fünfjahrecorona

Eine bestimmte Erkenntnis ständig zu wiederholen oder etwas ständig gefragt zu werden ermüdet. Ich bewundere die Geduld der Ober im Stadtrestaurant, ebenso in einfachen Dorfwirtschaften, wenn sie die Gäste immer wieder danach fragen müssen, ob sie genesen, geimpft oder getestet sind?  Um ihnen diese Frage zu ersparen lege ich im Normalfall von vornherein meinen Grünen Pass, weißes A4 Blatt, das Impfzertifikat, vaccination certificate, auf den Tisch. Umgekehrt ist es auch mir lästig, erst bei Aufforderung nach dem Impfzertifikat in der Rock- oder Hosentasche zu suchen. Das Personal im Gastgewerbe übt unschuldigerweise die Funktion der Ordnungshüter aus, dies zumeist mit viel Einfühlungsvermögen. Dieser Pflicht wurde ihnen von Staats wegen aufgebrummt. Wäre ich im Gastgewerbe tätig wüsste ich nicht, welche Mine ich bei der durchzuführenden Kontrolle haben würde. In dieser Zeit genügt es nicht mehr die Gäste zu fragen, was sie Trinken oder Essen wollen, sozusagen die Kardinalfrage. Bevor es soweit kommt müssen die Herrschaften gefragt werden, ob sie genesen, geimpft oder getestet sind, erst dann dürfen sie in der Speise- und Getränkekarte blättern.                                                                                 

Dieses Eingangsprozedere gehört inzwischen zur neuen Normalität, obwohl das Wort Normalität schon viele Male von den Politikern missbräuchlich verwendet wurde. Schon des Öfteren wurde in der Pandemiezeit Normalität versprochen, aber die Umstände waren und sind noch nicht normal. Bestimmt wird uns dereinst etwas fehlen, wenn wir diese Nachweise zum Besuch eines Cafés, einer Bibliothek oder ein Museum nicht mehr bedürfen. Ich erlebte verschiedene Szenen wie sich die Menschen an das Servicepersonal wenden und dann diese in einen nicht ernst zu nehmenden Diskurs über den Impflappen verwickeln. Das genaueste Controlling erlebte ich beim Besuch des Tiergarten Schönbrunn in Wien, selbst an einem Wochentag herrschte reger Besuch. Nicht beim Kauf der Eintrittskarte wurde nach einem 3-G Nachweis gefragt, schon vorher musste man sich Anstellen und eine eigens abgestellte Person kontrollierte den „Grünen Pass“. Dabei wurde das Impfzertifikat bis in das kleinste Detail durchgelesen und bei Unklarheiten gab es Rückfragen. Meiner Vermutung nach versucht man mit den strengen Kontrollen zu verhindern, dass sich das Coronavirus von einem Besucher auf eines der Zootiere übertragen könnte. Die ersten Betroffenen wären die Giraffen im Freigehege beim Eingang. Vor kurzem ist der pandemiebekannte Babyelefant verstorben. Beim Elefantengehege werden die Besucher auf einer kleinen Tafel an den verstorben Babyelefanten erinnert….aus dem Tageheft 258

vordanach

Dieses Jahr kam es zu kräftigen Schneefällen, aber der Medienhype um gesperrte Schulen oder eingeschneite Gehöfte im Lesachtal blieb aus. Die Covid Pandemie hat diesen Winter alle extremen Wettereignisse von den Titelseiten verdrängt. Statt über gesperrte Schulen wegen Lawinengefahr berichtete man von gesperrten Schulen wegen Coronainfektionen. Die abgelegenen Orte im Gailtal sind nicht wegen der Schneemengen nicht mehr erreichbar, sondern wurden wegen Coronacluster abgeschottet und in Quarantäne geschickt. Für die Lokalzeitungen sind die Coronanews die gewinnbringenden Nachrichten. Beim Schnapsen, im Gailtal ein beliebtes Kartenspiel in den Wintertagen würde es heißen, Coronakönig sticht Schneebua. Die Journalisten werten das Corona Virus als einmalig und es gehört auf die Titelseite. Die Wetterkapriolen sind zeitlos, dieses Thema kann man ein wenig zurückstellen. Gibt es keine nennenswerten Nachrichten, ist das Wetter immer ein Thema und kommt bei den Lesern gut an. Ein Nachrichtenstoff für mediale Notzeiten. Gibt es ansonsten nichts zum Berichten, kann man die Wetterkarte als Trumpfkarte ziehen. Die Coronapandemie ist eine vorläufig einmalige Erscheinung, wobei ich mir wünsche, dass dies die letzten Coronaweihnachten waren. Andersherum gedacht wird uns nach Corona viel an Gesprächsstoff fehlen.

