19.03:2020

Der Besuch des Josefimarkt in Nötsch, am Josefitag, war in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten Tradition. Corona bedingt wurde er dieses Jahr abgesagt. Bei dem schönem Wetter heute würden sich hunderte Menschen zwischen den Marktständen durchschlängeln, Groß und Klein. Bewohner aus entlegenen Orten im Gailtal, für sie ist der Besuch des Josefimarkt ein fester Bestandteil im Jahresablauf. Die Hoffnung besteht, dass im Herbst das Polenta Fest möglich sein wird. Stattdessen sitze ich beim Kriegerdenkmal in Müllnern auf einer Bank im Schatten. Ich mache beim Radfahren eine Pause und höre das Rauschen, kräftige Töne, vom Abfluss des Faakersee. Heute habe ich die Betriebskostenrechnung für das Haus in Arnoldstein abgesandt, trotz Corona Krise. Ist es der richtige Zeitpunkt? Auch einen Monat später könnte es unpassend sein, zu früh ebenso wie zu spät. Die Bundesregierung hat angekündigt die Umsatzeinbußen des Handels, Gewerbe und Industrie zu ersetzen? Kreditgarantien und Steuerstundungen sind für mich keine wirklichen Betriebshilfen.

Zwei Drittel der Radfahrer auf dem Faakersee Radweg sind mit einem E-Bike unterwegs, ich habe wenig Sympathien für die E-Bike Fahrer. Radfahren bei Sonnenschein, dann geht es mir gut, eine Wohltat für die Seele in Pandemiezeiten. Von mir gegenüber wurde der ehemalige Gasthof, er hat etwa die halbe Größe unserer Wohnanlage zu zwölf Wohneinheiten umgebaut. Heute mit einem Freund in Hermagor telefoniert, seine Frau befindet sich nach einem mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt in Klagenfurt in der Rehaklinik in Hermagor. Die Restbeschwerden sind Seh- und Sprachprobleme. Er und ich hoffen, dass es noch Fortschritte gibt. Die Wohnungsnachbarin hat für uns Corona bedingt Lebensmittel eingekauft. Mehrmals hat sie versucht Kopierpapier zu besorgen, derzeit ist es Mangelware. In einer Trafik ist sie heute fündig geworden für € 9.80. Dabei dürfte der Trafikant einen Corona Preisaufschlag verrechnet haben. Aus dem Tageheft…

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In der Coronazeit hat man festgestellt, dass sich während der Lockdown bei den Umweltdaten vieles verbessert hat. Vorgenommen wurde, dass nach der Pandemie bewusster produziert und weniger konsumiert werden soll. Eigentlich wird jetzt nach der Pandemie versucht noch mehr zu produzieren und noch mehr zu konsumieren. Ich erinnere mich nicht, dass einmal von den Reisebüros so viel Werbung für den Urlaub gemacht wurde wie in diesen Tagen. Die Touristenbranche setzt voll auf Zuwächse. Der größte Treiber für den Umweltschutz in Europa ist der Ukraine Krieg. Die Wirtschaftsbetriebe der EU-Staaten stehen vor der Tatsache, dass die günstigen Rohstoffe Erdöl und Erdgas aus Russland nicht mehr zur Verfügung stehen. Dieser Umstand hat zu einem Schub beim Einsatz von erneuerbarer Energie geführt. Dazu die vermehrten Anstrengungen energiesparend zu produzieren, schadstoffarme und recyclingbare Produkte herzustellen. Den privaten Verbrauchern wird es bewusst, einerlei ob Möbel, Geschirr oder Bekleidung, diese nicht vorzeitig auf den Müll zu werfen. Schon vor Jahrzehnten machte ich einen Vorschlag, der heute genauso wie damals aktuell ist. Zu dieser Zeit ist es noch nicht um Energiesparen und Umweltschutz gegangen: Schränkt sich jeder um dreißig Prozent bei seinem Konsum ein, dann lösen sich diese zwei Brennpunkte für Jahrzehnte auf. Niemand müsste deshalb auf seinen Wohlstandskomfort verzichten.

