickerln sogen nur für Verwirrung.   

Die Aktionen, welche auf den bunten Prospekten aus dem Brieffach quellen ist etwas für Spezialisten und die Preisvergleiche meist der Mühe nicht wert. Der Zugriff bei den Eigenmarken lohnt sich regelmäßig und man braucht nicht mit dem Aktionszettel oder der Actions App durch das Geschäft balancieren. Es ist raffiniert und psychologisch durchdacht, welchen Namen die Eigenmarke haben. Das S-Budget, da muss ich neidlos anerkennen, dass der Name schon Programm ist. S-Budget wie Sparbudget. Wer fühlt sich nicht angesprochen, wenn eine Lebensmittellinie clever heißt? Jeder würde sich, wird er danach gefragt, als clever bezeichnen. Findige Fernsehreporter haben es auf den Punkt gebracht, dass die Eigennamen der Lebensmitteldiskonter zumeist von einem Markenhersteller produziert werden.  Damit werden Leerzeiten in den Produktionsstätten gefüllt. Mit Stolz endet bei mir der Einkauf, wenn ich die Lebensmittel vom Laufband in den Einkaufswagen befördere und danach die Rechnung kontrolliere. Ganz oben steht am Kassenzettel, die Ersparnis beim Einkauf beträgt heute -.45 Cent.

semmelgourmet

Zeitweise bin ich für den Einkauf der täglich benötigten Lebensmittel zuständig. Stimmt das Vorurteil, dass Männer, werden sie zum Einkaufen geschickt, sich nicht an den Einkaufszettel halten? Die Partnerin meint dies wisse sie verlässlich, dies sei schon in ihrer Familie so gewesen. Ihre Mutter hat sich öfter beschwert, dass der Vater zu viel und zu große Portionen einkaufte. Zusätzlich Artikel welche nicht gebraucht wurden. Wahrscheinlich ist dies ein Reflexreaktion, dass Männer etwas kaufen bei dem sie zu kurz kommen, wenn die Frau den Einkauf erledigt. Dabei ist für eine Tüte Chips oder eine Tafel Schokolade kein Platz. Auf jeden Fall, wenn das Haushaltsbudget nicht groß ist, oder die Hose beim Mann um den Bauch zu eng wird.

Der Generationenunterschied zeigt sich beim Einkaufsverhalten im Supermarkt. Gleich nach Geschäftsöffnung kommen die Semmelgourmet und holen sich die backfrischen Semmeln für das Frühstück, der Fitnessmarsch ist gleich inkludiert. Gestützt auf das Einkaufs Waggerl stehen ältere Personen mit ernstem Gesicht im Gang vor den Regalen. Die Stirn in Falten gelegt gehen sie die Regale ab um dann, bei der Kassa drei Artikel auf das Förderband zu legen. Sie besuchen fast täglich den Lebensmittelmarkt, es ist ein fester Termin am Vormittag und der tägliche Einkauf wird zu einer sinnstiftenden Tätigkeit. Kunden, welche einen handgeschriebenen Einkaufszettel aus der Jackentasche ziehen, gehören  zu der älteren Generation. Penible streichen sie mit einem Kugelschreiber jede Position am Einkaufs Zettel, die sie in den Einkaufskorb legen, durch. Bei den Kundinnen, welche sich mit Schwung durch den Supermarkt bewegen, mache ich gerne einen Schritt auf die Seite. Hin und wieder werfen sie einen Blick auf ihr Smartphone, wo die Einkaufsliste gespeichert ist. Dazwischen wird mit der Freundin geplaudert. Werden dabei Rezepte ausgetauscht?  

gesundbrunnen

Wie gelingt es, dass der Ärger über eine Situation, über eine verpasste Gelegenheit nicht in eine innere Explosion mündet?  Zumeist betrifft einem eine Explosion selbst am meisten. Die unheilvollen Auswirkungen vergangener Verletzungen von Eltern, Vorgesetzten oder von Familienzerwürfnisse, welche Jahrzehnte andauern können, sind hinlängliches bekannt. Sie belasten und prägen eine Person, dies ist immer wieder Thema den lokalen Gesundheitstagen im Bezirk Villach.

Wie können positive zurückliegende Erlebnisse diese Explosion eindämmen? Würden wir uns bemühen über die erfreulichen Erlebnisse genauso angestrengt nachzugrübeln wie über Enttäuschungen, würden uns viele dieser Begebenheiten einfallen. Eingebettet in ein gesichertes Umfeld sind unsere vermeintlichen Probleme, sind sie nicht lebensbedrohend, beschämend anhand vieler Kriege. Ärger über einen wirtschaftlichen Schaden, der im Urgrund eine versäumte Gelegenheit für mehr Gewinn ist. Wirtschaftlicher Schaden, anderseits verschont von verwüsteten Lebensräumen, zerstörten Wohnungen und unterbrochenen Sozialleben. Unzufriedenheit gründet in einer Unsicherheit wie die Lebensgestaltung in Zukunft sein wird.  Ein Glücksfall, wer im Alter nicht lange zögert und sich einige Gusto Stückeln gönnt. Je nach seinen Wünschen und seinen finanziellen Möglichkeiten. Wer damit hadert, für die eigene Seelen Zufriedenheit nicht in guten Tagen gesorgt zu haben, stimmt traurig. Dazu die Gewissheit, dass man manches nicht mehr verwirklichen kann. Bei körperlichen Einschränkungen die Möglichkeiten entdecken, woran man Freude hat. Das Suchen danach wird mühsamer, wenn man nicht aus dem Gesundbrunnen schöpfen kann.  

