corona:kübel

Die Zeitungsseiten der Firstklassmedien sind gespickt mit Informationen zur Corona Krise. Sie kommen nur ihren journalistischen Pflichten nach, sie wollen mit den tragischen Nachrichten keine Geschäfte machen, wie sie immer behaupten. Dies sei der Unterschied zu den Krisenjournalen, den Boulevardzeitungen. Dabei kommen auch sie nicht umhin Ratschläge zu verteilen, wie sich die Leser die Zeit zu Hause sinnvoll gestalten können. Eine Herausforderung, wenn man bei Kindern die Schule und für sich die Arbeitsstätte, alles in der Wohnung, zu bewerkstelligen hat. Wer es leicht nimmt, überlässt den Jugendlichen zur unbeschränkten Benutzung das Smartphone.

Psychologen beschäftigen sich damit, welche Auswirkungen die permanente Berichterstattung über das Coronavirus für die Gemütslage älterer Menschen hat. Diese sind zumeist die fleißigsten Zeitungsleser und Fernsehzuschauer. Ihnen schwappt aus jeder Zeitung und jedem Fernsehkanal ein Kübel Coronaviren entgegen. Der Hausverstand wäre, sich beim Zeitungslesen und Fernsehen einzubremsen, aber wer kann sich der Faszination der Bilder und Schreckensmeldungen entziehen? Zumeist nicht freiwillig, es braucht einen Anstoß von außen und wie man mit den bedrückenden Meldungen umgeht. Ein bisschen Voyeurismus steckt in jedem von uns, dies wissen auch die seriösen Medienleute. Manches Mal trieft die Seriosität genauso aus der Zeitung oder von der Mattscheibe, wie bei anderen Medien das Blut.

covid-19/9

corona:ostern II

In den vergangenen Jahren haben wir des öfteren das Osterwochenende an der Küste von Istrien verbracht. Dort befinde ich mich in einem Zwiespalt: Einerseits tut es dem Körper und der Seele gut, nach dem Winter an der Küste, bei frühlingshaftem Wetter, spazieren zu gehen. Anderseits ist mit dem Osterfest in Kärnten ein besonderes Brauchtum verbunden. Am Karsamstag gibt es die Fleischweihe, zu der man sich bei einer Kapelle, Wegkreuz oder Marterl einfindet. Mit dabei ist der Weihkorb, wo die Lebensmittel für die Osterjause eingepackt sind. Dieser Korb wird bei der Kapelle abgestellt und vom Ortspfarrer mit einer kurzen Andacht geweiht. Der Zustrom zu den Fleischweihen ist groß, er übertrifft bei weiten den üblichen Messbesuch an einem Sonntag.

Die Kärntner zelebrieren am Nachmittag des Karsamstages ihre Osterjause. Dazu gehört der Osterschinken, Selchwürstel, Hartwürstel, gekochter Speck und gekochte Eier. Diese Zutaten werden aufgeschnitten und lagenweise zu einer Pyramide aufgetürmt. Jedes Gustostückerl wird, in Politzen, mit einer Gabel in eine Krensoße getaucht und dazu ein Kärntner Reindling, ein Hefeteig mit Rosinen und Zimt, gegessen. Diese Osterjause habe ich in Opatija vermisst. Hier gab es am Ostersonntag ein Osterfrühstück und mit ein wenig Fantasie konnte ich mir eine Osterjause am Buffet zusammenstellen.

covid-19/Ostern 2020

 

corona:ostern

Die Osterfeiertage des Jahres 2020 wurden schon im Vorfeld als eine Zeit unter besonderen Umständen genannt, das Corona- Ostern. Es waren keine gemeinsamen Feiern mit wohnungsfremden Personen erlaubt. Durch die Ausgangsbeschränkung und das Versammlungsverbot zur Eindämmung der Pandemie wurden die Kirchen geschlossen, alle christlichen Feiern abgesagt. Für Kärnten und Steiermark auch die so beliebte Fleischweihe. Es brach die Zeit der digitalen Gottesdienste an, einem war ich am Palmsonntag gefolgt, der Messe aus dem Wiener Stephansdom. Eine Messfeier ohne Kirchgänger, ein Kirchenschiff von großer Dimension, aber mit leeren Kirchenbänken. Im Altarraum zelebrierte der Kardinal, unterstützt von einem Zeremonienmeister, begleitet von zwei Sängern und einem Orgelspieler eine Messe. Ein erbärmlicher Anblick. Ansonsten agiert der Kardinal inmitten einer großen Priesterschar, Subpriester, mit einem großen Chor und dem Kirchenvolk die Festmesse.

