FAST:en II

Anleitungen zum Fasten kann man jetzt in jeder Zeitschrift finden. Auch an den Orten wo sich alles um das gute Essen dreht, in den Restaurants, findet man auf der Speisekarte Fastenspeisen. Es wird nicht wirklich eine einfache Speise angeboten, sondern Gerichte mit weniger Kalorien, dafür aber raffiniert serviert. Bei den Lebensmitteldiskonter wird verstärkt für Fastenartikel Werbung gemacht, für fettreduzierten Käse und Joghurt, für Schinken und Wurst. Ob dabei die Gesundheit der Kunden im Vordergrund steht, oder geht es darum eine Verkaufsnische zu finden. Die fett-und kalorienreduzierte Nahrungsmittel gibt es nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Katze und den Hund. Oft einigen sich der Herr und der Hund, in der Fastenzeit abzunehmen, weniger zu essen.

Oft scheitert das Fasten daran, dass man sich denkt, morgen werde ich mit dem Fasten beginnen, heute gönne ich mir noch einen Leckerbissen. Diesen hätte man sich ansonsten nicht gegönnt. So wiederholt sich dieses Ritual täglich, eine ganze Woche lang. Nach einer Woche ist man nach der Gewichtskontrolle erleichtert’, wenn man das Gewicht beibehalten hat. Mit den besten Vorsätzen startet man in die neue Woche. Ein Erfolg ist, wenn der Herr und der Hund nach vierzig Tagen nicht zugenommen hat

Vorsatzblatt.

ALLES:haben

Trifft man sich regelmäßig mit älteren Menschen, dann hört man des öfteren den Aufschrei: „Sie haben keine Zeit “. Beim Aufzählen der Tätigkeiten, welche sie geplant haben, wird einem jungen Menschen schwindlig oder wie man heute sagt: “Er würde in Stress geraten”. Es wird ein großer Garten betreut, vieles wird neu angebaut. Man versucht sich als Allroundhandwerker, als Maurer, Maler und Fliesenleger. Es gibt keine Arbeit im Haus, welche man nicht selbst erledigen will. Das Bad neu verfließen, das Stiegenhaus ausmalen, einen Teppichboden verlegen und einen Türstock versetzen. Es ist eine Herausforderung die Enkelin zu betreuen und zu erziehen, weil man glaubt,  über mehr Erfahrung zu verfügen als die Schwiegertochter. Aus der Enkelin soll etwas werden, was einem selbst nicht geglückt ist, auch nicht bei den eigenen Kindern. Dann setzen einem die Schulnoten vor unumstößliche Wahrheiten.

Lässt einem die Familie und das Eigenheim etwas Zeit, dann wendet man sich dem Reisen zu. Man entdeckt die vielen weißen Flecken auf der Landkarte, überall dort, wo man noch nicht gewesen ist. Einen Teil dieser  Flecken will man in der Pension abarbeiten. Wie sinnvoll noch eine weitere Besichtigung einer historischen Altstadt ist, wird nicht nachgefragt. Wichtig ist, man ist dort gewesen. Den Wettlauf um die weißen Flecken wird man verlieren, dann bleibt der Geschmack des Verlierers zurück.  Besser ist, man gönnt sich den einen oder anderen Leckerbissen und ist dabei glücklicher als mit einem üppigen Mahl.

Mahlzeit.

SCHWEINE:grippe

Es findet sich in Österreich wahrscheinlich kein Platz, wo man hinfahren könnte, um nichts von den neuesten Entwicklungen in Sachen Schweinegrippe zu erfahren: Über die Auswirkungen, die Gegenmaßnahmen und die letzten Krankheitsfälle. Die Gesundheitsbehörden und die Ärzte nehmen ihre Verantwortung für die Bevölkerung wahr und starten eine Impfaktion um den Krankheitsverlauf bei der Schweinegrippe abzufedern. Für die Durchführung der Schutzimpfung gibt es genauso viele Befürworter, wie Gegner. Die einen sehen darin eine Kampagne der Pharmaindustrie, die anderen eine medizinische Herausforderung, um eine Epidemie zu verhindern. Zwischen allen diesen verschiedenen Ansichten steht der verunsicherte Patient.

Der Ausdruck „Schweinegrippe“ lässt den Kurzschluß  zu, dass die  Grippewelle etwas mit der Schweinezucht zu tun hat.  Da kommt der Humor nicht zu kurz, wenn man einem Fleischhauer vorschlägt, dass er sich in nächster Zeit vor den Schweinen in Acht nehmen soll. Es wäre allemal gesundheitsfördernd, wenn wir ein paar Wochen auf Schweinefleisch verzichten würden. Ein Kuriosum ist, dass Menschen ab Fünfzig für eine Infektion weniger anfällig sind, als die Dreißigjährigen. Da kann mancher Pensionist mit einem lachendem Auge sagen: „Ich bin schon zu alt für die Schweinegrippe“.

