Ein unerforschtes Feld sind die aufliegenden Zeitschriften für die wartenden Patienten.
Es ist zumeist dieselbe Formel mit der einem der Ordination Assistentin, nachdem man sich schon halb entblößt hat, vertröstet: „Es dauert noch ein wenig bis man zum Arzt vorgelassen wird, man muss ein wenig Geduld haben. Man soll im Wartezimmer Platz nehmen, man wird aufgerufen“. Die Möblierung der Wartezimmer sind kein Ort für Wohnungsjournale, je länger ein Arzt ordiniert, umso abgewohnter die Möbel. Selten habe ich erlebt, dass in die Renovierung der Wartezimmer investiert wurde. Arztpraxen, welche neu eröffnet oder neu übernommen werden, verfügen zumeist über ein attraktives Wartezimmer. Angenehm, wenn es eine räumliche Abtrennung zwischen Patientenaufnahme und dem Wartebereich gibt. Die Wartezimmer von Gemeinschaftspraxen, mehrere Ärzte benützen dieselben Ordinationsräume, folgen eigenen Regeln. Hier ist das Mobiliar so zusammengewürfelt wie die Fachgebiete. Da treffen Hippe Sessel, hypermoderne Sitzbänke auf Retro Möbel aus den 70er Jahren.
Ein noch unerforschtes Feld sind die aufliegenden Zeitschriften, das Lektüreangebot für die wartenden Patienten. Ein Teil der Zeitschriften sind Werbebroschüren von Pharmafirmen, medizinische Aufklärungsschriften zu bestimmten Gesundheitsrisiken. Etwaigen Illustrierten sieht man ihr Erscheinungsdatum an, manches Mal entdeckte ich in diesen Zeitschriften ein Senfkorn. Die Auswahl an Zeitungen und Zeitschriften verliert heute immer mehr an Bedeutung. Es gibt kaum jemandem unter Fünfzig, welche nicht sofort nach dem Platz nehmen ihr Smartphon aus der Gesäßtasche ziehen. Darauf nach Meldungen und Nachrichten surfen und mit dem Antworten beginnt. Eines hat sich durchgesetzt, im Unterschied zu anderen Bereichen, wie bei Behörden, in Supermärkten oder Cafés, haben alle das Handy auf lautlos gestellt und verzichten auf ankommende Gespräche.