Einen Teil wird man damit wettmachen können, dass man über die Zeit der Covid Pandemie noch lange reden wird. Am 25. Februar 2020 wurde der erste Corona Fall in Österreich gemeldet. Für manche Menschen wird dies als Zeitmarker gelten, vor der Coronapandemie und nach der Coronapandemie. Ähnlich wie der Berliner Mauerfall 1989 oder die Flüchtlingskrise 2015, hinzugekommen ist der 23. Februar 2022, an dem Russland die Ukraine überfallen hat.  Solche geschichtlichen Marker braucht die menschliche Gesellschaft, ansonsten wäre das Erinnern unmöglich. Aus den Tageheften…

impf:zeit

Für die impfmüden Österreicher gibt es dieses Jahr ein Impfzuckerl.

Die Herbstzeit ist traditionell Impfzeit, bislang war es die Grippeimpfung gegen den schweren Verlauf der Influenza. Seit der Coronapandemie wird von den Gesundheitsbehörden massiv darauf gedrängt sich auch gegen Covid impfen zu lassen. Einige Ärzte sagen jährlich, andere drängen auf eine halbjährliche Auffrischungsimpfung. Soll man oder soll man nicht oder bedeutet bei Menschenansammlungen Masken zu tragen der bessere Schutz?

Die Uhren wurden wieder eine Stunde zurückgestellt, zeitgleich hat die Werbekampagne für die Impfung gegen die echte Grippe begonnen. Nach den Impfkampagnen gegen Corona gibt es für die impfmüden Österreicher dieses Jahr ein spezielles Impfzuckerl. Für den Selbstbehalt von sieben Euro kann sich, soll sich, jeder im Rahmen des Öffentlichen Impfprogramms Influenza impfen lassen. Soweit die Ankündigung des Gesundheitsministers. Da ich nicht einer von den viertausend Influenza – Todesfälle sein möchte, ging ich zum Arzt. Der Hausarzt hatte keinen Impfstoff mehr vorrätig. Er verwies auf die naheliegende Apotheke, dort war der Grippeimpfstoff, „Fluad -Tetra“, er ist speziell für Personen ab 65-Jahren, erhältlich. Der Impfstoff kostete € 41,10 und das Impfen € 15.–. Zwischen dem Versprechen des Gesundheitsministers für den Selbstbehalt von sieben Euro eine Influenza Impfung zu erhalten und meinen Kosten von sechsundfünfzig Euro klaffte nach meinem Verständnis eine große Lücke. 

Wie wird es diesen Winter mit den Infektionen, was bedeutet es, wenn sich Mitbürger konsequent weigern sich impfen zu lassen? Einerlei ob es sich um Influenza oder Corona handelt. Es gibt nur einen Herdenschutz, wenn sich wenigstens zwei drittel der Bevölkerung impfen lassen, in Österreich schaffen wir ein Drittel. Beim Gespräch mit dem Arzt habe ich angedeutet, dass ich das nächste Jahr erleben möchte, dann gibt es nach Protesten von Seiten der Pensionisten Vertreter mehr Pension. Die Pensionen sollen durchschnittlich um zehn Prozent angehoben werden. Hier am Rathausplatz in Villach, wo ich diese Gedanken teilweise zu Papier bringe, sitzen die Menschen im Freien, sind ausgelassen und genießen die Nachmittagssonne. Der milde Herbst lädt zum Genießen ein.

23.03:2020

Die Corona Beschränkungen haben mir nicht mehr Zeit verschafft, gefühlsmäßig weniger, wahrscheinlich habe ich zu viele Pläne. Ab kommenden Montag will ich einen strengen Stundenplan einhalten. Für mich gleichen sich die historischen Maßnahmen aus der Pestzeit des Mittelalters mit den heutigen Maßnahmen gegen die Corona Pandemie. Die Häuser der Pestkranken wurden markiert und die Menschen unter Quarantäne gestellt, teilweise in Massenquartiere gebracht und von speziellen Pestärzten, heute Corona Ärzten, betreut.