GESUND:heit

Mit den Dingen, welche in großer Fülle vorhanden sind, gehen wir großzügig, man kann sagen, verschwenderisch um. In unseren Breiten ist dies das Trinkwasser, die unverbaute Landschaft, die Luft, Lebensmittel, mit der Energie und jeder mit einigen persönlichen Dingen. Werden die Ressourcen knapp, beginnt man darüber nachzudenken, wie man den Verbrauch einschränken oder verändern kann. Manchmal ist es möglich ohne Komfortverlust etwas zu verändern. Ähnlich verhält es sich mit der Gesundheit, die direkt nichts kostet. Bei der Gesundheit leben wir drauflos, wobei niemand genau sagen kann, was gesund ist und was nicht. Die großen Gesundheitssünden, wie rauchen, trinken und zu fett essen sind bekannt. Ohne körperliche Bewegung befindet man sich nicht auf dem Weg der Gesundheit. Überrascht ist man oft, dass Leute die ein ungesundes Leben führen sich einer robusten Gesundheit erfreuen, vor Gesundheit strotzen. Heute ist es nicht nachvollziehbar, ob die Gesundheit aus der Apotheke kommt oder ob es ohne Pillen auch so wäre. Kommt man bei einem Busausflug mit den Leuten in das Gespräch, so erfährt man, wie viele Medikamente gerade ältere Leute vom Aufstehen bis zum Schlafengehen einnehmen. Von der Wiege bis zur Bahre, Medikamente alle Tage.

 

Bittere Pillen.

FLEISCH:weihe

Beim Fasten und an der Fastenzeit beteilige ich mich nur sporadisch. Aus gesundheitlichen oder gewichtsmäßigen Gründen überhaupt nicht. Verwunderung löst die Auffassung meines Hausarztes aus, dass die Gailtaler etwas höhere Blutfette haben können, bedingt durch den Gailtalerspeck und die Sasaka. Ich weis nicht, wann ich das letzte Mal ein Sasakabrot gegessen habe. In unserem Haushalt gibt es keine Sasaka, ab und zu ein Stück Gailtalerspeck.  lch habe den Eindruck, dass gerade solche Menschen fasten, die es eigentlich nicht nötig haben. Es gibt verschiedene Ansätze zum Fasten. Das Fasten als Teilen, das heißt, mit jemandem der schwächer und ärmer ist zu teilen, diesen zu unterstützen. In der Bibel hat Jesus vierzig Tage lange gefastet. Dabei ging es um das Fasten als Reinigung der Seele und der Gedanken, um Klärung des persönlichen Weges. So betrachtet könnte auch das Bloggen zum Fasten gehören, zur Reinigung der Gedanken. Aber auch zum Gegenteil, zur Sucht, wenn man zuviel im Internet surft. Fasten kann auch Verzicht auf einen Genuss sein, wie Süßigkeiten, Rauchen oder Alkohol. Ob man dadurch ein besserer Mensch wird, wenn man ein paar Wochen auf Süßspeisen, Alkohol, Fernsehen oder das Internet verzichtet? Das größere Opfer scheint mir, für die Mitmenschen etwas zu tun, Zeit zu schenken, eine Unterstützung zu leisten.

 

Die Fastenzeit nähert sich dem Ende und es stehen noch zwei kirchliche Fasttage bevor, der Karfreitag und der Karsamstag. Beim Karsamstag scheiden sich in Kärnten die Meinungen darüber, wie lange man am Karsamstag fasten soll, bis Mittag oder bis zum Abend? Am Karsamstag gibt es hier den Brauch der Fleischweihen. Mit den geweihten Lebensmitteln wird eine Osterjause zubereitet und am späten Nachmittag oder am Abend des Karsamstages gegessen. Jedes Tal, jede Ortschaft, jede Bauernfamilie hat ihr eigenes Rezept, ihre eigene Art, die Osterjause zu servieren. Eine Besonderheit ist, dass zu den Fleischwaren, gekochter Schinken, gekochter Speck, gekochte Würstel und gekochte Eier, ein Kärntner Reindling, ein gefüllter Kuchen serviert wird. Am Karsamstag halten die Einkaufszentren in Kärnten  am Nachmittag geschlossen, um den MitarbeiternInnen die Teilnahme an der Fleischweihe zu ermöglichen. Das Brauchtum ist stärker als der Profit.

 

Fastenzeit.