lo:vran

Mit den Nordic Wanderstöcken bin ich auf dem Lungomare von Opatija in Richtung Lovran unterwegs. Wechselhaftes Wetter ist kein Grund auf die Bewegung zu verzichten und so komme ich dem Meer am Lungomare ganz nahe. Das Weite Meer gehört fast mir alleine, ich muss es nur mit wenigen Schiffen teilen. Von Lovran bin ich noch etwa eine Stunde entfernt. Der Blick auf die Unendlichkeit des Meeres, in Richtung Horizont hat etwas Tröstliches. In den Alpentälern endet der Blick auf der gegenüberliegenden Talseite. Die Felsabhänge des Mittagskogel stoppen die Gedanken, will jemand darüber hinaus, prallen alle Fluchtversuche an den Felswänden ab.

Vor Lovran, direkt neben dem Lungomare gibt es einen Kiosk mit bunt zusammengewürfelten Sitzgelegenheiten vom Flohmarkt. Weiters Tische und Stühle aus alten Paletten. Hier gönne ich mir zur Regeneration eine Dose Coca-Cola um € 2.50. Stimmt mein Gefühl, dass dieses Jahr die Getränke, Speisen und Imbisse in Istrien teurer geworden sind?  Auf einem Sofa sitzen Mutter, mit Skripten und Bleistift, sowie die Tochter mit einem Buch. Es sind die ersten Spaziergänger welche ich bei einer Lektüre ertappe. Der Kiosk steht im Schatten von Bäumen, in der Nähe ist ein Kinderspielplatz. Eine Gruppe von Schülern, ausgestattet mit Schreibzeug, Collegblock und Handys, gehen vorbei. Der Standard bei den Joggern ist ein Smartphone am Oberarm zur Pulsmessung, Kopfhörer für die Musikberieselung und eine umgeschnallte Trinkflasche. Das Meer wird vor Lovran immer offener.

Die ernsten Gedanken mit weitreichenden Folgen erhalten auf der Terrasse vom Restaurant in Lovran mit Meeresblick eine gewisse Leichtigkeit. Urlaubs- und Heimatgefühle vereinigen sich bei einem Glas Hirterbier, welches gerade aus Kärnten in die Gaststätte angeliefert wurde.   

be:gräbnis ll

Der Diakon hat ein geschlossenes Weltbild, das irdische Leben endet mit dem Tod und beginnt im christlichen Himmel neu. Aber wie sieht dieses neue Leben und dieser neue Körper aus, von dem in der Bibel berichtet wird? Petrus Abaelard, ein französischer Theologe lehrte, dass im Tod sich die Seele vom irdischen Körper trennt und bei der Auferstehung der Toten, einen neuen, einen himmlischen Körper bekommt. Thomas von Aquin kommt zum Wesen der Seele zu weiteren Erkenntnissen: Sie ist im ganzen Körper gegenwärtig und es stirbt der ganze Mensch und steht als ganzer Mensch wieder auf. 

Wie steht es um das Wissen unserer Seele: Die einen verstehen die Seele als etwas Festgefügtes, mit dem leiblichen Körper verbunden, die Anderen als etwas Eigenständiges. Die einen empfehlen sich ganz in die Obsorge Gottes fallen zu lassen, andere plädieren für die Selbstverantwortung. Manche suchen Trost bei ihrem Haustier, einem Hund, einem Kanarienvogel oder einer Katze. Es sind tierische Schutzengel, welche man von überall anrufen kann.  Der Theologe Huber räumt ein, dass sich die Gedanken und die Ideen jedes einzelnen Menschen in ein größeres Gedankenuniversum einfügen. Umgekehrt Gedanken und Ideen aus diesem größeren Universum von einzelnen Menschen abgerufen werden können.

Nach meiner momentanen Gefühlslage brauche ich im Jenseits keinen neuen und auch keinen alten Körper, bei dem durch das Alter noch die Gebrechlichkeit dazukommt. Über das Bewusstsein und die Erinnerungen nach dem Tod mache ich mir Gedanken. Werde ich mich im Jenseits als schrulligen Papierhändler erleben, wie mich Peter Zimmermann in seinem Aufsatz „Geschichte und Geschichten”, auf der Ö1Webseite beschreibt: „Hätte sich nicht zufällig der schrullige Papierhändler in unseren Ort Arnoldstein verirrt, dann wäre die Literatur an mir abgeprallt wie die Fächer Chemie, Physik und Nachmittagsturnen. Im Alter von sechzehn Jahren hatte ich im Geschäft eines dichtenden Papierhändlers zur Literatur gefunden“.  Die Auferstehung kann spannend werden, falls die Seele noch das Attribut von Spannung und Überraschung kennt, wie ich es im Heute erlebe.

