nadelstiche

Das neue Orakel zu Delphi.

Alles hat seine Zeit und alles braucht seine Zeit, kann ich drei Wochen nach der Hüftoperation bestätigen. Eine Standardfloskel die ich damit wiederhole. Mit der Beweglichkeit und der Kraft in den Oberschenkelmuskeln geht es aufwärts. Nicht so wie erhofft oder wie es von manchen geschildert wird, die irgendjemanden kennen, der auch eine Hüftprothese erhalten hat. Die Implantat Träger sind meist vorsichtiger mit ihren Ansagen, wie schnell die Mobilität wiederhergestellt wird. Bei mir treten seit einigen Tagen von der Operationswunde ausstrahlend Schmerzen wie feine Nadelstiche auf, den Oberschenkel entlang bis zum Knie. Ist es nützlich, wenn ich selbst im Internet nach den Ursachen der Beschwerden recherchiere? Dabei benütze ich Chat GPT, das neue Orakel zu Delphi.

Meine Anfrage

Nach der Implantation einer HTEP links habe ich im Oberschenkel außen und im linken Gesäß beim Anspannen der Muskeln Schmerzen wie Nadelstiche.  Diese treten beim Niedersitzen und Beugen des Fußes auf. Warum die Nadelstiche, wie lange können sie andauern und was wirkt gegen die Nadelstiche?

Antwort von ChatGPT

Es tut mir leid zu hören, dass Sie Schmerzen wie Nadelstiche im Oberschenkel außen und im linken Gesäßbereich nach Ihrer Hüft-TEP-Operation haben. Dies könnte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, und es ist wichtig, diese Symptome mit Ihrem behandelnden Arzt zu besprechen, da nur ein Arzt eine genaue Diagnose stellen kann. Hier sind einige mögliche Ursachen für solche Symptome:

1. **Nervenirritation oder -kompression: ** Nach einer Hüft-TEP kann es zu Irritationen oder Kompressionen der Nerven im Bereich der Operation kommen. Dies könnte die Nadelstich-artigen Schmerzen verursachen.

2. **Muskelverspannungen: ** Muskeln im Oberschenkel und Gesäß können sich aufgrund der Operation und der damit verbundenen Veränderungen in der Anatomie verspannen. Dies kann Schmerzen oder unangenehme Empfindungen hervorrufen.

3. **Entzündung oder Infektion: ** Eine Entzündung oder Infektion im operierten Bereich könnte Schmerzen und unangenehme Empfindungen verursachen.

Aus dem Tageheft von 2023 …

gefühlstsunami

Die Beziehungen sind im Eis festgefroren.

Wahrscheinlich erleben es andere Personen auch, dass sie froh sind, wenn die Feiertage vorbei sind. Zu den sensiblen Feiertagen zählen die Weihnachtsfeiertage und die Tage um den Jahreswechsel. Jährlich bin ich immer wieder überrascht, welchen Tsunami an Gefühlen diese Feiertage auslösen. Damit ist die Wucht der Erinnerungen im Herzen, im Gemüt und im Bauchgefühl gemeint, welche an den Feiertagen ausbrechen und die äußeren Körperregionen erreichen. Dann kann man den Tsunami nicht mehr zur Seite schieben oder kaschieren. Die äußeren Zeichen werden unübersehbar. Ähnlich der Grippe, welche auch in der Winterszeit Saison hat. Ausgehend von den Nasennebenhöhlen, dem Rachenraum und dem Bauch tobt schon ein längerer Kampf zwischen den Grippevieren und den Kämpfern des Immunsystems. Erst nach und nach wird es sichtbar, dass die Grippeviren den Kampf gewonnen haben, mit einem hochroten Kopf, den Schüttelfrost Attacken, Schweißausbrüchen und fiebrigen Augen.

