Ein Buch für die frühen Morgenstunden in diesem Jahr war die Erzählung von Sophie Reyer, „Die Freiheit der Fische“. Es stand auf der Leseliste zu einem Literaturseminar. Die Geschichte: Ein Dorf zu Beginn der 80er Jahre, ein Bauernhof, die Bauersleute haben drei Kinder, zwei Mädchen und einen Buben. Der Bub, der selbstverständliche Hoferbe, ist ein in sich zurückgezogenes Kind. Durch sein schweigsames Verhalten wird er zum Ärgernis für die Familie, besonders für den Vater. Seinem Verhalten nach hält er den Buben untauglich für die Arbeit in der Land- und Forstwirtschaft. Nicht nur dass, er sieht in ihm eine Schande für die ganze Familie. Die Mutter nimmt es als ein Übel hin, dass der Bub sich anders verhält als alle übrigen Kinder im Dorf. Eine Schwester kann seine Empathie wecken, die andere steht auf der Seite des Vaters und bezeichnet ihn als nutzlosen Krüppel. So nimmt dieses teilweise tragische und teilweise berührende Leben seinen Lauf.
Es geht nicht darum die Geschichte nachzuerzählen, das Buch kann jeder, wer will selbst lesen. In einem Roman finde ich meistens zweierlei, er kann mir eine fremde Welt erschließen und zum Anderen kann es Berührungspunkte zu meinem eigenen Leben, Erfahrungen oder Gedankengut geben. Beim Lesen eines Buches interessiert mich immer, wo kann ich mit meiner Lebensgeschichte an die Romanfigur, die Romanhandlung andocken. Dies ist für mich das Faszinierende, dies macht ein tolles Leseerlebnis aus. Im Klappentext vom Buch ist zu lesen, dass es für die Romanfigur einen Fall in einem Tiroler Dorf gegeben hat. Beim Protagonisten Jakob handelt es sich um einen Autisten. Aus meiner Sicht hätte es eine solche Zuordnung nicht gebraucht, die Beschreibung des Anderseins ohne Zuordnung hätte für den Leser mehr Möglichkeiten offengelassen. Was sagt das Wort Autismus, auch hier gibt es eine Bandbreite von bis, wie bei jeder Krankheit.
Autonom