Verschiedene Bezirke in Kärnten hatten bis in die 80er Jahre eine gemeinsame Mülldeponie, dort landete der gesamte Müll unsortiert. Einerlei ob es um Papier, Holzabfälle, Elektroschrott oder Lebensmittelabfälle handelte. Ich erinnere mich noch an die lokale Mülldeponie im unteren Gailtal, knapp vor dem Naturschutzgebiet Schütt. Jeder konnte dort seinen privaten oder gewerblichen Müll abladen. Auf der Deponie gloste immer ein Feuer. Der Gestank war intensiv vor allem dann, wenn die lokale Müllabfuhr ihre Müllwagen entleerte oder eine Fleischerei ihre Abfälle entsorgte. Auf dieser Mülldeponie hausten sogenannte Dorfunikate, welche im angelieferten Haus- und Sperrmüll nach verwertbaren Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen buddelten. Bei ihnen ging es nicht um ein Überlebenstraining, aber Müllmenschen gab es auch bei uns. Über dem abgeladenen Müll wurde von Zeit zu Zeit eine Schicht Humus aufgetragen und verteilt. Dies war die Deponierung.

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Jetzt wird darüber geklagt, dass wir wenige positive Dinge aus der Corona Zeit in die Nachcoronazeit mitgenommen haben. Zuallererst war damals die Rede von einem behutsameren Umgang mit anderen Menschen, man hat den Eindruck, das Gegenteil ist der Fall. Die Äußerungen in der Warteschlange vor der Supermarktkasse werden rauer. Gibt es eine Verzögerung beim Bezahlen, weil man eine Frage an die Kassiererin hat, >dies kann man im Internet nachschlagen.  Wurde übersehen etwas zu wiegen und verzögert sich die Abrechnung heißt es gleich, >geht hier nichts vorwärts. Alle und alles soll funktionieren wie am Fließband. Bei mir stellt sich dazu ein Bezug zu meiner Arbeit am Fließband her, als Absatzschrauber in der Gabor Damenschuhfabrik in Spittal an der Drau. Es gab zweierlei Ursachen, wenn es am Fließband stockte.  Beim Vordermann, dem Sohlenkleber, wenn dieser ein Problem hatte mit dem passgenauen Aufkleben der Schuhsohlen und den Vorgang wiederholen musste. Waren die Schuhsohlen verrutscht, war es schwierig den Absatz richtig zu positionieren. Die noch schlimmere Situation war, wenn das Oberleder auf den Leisten schlecht aufgezogen war, die Naht schief.  Bei alldem ging es darum, dass man das Tages Pensum von etwa zwölf Partien Schuhen vor Augen hatte.

Nach Corona gibt es eine Verbesserung im Verhalten bei der Liftbenützung in Bürogebäuden, in öffentlichen Gebäuden und in Hotels. Befinden sich bereits einige Personen in der Kabine wird vor dem Zusteigen nachgefragt, ob man einsteigen darf? Dies ist respektvoll gegenüber den anderen Liftbenützer. In Vorcoronazeiten hätte man darüber kein Wort verloren und die Menschen haben sich in den Lift gezwängt, bis keine Luft mehr zum Atmen da war. Jetzt wahrt man zu den nächsten Liftbenützern etwas Abstand und stößt nicht beim Nächsten an. Zum anderem verzichten manche, wenn es schon etwas voller ist auf das Zusteigen und warten auf die nächste Kabine. Bei einem Fassungsvermögen von zwölf Personen befinden sich jetzt zumeist nur die Hälfte an Personen im Lift. Etwas wäre in der Nachcoronaära bei der Liftbenützung noch verbesserungswürdig. Beim Einsteigen und Aussteigen zu grüßen, jeder in seiner Sprache. Auch wenn uns manche nicht verstehen können, jeder wird verstehen was mit dieser Grußformel gemeint ist.   