Der weihnachtliche Stimmung Tsunami lässt alte seelische Verletzungen in den Beziehungen unter den Familienmitgliedern wieder aufbrechen. Es gibt kaum Verbindungen, welche nicht betroffen sind. Einerlei ob zwischen Kinder und Eltern, welche sich von den Eltern abgewendet haben oder zwischen Eltern und Kinder, welche die mangelnde Fürsorge beklagen. Kinder, welche als Erwachsene mit ihren Eltern abrechnen und ihnen fehlende Elternliebe vorwerfen. Eltern, welche dem geschäftlichen Erfolg nachgejagt sind und die Gefühle zu den Kindern in Banknoten abgestattet haben. Anderseits haben die Banknoten ihnen das Leben erleichtert und sie immer mehr an finanziellen Zuwendungen verlangt. Sind die Beziehungen im Eis festgefroren, wie ein Schiff im Polareis eingeschlossen, dann kommt die weihnachtliche Wärme zu spät. Die Wärme des Neugeboren in der Krippe, nicht die der Weihnachtsbeleuchtung über jeder Straße und in besonders üppiger Form in den Gängen der Einkaufszentren. War es vor Jahrzehnten in den Kirchen noch flackernder Kerzenschein, so dominiert heute das kalte eisblaue Licht. Die heimelige Weihnachtsstimmung entfaltete sich beim Brennen der Wachskerzen am Christbaum. Als Kinder blickten wir fasziniert auf die Kerzen und nicht auf eine elektrische Weihnachtsbeleuchtung. An den Tannenzweigen hingen Engelshaar, Eislametta und Christbaumkugeln verziert mit dem Kerzenwachs der vergangenen Jahre. Dazwischen Likörfläschchen, Christbaumbehang aus Marzipan und Schokolade. Verlockende Süßigkeiten, denen wir Kinder schon am Christtag erlegen sind.

dauerpatienten

Ein Phantom wird behandelt.

Für die Behörden wird es ein Kostenvorteil sein, dass viele Ansuchen, Förderungen und Eingaben von den Bürgern digital erledigt werden.  Dies bringt eine Entlastung für die Bürokratie, damit verschiebt der Staat die Arbeit  an die Staatsbürger. Die Menschen werden für die Staatsbeamten zu einem Phantom. Das Ansuchen um die Ausstellung eines Reisepasses oder deren Verlängerung lässt sich heute online erledigen. Früher betrat ich die Bezirkshauptmannschaft und holte mir beim Schalter für das Meldewesen eine Zählnummer, dann nahm ich auf einen der Stühle, welche im Flur standen, Platz. Bei ein wenig Glück entdeckte ich eine befreundete Person unter den Wartenden und beim Plaudern verging die Zeit im nu. Die Beamtin hatte beim Abgeben  des ausgefüllten Formulars Blickkontakt zu dem Antragsteller, ein echtes Menschenleben vor sich. Bedauerlich ist, dass heute die Geburtsurkunde oder ein Gewerbeschein, ein formloser Word Ausdruck auf einem A4 Blatt mit 80 Gramm, das gewöhnliche Kopierpapier, ist. Mein Gewerbeschein aus den siebziger Jahren weist teilweise verschnörkelte Buchstaben auf. Eine Urkunde wie wir sie heute in Museen bewundern, ausgefertigt in einer wunderschönen Handschrift. Bei der Abmeldung des Gewerbes wurde ich gefragt, ob ich die Originale behalten will oder der Bezirkshauptmannschaft zurückgebe, ich habe sie an das Landesarchiv weitergegeben.

Auch in der Medizin hat die Digitalisierung  Eingang gefunden, so werden Medikamente von der Ordination Assistentin bei Telefonanruf  auf die eCard gebucht.  Dies führt dazu, dass der Arzt den Patienten monateweise, wenn nicht länger nicht zu Gesicht bekommt. Inzwischen können sich die Beschwerden verändert haben oder sie sind verschwunden, werden aber weiter angefordert. Die erkrankte Person kennt der Arzt nur mehr  aus meinen Erzählungen, nur aus meinen Beschreibungen nimmt sie Gestalt an. Ein Phantom wird behandelt und bekommt Medikamente verordnet. Wie soll es so möglich sein die Wirkung,  den Erfolg oder den Misserfolg der Medizin zu überprüfen. Wichtig ist der vierteljährlich mit der eCard einzuchecken. Dauerpatienten scheuen oft den Weg zum Arzt, wichtig sind ihnen die Medikamente als Lebensstütze. Bei der Überweisung an einen Facharzt oder die Einweisung in eine Krankenanstalt genügt zumeist die Vorsprache bei der Assistentin. Die leibliche Anwesenheit des Patienten würde an den Einweisungsgründen nichts ändern, es genügen die im Computer gespeicherten Befunde.

knopfchirurgie

Am Villacher Kirchtag besorgte die Nachbarin für mich zwei Lebkuchenherzen. Eines für die Lebensgefährtin R. und eines will ich an den Schwersternstützpunkt der Orthopädie im Kardinal Schwarzenberg Klinikum versenden. Dazu ein paar nette Zeilen zum Aufenthalt. Die Aufmerksamkeit und Zuwendung gegenüber uns Patienten war sehr sorgsam und menschlich. Der Schwesternschülerin, ich habe ihr den Beinamen Die Biene gegeben, habe ich beim Austreten aus dem Krankenhaus den Roman von Robert Seethaler, „Die Biene und der Kurt“, überlassen. Nach der Lektüre hatte ich das Gefühl, dass Seethaler für seine Protagonistin die Schwesternschülerin als Vorbild genommen hat. Ich konnte mir vorstellen, dass sich die pummelige Schwesternschülerin in der Figur „Die Biene“ wiederfinden wird. Morgens wurden wir von ihr mit dem Satz, “darf ich ihnen den Blutdruck messen”, geweckt.