Wir hoffen, dass an uns der Kelch einer Virusinfektion vorübergehen wird. Insgeheim geht man davon aus, dass das Coronapandemie im Sommer ausblutet, wie eine Grippewelle. Bei uns kommt es zurzeit zu keinen Problemen, der alltägliche Rhythmus. Außer unserem höheren gesundheitlichen Risiko gehören wir einer privilegierten Gruppe an, Pensionisten. Unsere Wohnungskatze Sissi hat zu Mittag auf der Loggia ein Rotkelchen erwischt und in das Wohnzimmer gebracht. Von mir wurde es wieder in die Freiheit entlassen. Wir rätseln noch darüber, wann die Ausgehbeschränkungen wieder aufgehoben werden? Nach Ostern dies ist Mitte April oder erst Ende April?  Anderseits sind wir bereits zufrieden, wenn es in unserer Verwandtschaft und Nachbarschaft zu keiner Ansteckung kommt. Heute Mittag wurde bekanntgegeben, dass die Beschränkungen bis Ostermontag, den 13. 04. 2020 verlängert werden.

Mein Blick richtet sich auf die Straße, welche eine Verbindung vom Drautal zum Gailtal bildet. In einiger Entfernung gibt es eine Abfahrt zum Einkaufszentrum Atrio.  An einem Nachmittag ist normalerweise ein Auto nach dem anderem auf der Tangente unterwegs, heute kann ich jedes Auto zählen. Einzelbetrieb, ein Auto und nach ein paar Minuten wieder eines. In diesem Ausnahmezustand erweist es sich als Segen wer einen Garten hat und dabei   Beschäftigung und Ablenkung findet. In Politzen wird eine Nichte zur Gärtnerin, welche bisher wenig für die Gartenarbeit übrig hatte und unterstützt ihre Mama. Aus dem Tageheft…

20.03:2020

Den warmen Nachmittag, 25 Grad im Schatten, für eine Ausfahrt mit dem Fahrrad genützt. Überall entlang des Gail Radweges beginnen die Wiesen zu grünen und bei den Ästen sprießen zarte hellgrüne Blätter hervor, am Dreiländereck schimmert es weiß, es weht ein Südwind. Vor der Ortschaft Oberschütt steht eine Bank nahe der Straße am Waldrand. Diese war über mehrere Jahrzehnte einer der Rastplätze bei meinen Rad Runden: Arnoldstein, Schütt, Oberschütt, Neuhaus, Pöckau, Arnoldstein. Von hier habe ich eines meiner wohltuenden Bilder für das Gemüt: Herbst, eine Herde von weidenden Kühen, mit der Zunge fangen sie die Grasbüschel ein, einige liegen zum Wiederkäuen auf der Wiese, dazwischen junge Kälber vom Wurf dieses Jahres.  

Die Verbreitung des Coronavirus, die damit einhergehenden Einschränkungen und neuen Umgangsformen im Alltag schaffen eine ungewohnte Lebenssituation. Dazu kommt die intensive mediale Berichterstattung. Es wundert mich nicht, dass es das eine und andermal dazu kommt, dass ich von einem Coronavirus bis in den Traum verfolgt werde: Ab Anfang Mai beginnen in Kärnten landauf und landab die Kirchweihfeste, Kirchtag. In einem Traum sitze ich bei einem Kirchtag in einem Bierzelt, zusammen mit Bekannten und Dorfbewohnern.  Auf den Biertischen liegen einfache Speise- und Getränkekarten, von den Kellnerinnen und Kellner werden die Bestellungen aufgenommen und serviert. Die vielen Besucher unterhalten sich ausgelassen bei Musik und Tanz, bei Speis und Trank. Zwischen den Tischen ist medizinisches Personal in Schutzkleidung mit Mundnasenschutzmasken unterwegs. Ihre Apparatur schaut einem mobilen Röntgenapparat ähnlich. Wie beim Kieferröntgen muss ich das Kinn auf eine Stütze legen und mit der Stirn ganz nach vorne rücken. Das Gerät liest von der Stirn die Körpertemperatur ab und entnimmt im Mund eine Speichelprobe. Allerdings werde ich mehrmals, von jeweils einer anderen Person in Schutzkleidung aufgefordert, mich vermessen zu lassen. Der Hinweis, dass ich bereits getestet wurde, wird nicht akzeptiert. Der Hintergrund dafür ist, dass das Sanitätspersonal nach der Anzahl der durchgeführten Fiebermessungen bezahlt wird. Aus dem Tageheft…