ERHOLSAME OSTERFEIERTAGE WÜNSCHT ALLEN LESER*INNEN schlagloch

be:gräbnis

Bei einem Begräbnis, wo es um Verlust und die Trauer um einen Angehörigen oder Bekannten geht, verändert sich die Befindlichkeit auch mit der Wetterlage. Ist das Wetter im Frühjahr regnerisch, windig und abgekühlt, so zieht dies meine Stimmung zusätzlich nach unten. Erlebe nur ich dies so oder ergeht es anderen ähnlich? Manches Mal hadere ich damit, warum musste er / sie jetzt sterben, sie sind an Jahren jünger als ich? Bei Schönwetter mischt sich etwas von der frühlingshaften Stimmung in die Trauerstimmung. Die blühende Natur, die vielen Blumen auf den Gräbern ist eine Verheißung, dass dem Verstorbenen nach dem irdischen Leben ein Paradies mit Blumen erwartet. Breit gestreut ist die Gefühlslage, welche auch davon abhängt, wie viel Hoffnung oder Endgültigkeit verbreitete die Rede des Zelebranten bei der Verabschiedung.

Die Worte des Diakons in der Leichenhalle in Gailitz, bei mildem Wetter, waren mit Bedacht gewählt. Bestückt mit Hinweisen auf ein Weiterleben nach dem Tod. Für die engsten Hinterbliebenen ist es eine endgültige Trennung, das letzte Zusammensein mit dem Verstorbenen für eine Stunde. Ist der Verstorbene gerade einmal über sechzig Jahre alt, so sagt man heute, er ist jung gestorben. Könnte es für den Verstorbenen im Jenseits eine Rolle spielen, wenn er noch fünf Jahre länger gelebt hätte? Ob ihm die damit verlorenen Erlebnisse im Jenseits fehlen werden? Eine philosophische Frage.  

dom:buchhandlung II

Am Vortag habe ich an der Universität Salzburg an der Lehrveranstaltung, „Die Zukunft der Religion“ bei Professor Clemens Sedmak teilgenommen. Mich interessiert, welche Bücher die Dombuchhandlung von einem der interessantesten Salzburger Theologen und Ethiker auf Lager hat. Professor Sedmak hat am Kings College London Philosophie gelehrt und ist derzeit Lehrstuhlinhaber für Sozialethik an der Universität Notre Dame in den USA. Er ist Leiter des Zentrums für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg. Der Verkäuferin, eine Buchhändlerin, war der Autor Clemens Sedmak unbekannt. Hauptsächlich war sie damit beschäftigt Cappuccino und Mehlspeisen zu servieren. Nicht verzagen, den Computer fragen. Nach dessen Angabe sollten zwei Stück von Sedmak Buch, „Das gute Leben“, lagernd sein. Wo dieses Buch zu finden ist hat sie nicht gewusst. Auch nach einer zehnminutigen Suche konnte die Verkäuferin die Exemplare nicht finden. Ich war erstaunt, dass die Dombuchhandlung Salzburg von ihrem bekannten Ethikprofessor nur einen Titel vorrätig hat, sowie der Buchhändlerin der Name Clemens Sedmak unbekannt war. Ich bin anderwärtig fündig geworden. Professor Sedmak hat am Vortag das religionskritische Buch von C. S. Lewis, „Pardon, ich bin ein Christ“ zur Lektüre empfohlen. Aus Anlass des 50. Todestages von C. S. Lewis wurde das Buch aus dem englischen neu übersetzt und in einer Neuauflage herausgegeben.

