klima:kleber

Eine Schwachstelle von allen welche am PC arbeiten.

Im Urquellbecken der Therme Warmbad Villach setze ich meine Wassergymnastik nach der Hüftoperation fort. Das Becken wird aus keiner Stahlwanne gebildet und es gibt keinen verfliesten Boden. Direkt aus dem Kieselboden sprudelt das Thermalwasser. Die Badenden trennt von den Thermalquellen keine Leitungen, keine Filter, kein Chlor. Direkter kann man nicht in den Genuss des Thermalwasser kommen. Dieses Szenario wird auf einer Schautafel erläutert, immer wieder vertiefen sich Badegäste in die Ausführungen. Die Beckenlänge beträgt fünfzig Meter, zwanzig Längen sind ein Kilometer, dies ist die Mindestanforderung welche ich mir stelle. Über den Kalorienverbrauch beim Schwimmen steht auf der Infotafel nichts. Tausend Meter schwimmen verzehrt wieviel an Kalorien, wieviel an Gewicht?  An oberster Stelle steht, die Beweglichkeit der Extremitäten zu erhalten, den Verspannungen im Nackenbereich vorzubeugen. Eine Schwachstelle von allen welche am PC arbeiten. Insgeheim hoffe ich, dass ich etwas an Fettmasse verliere. Reicht dafür einmal die Woche eine Stunde schwimmen? Oder erhöht dies nur den Frust über das Körpergewicht, weil ich zu viele Erwartungen habe? So sehr ich mich bemühe mein Körpergewicht zu reduzieren, um die Gelenke zu entlasten, umso mehr nehme ich an Gewicht zu. Ich habe mit dem Basenfasten und dem Interwallfasten, sechzehn Stunden keine Nahrungsaufnahme, experimentiert. Im letzteren Hotel gab es ein breites Angebot beim Frühstücks Buffett und abends eine köstliche Küche, dass ich letztendlich beim Interwallfasten zugenommen habe. Paradox wie das Leben ist. Ehrlicher, wie inkonsequent ich ohne Zwang bin.

Zwang erzeugen die Klimaaktivisten, welche die Straße blockieren und ihre Hände mit Superkleber am Asphalt festkleben. Die Autofahrer zwingen sie zum Anhalten und den einen und den anderen zum Nachdenken über die Klimaerwärmung. Unter Zwang werden sie von der Straße entfernt und die Blockade aufgehoben. Welche Art von Klebstoff jeder einzelne verwendet hängt von seiner Einstellung und von der Wucht des Protestes ab.

koks ofen

Um die Spender Daten elektronisch zu verarbeiten.

Meine Anwesenheitspflicht um das Geschäftslokal und die Wohnungen warm zu halten erinnerte mich geradezu an den Bauernhof in Politzen, wo es keinen freien Tag in der Woche gab. Ob Sonntag oder Werktag, es musste immer jemand anwesend sein, der morgens und abends die Kühe versorgte. Bei mir in Arnoldstein waren es keine Kühe im Stall, sondern ein Koksofen im Keller. Kam ich spät abends von einer Vereinssitzung oder einem Kinobesuch nachhause, dann führte mein erster Gang in den Heizkeller. Am Bauernhof führte der erste Gang vom Vater, kam er spätabends heim, in den Viehstall. Die Stallarbeit war zu diesem Zeitpunkt schon erledigt. Ein gutes Gefühl für die Nacht, wenn alles in Ordnung war. In das Schwitzen gekommen sind die Koksträger, wenn sie sommers fünf Tonnen über die Kellerstiege in den Heizraum bringen mussten. Nach einem Jahrzehnt wurde der Koksofen durch eine Ölheizung ersetzt. Ob bei der Ölheizung alles in Ordnung war genügte es jetzt, auf die Explosion beim Zünden des Ölbrenners und das Rauschen im Stahlkamin zu horchen. Komfortabel wurde das Heizen mit dem Anschluss an das Fernwärmenetz in Arnoldstein.    

Neben dem Heizraum befand sich die Waschküche, dort befand sich die Waschmaschine einer Mieterin, die verstorben war. In den 80er Jahren stand hier eine Waschmaschine aus den 50er Jahren. Manche werden sich an diese Modelle erinnern können. Ein Stahlbehälter mit einer Vertiefung, wo sich eine Spirale drehte und dadurch die Wäsche gewaschen wurde. Seitlich und etwas erhöht befand sich die Schleudertrommel. Die saubere Wäsche wurde in die Trommel eingefüllt und geschleudert. Dasselbe Modell wie es die Mutter am Bauernhof für die siebenköpfige Familie verwendete.