endlosschleife

Viele Radioprogramme können wir heute digital über den Fernseher und das Smartphone empfangen. Für Liebhaber klassischer Musik eine Erweiterung der Musiksender. Manchmal scheitert dies daran, wenn man sich bei den Möglichkeiten, welche ein moderner Fernseher bietet, nicht auskennt. Bei den älteren Käufern beliebt, das Gerät zustellen, aufstellen und in Betrieb nehmen lassen. Mit dem Alter kommt die Ungeduld und die Zeit fehlt sich mit der Bedienungsanleitung auseinandersetzen. Es wird der bequemere Weg gewählt, man lässt sich das Wichtigste bei der Lieferung erklären und einstellen. Dieses Service gibt es von den Handelsfirmen nicht kostenlos. Kopfhörer, welche über Bluetooth mit dem Fernseher verbunden werden und ein individuelles Hören ermöglichen, kosten das Doppelte, wenn sie durch eine Elektronikfirma installiert werden. Hätte man die Kopfhörer selbst installiert wäre nur der Kaufpreis zu bezahlen gewesen. Als Irrläufer erweist sich der Versuch beim Fernsehgerät auf gut Glück etwas zu verändern. Vom Glück bleibt nicht viel übrig, da man an Knöpfen und Einstellungen gedrückt hat, die mit dem ursprünglichen Problem nichts zu tun haben. Froh ist man darüber, wenn die Exit Taste als solche gekennzeichnet ist, diese Funktion erfüllt und alle vorherigen Einstellungen wiederhergestellt werden.

Die Funktion der Systemwiederherstellung am PC ist eine nützliche Sache, wenn ich Veränderungen vornehme. Seit den letzten Monaten erhalte ich auf gezielte Fragen vom Copiloten im Microsoft Bing eine detaillierte Antwort. Gut für den Fall, dass das automatische Reparaturservice des Computers in einer Endlosschleife hängen bleibt. Es gibt sehr konkrete und wirksame Vorschläge vom Copiloten um aus der Endlosschleife auszusteigen. Ich weiß nicht wie lange bei anderen älteren PC-Benützern die Geduld reicht, um ein störendes Problem zu beheben. Ich bringe die Geduld von etwa zwei Stunden auf, solange ich einen Hoffnungsschimmer habe. Dabei ziehe ich alles zu Rate, von Google bis Chatbot. Als nützlich hat sich bei der Arbeit an PC- Programmen erwiesen, die Arbeit zu unterbrechen, da ich unaufmerksam werde. Eine neue Zugangsweise kann mir nachts einfallen. Das Spekulieren über die Wahrscheinlichkeit eines Datenverlustes wird zur Endlosschleife. Gefangen in einer Endlosschleife und wie komme ich da wieder heraus? Der PC hat einen Vorteil, bevor der Akku erschöpft ist, fährt sich der PC selbst runter.

Caravaggio II

In den Bildern von Caravaggio mit biblischen Szenen wird nichts verklärt. Seine Modelle für Apostel, für Heilige und für Engel sind nicht Bürger aus dem Adelsstand, sondern Menschen aus den Seitengassen von Rom. Er findet sie in der untersten Gesellschaftsschicht, Herumtreiber, Diebe, Nutten oder Dienstboten. Meine Gedanken zur Predigt waren, wie viele der Gläubigen kennen den Maler Caravaggio? Gibt es unter uns welche, die in einem Museum schon Bilder von ihm gesehen haben? Wer von den Kirchgängern hat sich intensiver mit dem Leben von Caravaggio auseinandergesetzt?  Bei jeder innerlichen Frage sind es weniger Gläubige geworden, bis zum Nullpunkt.  Vor fünf Jahren habe ich eine Caravaggio Ausstellung im Kunsthistorischen Museum in Wien besucht und eine Suhrkamp Basisbiographie erworben. Zwischen den Buchseiten fand ich den Kassenbon, es war der 11. 11. 2019 um 11.52. Er hat kein gottgefälliges Leben geführt, wegen verschiedener Verbrechen war er zeitlebens auf der Flucht, damit er nicht im Kerker landet.

Wie der „Ungläubige Thomas“ bei Caravaggio in die Wunde Jesu greift lässt die Anwesenden erschaudern. In einem Gasthof im Dorfzentrum von Arnoldstein erlebte ich einen Moment des Schauders, wo die Anwesenden vor Scheu zurückgewichen sind. An einem Spätsommerabend, die Theke ist von den Stammgästen besetzt, an den zwei großen Tischen im Gastzimmer sitzen kleine Krätzel und debattierten. Über die Fußballer und die Bundespolitiker, welche von der Lebenssituation der arbeitenden Menschen keine Ahnung haben. Hat ein Minister sich zur Pensionsreform geäußert, war der häufigste Spruch in Arnoldstein: „Dieser soll einmal in der Bude drei Nachtschichten am Ofen machen“. Mit Bude war die Bleihütte der Bleiberger Bergwerks Union und mit Ofen der Schmelzofen zur Bleigewinnung gemeint. Am späten Abend öffnete sich die Gasthaustür und ein muskulärer Mann mit kurzem Haarschnitt, einen fünf Tagesbart, die Unterarme und die Brust tätowiert, trat ein. An der Theke wurde für ihn ein Platz freigemacht, die Umstehenden haben zum Debattieren aufgehört. Mit dem Daumen ist er über den Rand des Bierglases gefahren und hat einen großen Schluck gemacht. Nachdem er das Bierglas auf den Tresen abgestellt hat, sind die Gespräche wieder in Schwung gekommen. Wer er war und warum ihm die Thekensteher einen Platz eingeräumt haben, war mir „Zuagrostn“ unbekannt. Zugeflüstert wurde mir, dass er vor ein paar Tagen aus dem Gefängnis in Klagenfurt entlassen wurde, er war wegen Messerstecherei in Haft.