Die Nachbarin, eine Krankenschwester, war ganz überrascht, dass ich nach der Hüftprothesenoperation keine Stützstrümpfe tragen muss. Soweit sie Bescheid weiß, ist es in der Villacher Orthopädie üblich, dass die Frischoperierten Stützstrümpfe tragen. Des Weiteren war es nicht notwendig mir täglich eine Thrombosespritze zu verabreichen. Als Krankenschwester hätte sie mir diese Spritze verabreicht. Zur Vermeidung einer Thrombose musste ich einen Monat lang täglich eine Xarelto 50 mg einnehmen.

Nach dem Krankenhausaufenthalt genieße ich frühmorgens, bei Sonnenschein, die Zeit auf unserer Loggia. Auf dem Teller mit dem Apfelstrudel tummeln sich ein paar Ameisen. Winzige Tiere und doch voller Leben. Sie verfügen über alles, was sie zum Leben und Überleben brauchen. Nicht mehr und nicht weniger. Ich nehme an, dass sie die menschliche Gier, die nach immer mehr verlangt als notwendig ist, nicht kennen. Soweit ich weiß leben sie in einem Sozialstaat, wo die Aufgabenteilung geregelt ist. Wie soll ich dieses Zusammenspiel einordnen, staunen darf ich darüber. Aus dem Tageheft…

bodenpersonal

Ich beobachte ein interessantes Phänomen, zu bestimmten Zeiten erinnere ich mich an bestimmte Aussagen und Erfahrungen von früher. Nach dem Betreten der Arztordination, bei der Anmeldestation entscheidet sich vieles. Hat man die Hürde bei der Ordinationsassistentin geschafft, bekommt man einen Platz im Warteraum zugewiesen. Vor Jahrzehnten war es die Ordinationsgehilfin, diese Bezeichnung wird heute nicht mehr verwendet. Eines haben viele Praktische- und Fachärzte gemeinsam, die Freude sehr zeitig mit der Ordination zu beginnen. Ist dies ein Attribut an früher, wo es selbstverständlich war, dass die Menschen um sechs Uhr morgens mit der Arbeit begonnen haben? Ein Relikt der Krankenhaus Gene, wo die praktische Ärzteausbildung beginnt, bevor sie sich selbstständig machen können. Wer schon einmal den Krankenhausalltag erlebt hat weiß, dass die Patienten von der Nachtschwester morgenfit gemacht werden. Ob es sich um Blutdruck-, Fiebermessen, Verbandswechsel oder um das Frühstück handelt. Ein Sprichwort sagt, der frühe Vogel fängt den Wurm. Die erste halbe Stunde gehört den Ordinationsgehilfinnen um die Frühstarter aufzunehmen, Rezeptwünsche zu erfüllen und mit den ersten Versorgungen, wie Blutabnahmen, Infusionen und Massagen zu beginnen.

Beim Betreten der Ordination steht die Tür zum Arztzimmer offen und ist unbeleuchtet. Ich stelle mich bei der Ordinationsassistentin mit einem freundlichen Guten Morgen vor und der wohlmeinenden Feststellung: „Das Bodenpersonal ist schon bei der Arbeit“. In meiner ersten Lebenshälfte gehörte der Ausspruch, die Ärzte sind die Götter in Weiß zum Alltag.  Damit verknüpfe ich die Vorstellung von überirdischen Wesen, sie schweben über unseren Köpfen und sind für die Erdung auf ein Bodenpersonal angewiesen. Unter den landläufigen Christen ist die Bezeichnung, das Bodenpersonal vom lieben Gott für Priester und Ordensleute weit verbreitet. Für die Missstände in den christlichen Kirchen trifft die Schuld nicht Gott, sondern schuld daran ist das Bodenpersonal. Im Warteraum vom Arzt gebe ich mich allen möglichen Gedanken hin und es fehlt am Überblick, warum ich noch nicht aufgerufen wurde? Eine Intervention beim Bodenpersonal ob es sein kann, dass Rentner zurück gereiht werden, diese haben ja Zeit? Vom Bodenpersonal kommt ein Dementi, dies sei nicht der Fall, es passiert alles der Reihe nach.