Manche NOG – Organisationen bemühen sich zum Jahreswechsel neue Sponsoren und neue unterstützende Mitglieder anzuwerben. Auf den Weihnachtsmärkten gehören die Spenden Akquisitoren zum Flair dazu. Ausgestattet mit einer Klemmhebelmappe werden die Besucher angesprochen, um von ihnen einen Spendenauftrag zu lukrieren. Dabei werden die Anträge zumeist händisch ausgefüllt. Vor kurzem hat sich ein Vertreter einer Blaulichtorganisation in unsere Wohnanlage verirrt und ist von Wohnungstür zu Wohnungstür gegangen, um für einen Spendenauftrag zu werben. An einem Gurt hatte er ein Tablett vor der Brust, um die Spender Daten elektronisch verarbeiten zu können.

kehr büchl

Ich wurde zum Hüter des Feuers.

Zum Jahreswechsel versuchen Rauchfangkehrer ein kleines Trinkgeld zu ergattern, wenn sie bei den Hausparteien anläuten und ihnen ein gutes Neues Jahr wünschen. Dem Umweltbewusstsein ist es geschuldet, dass es immer weniger Kohle- und Ölheizungen gibt. Zumeist werden die größeren Wohnanlagen nach einer Sanierung mit Fernwärme beheizt. Die Situation bei den Siedlungen am Stadtrand, wo die Reihenhäuser ihre individuelle Heizung haben ist eine andere. Das Wohn- und Geschäftshaus in Arnoldstein war bei der Übernahme Anfang der 80er Jahre mit einem Heizkessel, der mit Kohle befeuert wurde, ausgestattet. Das Erdgeschoß hatte eine Zentralheizung, in den Zimmern im ersten Stock standen schlanke hohe Kachelöfen, die eine Behaglichkeit ausstrahlten, welche ein Zentralheizungskörper nie haben wird. Im Hof befand sich die Holzhütte, wo jede Wohnpartei ihr Holzabteil hatte.

Hier war es selbstverständlich, dass der Rauchfangkehrer alle Monate vorbeikam. Zum Jahreswechsel brachte er einen Kalender, wünschte ein gutes Neues Jahr und erhoffte sich ein Trinkgeld. Die schwarzen Gesellen hatten einen etwas unheimlichen Charakter und wurden auch als Kinderschreck verwendet. Waren Kinder schlimm, wurden ihnen gedroht, dass sie entweder der Krampus holen wird oder der Rauchfangkehrer sie im Keller einsperren wird.  

Im Kehrbüchl wurde der Tag und der bezahlte Betrag vom Kaminkehren vermerkt. An den rußigen Fingerabdrücken am Umschlag war das Kehrbüchl zuerkennen. Es hing an einem rotweißen Spagat beim Stiegenaufgang in das Dachgeschoß. Das Kehrgeld verwahrte der Rauchfangkehrer in einer Blechbüchse, wo davor die Hustenbonbons drin waren. Zum Schreiben benützte er einen Bleistift, welchen er sich hinter das Ohr geklemmt hatte.

Der Kohleofen vom Vorbesitzer war in die Jahre gekommen. Bevor ich übersiedelte, konnte ich von nebenan beobachten, dass an Wintertagen, wenn der Ofen frühmorgens eingeheizt wurde der Rauch nicht über den Schornstein abzog, sondern den Weg über die Kellerstiege in den Hof wählte. Bei den Renovierungsarbeiten ersetzte ich den Kohleofen durch einen Koksofen. Dass Heizen mit Koks machte es möglich, dass das Feuer über die Wintermonate durchbrannte. Ich wurde zum Hüter des Feuers, welche meine ständige Anwesenheit erforderte. Morgens und abends Koks nachzulegen war das Minimum. Wochentags wurde es richtig warm, wenn ich auch zu Mittag die Glut schürte und Koks nachlegte.

prosit neujahr

“Sinnstiftung durch soziale Einbettung” ll

Michael Kühler hadert mit den Thesen von Susan Wolf: „Selbst die ausdrückliche Erwähnung unserer sozialen Natur und unseres Wunsches, nicht alleine zu sein, bringt Wolf am Ende allerdings nicht dazu, die soziale Einbettung des eigenen Handelns und Lebens als solche ins Auge zu fassen. […] Stattdessen argumentiert sie einmal mehr für eine werttheoretisch unterfütterte Überwindung dieser Herausforderung“.[1] Mit der werttheoretischen Frage allein wird nach Meinung Kühler die sinntheoretische Frage nicht gelöst. Von ihm wird das Leben eines Singles, dessen Denken und Handeln nur um seine Person kreist, als nicht sinnvoll angesehen. Warum er die soziale Einbettung für einen wesentlicher Faktor für die Sinnstiftung hält, erläutert er in einem Negativbeispiel: „Ein sinnloses Leben ist im Wesentlichen eines, das so empfunden oder beurteilt wird […], dass es keinen Unterschied macht oder zu machen scheint, ob es gelebt wird oder nicht“.[2]