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Die betagten Personen unter uns haben Erfahrungen mit Krisen- und Mangelsituationen gemacht. Vom alters her können immer weniger von den Kriegsjahren und den Nachkriegsjahren, welche vom Mangel geprägt waren, erzählen. Wobei der Mangel beim Heizmaterial und den Lebensmitteln, wie ich von älteren Personen weiß, in den Städten dramatischer war als am Land. Die Selbstversorgung mit Heizmaterial und Lebensmitteln war im ländlichen Gebieten möglich, wohl weil sich Keuschler und Kleinlandwirte über verschiedene Verordnungen hinweggesetzt haben. Die ältere Generation betrifft jetzt ein neues Phänomen, zu Essen und Trinken gibt es für sie ausreichend, sie kämpfen mit der Vereinsamung. Die Mobilität lässt nach, Freunde und Freundinnen versterben. Trotz der neuen Generation von Mobiltelefonen gibt es plötzlich niemanden mehr mit denen sie telefonieren können, dies betrifft manchmal schon über Achtzigjährige. Betagte Verwandte, welche am Land wohnen bedauern, dass sie nicht mobil sind. Wer bleibt noch zum Reden, vor allem wer versteht sie, mit wem können sie sich über ihre Anliegen unterhalten? Ein verloren Sein in der Welt. In diesem Alter geht es auch darum sich von Berufsstand zu Berufsstand, von Bäuerin zu Bäuerin, von Kaufmann zu Kaufmann oder von Gastwirtin zu Gastwirtin zu unterhalten. Die jetzigen Generationen werden in ihrem Leben ihren Beruf oft wechseln oder zersplittern. Es wird selten die Bezeichnung der Bauer verwendet, es gibt der Biobauer, den Getreidebauer oder den Schafbauer. Wobei heute ein Lebensmittel ohne die Zusatzbezeichnung Bio fast unverkäuflich ist.

Im Ort gab es das Kaufhaus Bacher, dort gab es Nägel, Hacken, Melkeimer, Wollsocken, und natürlich Salz, Maggi und Titze Gold. Die Kaufhäuser am Land sind längst ein Opfer der Lebensmitteldiskonter und der Shoppingcenter geworden. In Pandemiezeiten wurde versucht für Jedermann einen Onlineauftritt im Web zu installieren, als Ersatz für die zwangsweise geschlossenen Geschäfte.  Von Seiten der Handelskammer wurde festgestellt, dass dieser Webauftritt von den Endverbrauchern nicht angenommen oder nicht gefunden wurde. Ein verloren Sein im Web.

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Derzeit ist anzunehmen, dass im ersten halben Jahr die Bundesregierung, ob fähig oder unfähig, für die Meisterung der Energiekrise, der Teuerungswelle und der Pandemie im Amt bleiben wird. Manches mal lässt sich erst, wenn jemand im Job tätig wird feststellen, ob er dazu fähig ist oder nicht. Im ungünstigsten Fall stellt man im Nachhinein fest wie gut jemand seine Aufgabe gemeistert hat. Dies trifft nicht nur bei Politik- oder Vereinsfunktionären zu, auch im Arbeitsalltag. Für dieses Jahr hoffe ich, dass kein steter Wechsel in der Ministerriege stattfindet. Es auch keine zusätzlichen Kommissionen und Arbeitsgruppen zu der Krisenbewältigung braucht. Ich nehme an, dass in jedem Ministerium eine Fülle von Mitarbeitern arbeiten, welche von der Materie etwas verstehen. Als Beispiel das Landwirtschaftsministerium: Dort sollten Mitarbeiter sitzen, welche etwas von der Landwirtschaft, der Agrarindustrie wie es heute heißt, verstehen. Dabei auch das breite Spektrum vom Bergbauern bis zum Agrarbauern und der Lebensmittelindustrie kennen.

So sehe ich es auch im derzeit geforderten Gesundheitsministerium, dass hier Angestellte am Werk sind, welche sich bei dem Betrieb von Gesundheitseinrichtungen, bei der Gesundheitsvorsorge und in diesen Zeiten bei der Pandemiebekämpfung auskennen. Als Unbedarfter frage ich mich oder ist es naiv zu fragen, warum braucht es bei Ereignissen, welche etwas außerhalb der normalen Verwaltungstätigkeit liegen, sofort eine externe Expertengruppe? Reichen die Qualifikationen und das Wissen der Spitzenbeamten für die Bewältigung einer neuen Herausforderung nicht aus?

Mir ist es der falsche Zeitpunkt gewesen, als im Vorjahr vom Land Kärnten eine Informationsbroschüre zu einem möglichen Blackout verbreitet wurde. Gab es in der Landesregierung keine psychologisch geschulten Menschen welche verhindert haben, dass zu den Meldungen von überfüllten Krankenhäusern, Intensivstationen und Kriegsberichten, noch diese von düsteren Szenarien durchzogene Zeitschrift versandt wurde. Schon das Titelbild hatte eine angsteinflößende Wirkung. Es gibt Bekannte welche sich genötigt sahen einen Lebensmittelvorrat und eine Kochstelle anzulegen. Manche haben es bei den Campingausrüstern versucht. Wobei oft festgestellt wurde, dass es in den Miet- oder Eigentumswohnungen für den Winter keine unabhängigen Heiz- und Kochstellen gibt.