Wobei mir nicht ganz wohl ist, wenn ein Priester die Sonntagsmesse am Altar zelebriert. Wir, das Kirchenvolk, sind die Zuschauer, wie bei einer Barbara Karlichshow im Fernsehen, das dem Geschehen am und um den Altar folgen. Dabei denke ich an die Bibelstelle wo Jesus mit den Aposteln das letzte Abendmahl feierte. Dieses gilt als Einsetzung der Eucharistiefeier. Dabei saß Jesus mitten unter den Aposteln an einem Tisch und hantierte nicht exklusiv allein an der Theke oder dem Altar. Einmal wurde ein kleiner Schritt zum Kirchenvolk getan, seit dem 2. Vatikanischen Konzil wendet sich der Priester mit dem Gesicht den Gläubigen zu. Nicht wie anno dazumal den Rücken. Der nächste Schritt wäre, dass der Volksaltar wirklich inmitten der Kirchgänger stehen würde und die Mitfeiernden den Altar umschließen würden.

covid – 19/Ostern 2020

corona:front

Beim Abendessen im Goiserer Stüberl hatten die Tischnachbarn jeder seine persönliche Story. Per Smartphone wurde ihnen mitgeteilt, was sich zu Hause, an der Heimatfront, abgespielt hat. Sie berichteten von vollen Parkplätzen bei den Supermärkten und leeren Regalen bei Gemüse, Konserven und Teigwaren wie Nudeln. Sollte zu Hause, in der Draustadt, viele Artikel nach dem Wochenende nicht mehr erhältlich sein, an Teigwaren wird es bei uns nicht mangeln. In der Nähe von Villach befindet sich die Finkensteiner Nudelfabrik, welche einen Fabrikverkauf anbietet. Die Qualität der Finkensteiner Nudeln bestätigen viele Kärnten Urlauber, welche vor der Heimreise im Nudelshop für daheim großzügig einkaufen. Zumeist den restlichen Platz im Kofferraum mit Teigwaren aus der Nudelfabrik füllen. Dies Sommer für Sommer, lange vor der Coronavirus Krise. Wie ich erfahren habe, wurde wegen der aktuellen Versorgung mit Lebensmittel die Produktionszeiten ausgeweitet.

Ein wenig hat sich das Einkaufsverhalten in Krisenzeiten auch bei den Spaziergängern in der Kurstadt bestätigt. Die Frauen hatten als kleines Souvenir einen Pack Klopapier und die Männer ein Zwölfer Tragerl Ottakringer Bierdosen unter dem Arm. Auf den Parkplätzen der Diskonter konnte ich beobachten, dass Frauen Lebensmittel und Toilettartikel verstauten, Männer vor allem Bierkisten. Der kleine Unterschied zwischen Frau und Mann.

covid-19/8

corona:morgen II

So ereignislos wie derzeit stelle ich mir die Landschaft für einen Filmeinstieg in ein Bedrohungsszenario vor. Dabei sind wir mittendrin in einem Gefahrenszenario, bedroht vom Coronavirus. Für das Auge unsichtbar, geruchlos für die Nase und für die Hände nicht zu fassen. Die Stille ist nach dem kleinen Wintereinbruch massiv. Vom kahlen Baum fliegt ein Vogel auf das Dach des japanischen Teehauses und streitet dort mit einem anderen Vogel um einen Platz, der für hunderte Vögel reichen würde.

Vierzehn Tage Ausgangsbeschränkungen und immer wieder ertappe ich mich bei der Frage, wo ist die Gefahr? Das Plateau von Warmbad-Villach ist so überschaubar, kein Risiko könnte sich den Häusern unbemerkt nähern. Etwas Nebuloses würde man von Weitem erkennen und könnte sofort die Fenster dicht machen. Die Vorhänge zuziehen, wie alle Tage, ob Bedrohung oder nur vermeintliche Bedrohung. Die Blicke des Nachbarn könnten eine Krise auslösen, die Lunge zerstören, überall werden Zäune hochgezogen, um sich von den Hinzugezogenen abzuschotten. Hier ist man lange unter sich gewesen und jetzt wimmelt es von Unbekannten, ob die etwas mit dem Virus zu tun haben?

Das Coronavirus lacht mir aus der Morgenzeitung entgegen, hüpft im Vorraum vom Titelblatt und lässt sich nicht mehr einfangen. Kreuz und quer hüpft es durch die Wohnung, bis es in einer Ecke müde einschläft. Als Sandmännchen wird es abends bei den ZIB 2 Nachrichten lebendig. Es streut Sand in die Augen, sie beginnen zu Brennen und lassen sich nicht mehr schließen und bleiben bis kurz vor Mitternacht offen. Aus dem TV-Kastl kommen immer neue Berichte über die Corona- Epidemie, zuerst aus Österreich, dann aus Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland. Auffallend ist, es gibt wenige Berichte zur Lage in der Schweiz.

covid-19/7