Ein sinnvolles Leben bedeutet für Kühler, dass es wesentlich ist, mit den eigenen Handlungen andere in ihren Zielen und Projekten zu unterstützen. Diese These will ich mit einem lebensnahen Beispiel bestätigen. Der Transitverkehr nach Italien erreichte im Ort Arnoldstein Ende der 1970er Jahre, während der Urlaubszeit, einen schmerzlichen Höhepunkt. Erst die Fertigstellung der Alpen Adria Autobahn im Juni 1984 sorgte für eine Verkehrsentlastung. Dies führte aber beim Handel und in der Gastronomie zu Umsatzeinbußen. Der Handel versuchte dem gegenzusteuern und durch meine Anregung wurde der Club aktiver Kaufleute Arnoldstein, CAKA, gegründet. Die Vereinsgründung bewirkte zuallererst eine Vertiefung der menschlichen Beziehungen unter den Mitgliedern, regte den Meinungsaustausch und die gegenseitige Unterstützung an. Gemeinsam versuchten wir mit einem Weihnachts- und Ostergewinnspiel, einer jährlichen Leistungsschau, die Bevölkerung der Region vermehrt an den Ort zu binden. Unter dem Aspekt einer sinnstiftenden Handlung mit sozialer Einbettung in etwas Größeres empfand ich mein Wirken positiv.


[1] Seite 160, Michael Kühler, Sinnstiftung durch soziale Einbettung, Zeitschrift für Praktische Philosophie, Heft 2, 2018 [2] Seite 161, Ebenda

“Sinnstiftung durch soziale Einbettung”

Der deutsche Philosoph Michael Kühler erweitert in seinem Aufsatz „Sinnstiftung durch soziale Einbettung“[1] die Debatte, was gibt dem Leben Sinn, um den Aspekt der sozialen Einbindung von Handlungen. Die Sinnfrage wird in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts von der Philosophie wiederentdeckt. Neben Moral und Ethik wird Sinn als eine eigenständige Kategorie für ein sinnerfülltes Leben gewertet. Deute ich den Aufsatz von Krüger richtig, setzt soziale Einbettung nicht voraus, dass die Aktivitäten moralisch wertvoll sein müssen. Bei der sozialen Einbettung kann es sich um die Mitarbeit beim Roten Kreuz, aber genauso um die Mitarbeit in einem Rauschgiftring handeln. Der Effekt einer sozialen Einbettung ist für die Sinnstiftung gleichwertig, einerlei ob es sich um eine humanitäre Organisation oder um eine kriminelle Organisation handelt. Beide mal ist für die Beteiligten die Mitgliedschaft sinnstiftend und kann zu einem sinnvollen Leben beitragen. Kühler nimmt Abstand von der These: „Ein sinnvolles Leben sei demnach grundsätzlich eines, in dem die Person bestimmten als wertvoll und daher sinnstiftend angesehenen Tätigkeiten nachgeht oder bestimmte zur Sinnstiftung geeignete Werte zu befördern sucht“.[2] Kühler meint: „Zum anderen stellt sich der Zusammenhang zwischen sinnvollem und wertvollem Leben so dar, dass ein sinnvolles Leben eben dadurch, dass es Sinn im Leben enthält, als ein für die Person in dieser Hinsicht wertvolles angesehen werden kann“.[3]

Michael Kühler macht darauf aufmerksam, dass bei der gegenwärtigen analytischen Debatte um ein sinnvolles Leben, der Wert der sozialen Einbettung der handelnden Person übersehen oder unterschätzt wurde. Allein mit der werttheoretischen Frage zum Sinn wird nach seiner Meinung die sinntheoretische Frage nicht gelöst. „Vor diesem Hintergrund entpuppen sich sinnstiftende Elemente im Leben für uns durchaus als wertvoll. Sie sind aber nicht deshalb sinnstiftend, weil sie von vornherein in bestimmter Weise, etwa moralisch oder ästhetisch wertvoll sind, sondern umgekehrt verleiht erst die sinnstiftende Funktion sozialer Einbettung ihnen den spezifischen Wert des Sinns im Leben“.[4]

Von einem Paradigma für Sinnerfüllung durch soziale Einbettung erzählte der Querschnittgelähmte „Alfi“: „Rückblickend betrachtet war es wichtig, dass ich mich nicht von der Umwelt abgekapselt habe. Schon in den ersten Tagen nach der Heimkehr aus dem Krankenhaus sind Freunde gekommen und haben mich zu den Veranstaltungen in der Gemeinde mitgenommen. In Seltschach bin ich in die Dorfgemeinschaft voll einbezogen. […] Ich bin Obmann des Fußballclubs Seltschach und organisiere die Vereinsmeisterschaften. Durch meine Funktion habe ich sehr viele Kontakte und Freunde in ganz Österreich“. [5]


[1] Michael Kühler, Sinnstiftung durch soziale Einbettung, Zeitschrift für Praktische Philosophie, Band 5, Heft 2, 2018; [2] Seite 152; [3] Seite 155; [4] Seite 177; [5] Alfons Brosch, Arnoldsteiner Porträt von Franz Supersberger; LVS “Sinn des Lebens, Sinn der Welt”, Prof. Clemens Sedmak, Uni Salzburg;