Nach meinem Dafürhalten hat sich durch die elektronische Datenerfassung, im Vergleich zur Lagerhaltung mit Karteikarten und Protokollbüchern, nicht vieles verändert. Mich hat die vergebliche Suche nach dem Buch „Das gute Leben“ an meine Tätigkeit in den siebziger Jahren in der Posteinlaufstelle im Gruppenkommando II in Graz erinnert.  Während meiner Bundesheerzeit war ich im Vorzimmer vom Oberst Tomschitz für den Posteinlauf und Postausgang zuständig. Jedes Schriftstück wurde penibel mit einer Nummer versehen und im Posttagebuch vermerkt, an welchen Wirtschaftsoffizier das Schriftstück zur weiteren Erledigung weitergeleitet wurde. War der Sachverhalt des Briefes erledigt, wurde das Antwortschreiben dem Eingangsbrief zugeordnet. Im Brieftagebuch wurde der Betreff, Absender und Empfänger verzeichnet. Während meines Grundwehrdienstes war ich damit Tag für Tag beschäftigt. Es war ein beschauliches Dasein. Von Zeit zu Zeit hatte ich auch die Aufgabe, wurde von Oberst Tomschitz ein Firmenvertreter empfangen, für diese Besprechung aus der Offizierskantine Getränke und Knabbergebäck zu servieren. An den Überresten konnte ich mich bedienen. Gab es vom Oberst eine Rückfrage nach einem bestimmten Schriftstück konnte es brenzlig werden. Penible Aufzeichnungen hin oder her, im schlimmsten Fall befand sich das verlangte Schriftstück nicht in dem Referat, wo es laut Posttagebuch hätte sein sollen. So stimmig fand ich die Suche nach den Büchern laut Bestandsliste.

dom:buchhandlung

Bei einem Spaziergang über den Kapitelplatz in Salzburg, auf der Suche nach einem öffentlichen WC, bin ich an der DOM-Buchhandlung vorbeispaziert. Vor der Fassade stehen kleine runde Tische und Sessel, die meinem Dafürhalten dazu dienen sollen, bei Schönwetter im Freien in einem Buch zu schmökern. Zwei Personen sitzen in der Nähe vom Geschäftseingang, vor sich einen Apfelstrudel und eine Tasse Caffè sitzen. Angespornt durch meinen erschöpften Gesichtsausdruck, nach einigen Stunden flanieren durch die Salzburgervorstadt, hat mich die Frau darauf hingewiesen, dass man seit dem Umbau in der Dom-Buchhandlung auch einen Cappuccino und einen Kuchen bekommt. Sie würde mir empfehlen einen Cappuccino mit Apfelstrudel zu genießen und dann in der neu renovierten Buchhandlung zu stöbern. Das offene Ambiente, die Regale nicht mit Büchern vollzustopfen und die Beschriftung der Hinweisschilder in Schreibschrift, wirkt sehr einladend. Eine Trendwende, über die letzten Jahrzehnte war die Beschriftung von Hinweisschildern zu den Sortiment Schwerpunkten mit Handschrift verpönt, alle Schilder wurden am PC erstellt. Unterschiedliche Personen geben ehrlich zu, dass sie das Schreiben mit der Hand verlernt haben. Einen zentralen Platz beim Eintreten in die Buchhandlung nehmen religiöse Bücher für das nahende Osterfest ein. Dort finden sich auch die Osterbilderbücher für Kinder. Als profanes Gegenüber gibt es eine Ecke mit Osterservietten, Oster Billett und Dekorartikeln zum Osterfest.   

Dem Kinderbuch wird im Laden breiter Raum eingeräumt. Das erste Lebensjahrzehnt ist eine bevorzugte Zeit für das Angebot an religiösen Büchern. Dies erstreckt sich von Erinnerungsbüchern zur Taufe bis zu den Erinnerungsalben zur Firmung. Bilderbücher mit Geschichten aus der Bibel, Kinderbibeln und Bücher mit den Lebensgeschichten der Heiligen. In der Dombuchhandlung gibt es auch eine kleine feine Spielecke.

Die Zuordnung der Bücher folgt den Aktivitäten, wie glauben, leben oder meditieren. Die klassische Zuordnung nach dem Alphabet hat hier ausgedient. Dazwischen Bereiche mit verschiedenen Devotionalien, Rosenkränze, Kruzifixe, Ikonentafeln und Gebetsbüchlein. Der Kassenbereich in der Buchhandlung ist um eine Theke verlängert, wo man verschiedene Sorten von Caffè, Mehlspeisen und Snacks bestellen kann. Ein Cappuccino vor oder nach dem Bucheinkauf, je nach Geschmack.