Es sind gerade zehn Tage vergangen, da drehte sich zwischen den arrangierten Frühlingsblumen vor dem Villacher Rathaus, die Kindereisenbahn. Rund um die Stadtpfarrkirche reihten sich Standln mit Kunsthandwerk und Dekoartikeln, Eine an das Andere. Dazwischen gab es welche mit dem Versprechen, alles für die Kärntner Osterjause. Damit gemeint sind gekochter Speck und Schinken, Rippalan und Hauswürste, Eier und zum Würzen die Krenwurzen. Dies alles bekommt den richtigen Geschmack durch den Segen von Oben. An allen Ecken findet am Karsamstag die Speisenweihe, in Kärnten kurz Fleischweihe genannt, statt. Massenhaft strömen Junge und Alte zu den Weihepunkten, seien dies Kapellen, Marterln, Wegkreuze oder ganz profan der Gastgarten eines Wirtshauses. Die Osterspeisen werden mit bestickten Deckerln zugedeckt, obligatorisch zeigt man kein nacktes Fleisch. Die Weiheträgerinnen kommen mit tief ausgeschnittenen Dirndlkleidern und zeigen den üppigen Busen, einmal wohlgeformt, ein andermal weniger straff, Shirts bauchnabelfrei. Hierher strömen Burschen mit Tätowierungen am Hals und Unterarm, in der Hand den Weihekorb mit einer traditionell gestickten Decke „IHS“. Ehepaare schieben einen Kinderwagen vor sich her, die Sportlichen kommen mit dem Fahrrad und am Gepäckträger die Osterjause.
Bevor der Pfarrprovisor zur Fleischweihe schreitet bittet er die ganz Durstigen, die Bierflaschen während der Heiligen Handlung am Tresen abzustellen. Die große Zahl an Teilnehmern macht es notwendig, dass er sich durch Menge zwängt, um auch die entfernten Speisekörbe mit einem Spritzer Weihwasser zu versehen. Am Ende stichelt der Provisor: Er möchte einmal so viele Besucher bei einem Sonntagsgottesdienst in der Kirche sehen.
Aus dem Tagebuch…