„Grüß Gott der Herr, haben wir beide heute ein Rendezvous“?
Am Montagnachmittag sitze ich auf dem Schärdinger Hauptplatz vor einem Café, Visasvis der Silberzeile. Damit ist in Schärding eine bunt bemalte Häuserzeile gemeint. Ich blättere im neu erworbenen Buch von Albert Camus: „Das Exil und das Reich, letzte Geschichten“ Geschichten, welche Camus kurz vor seinem tödlichen Autounfall veröffentlicht hat. Die Bedienerin bemerkt, dass die Bücher von Albert Camus schwer zu lesen sind, eine anspruchsvolle Lektüre. Vor Jahren hat sie, Der Fremde von A. Camus, gelesen. Eine Leidenschaft, von der ich auch nach einem Jahrzehnt Rente nicht loskomme, ist das Stöbern in einer Buchhandlung. Bei einem Besuch einer fremden Stadt gehört das Stöbern in der Stadtbuchhandlung dazu. Soviel Zeit muss sein. In der Schärdinger Stadtbuchhandlung ist im ersten Stock ein Lesecafé integriert. Vorbei an den Papierwaren und Geschenkartikel im Erdgeschoß führt eine einladende Treppe in den ersten Stock. Das Lesecafé ist mit gediegenem Mobiliar, mit voluminösen Ledermöbeln, ausgestattet und fügt sich mit der Buchhandlung zu einem harmonischen Ganzen. Bestimmt wurden das Lesecafé und die Buchhandlung gemeinsam geplant und eingerichtet. Das schmale Vordach im ersten Stock, in luftiger Höhe, wird als Caféterrasse genützt. Ein Blickfang für alle Autofahrer welche in die Innenstadt unterwegs sind. Die Bedienerin im ersten Stock betont, dass sie eine ausgebildete Buchhändlerin sei, aber mehr Zeit hinter der Café Theke verbringe, als bei den Buchregalen. Sie bieten auch ein Frühstücksservice an, dies nehmen mehr Leute in Anspruch, als das Buchangebot.
Beim Blättern im Buch von Albert Camus nähert sich meinem Tisch eine Dame, groß, schlank, mit Sonnenbrille. „Grüß Gott der Herr, haben wir beide heute ein Rendezvous“? Etwas überrascht sage ich in kärntnerisch: „Na i bin a Kurgost“. Schräg gegenüber erhebt sich ein Herr.