berufs:wahl I

Die Situation für die  Jugendlichen, welche heute vor einer Berufswahl stehen, ist im Vergleich zu früheren Jahrgängen schwieriger und unübersichtlicher geworden. Zumeist war früher die Entscheidung angelehnt an den Beruf des Vaters. Mit vierzehn Jahren herrschte  Klarheit, welchen Beruf man erlernen will. Oft gab es eine freie Lehrstelle in der Firma, wo der Vater oder der Bruder tätig war. Hatte der Vater einen Handels- oder Gewerbebetrieb, eine Landwirtschaft, dann war es selbstverständlich, dass eines der Kinder die Firma übernehmen wird. Ähnlich die Kriterien bei den akademischen Berufen, Ärzten, Lehrern oder Rechtsanwälten. Aus den Akademikerfamilien entstammten die meisten Nachwuchsakademiker. Auf den Universitäten studierten in den sechziger und siebziger Jahren zum Großteil die Kinder der oberen Gesellschaftsschicht.

Heute hat sich bei der Berufswahl vieles geändert, weil ein Großteil der Jugendlichen nach der Schulpflicht eine weiterführende Schule besuchen. In den Universitäten tummeln sich gleich viele Kinder von Akademiker und Nichtakademiker. Manches Mal wird von den Eltern sehr viel Energie dafür verwendet, dass der Nachwuchs durch das Gymnasium und eine weiterbildende Schule geschleust wird.
Es ist ein Fortschritt, wenn sich höhere Bildung auf ein breiteres Feld der Bevölkerung verteilt. Ein ewiger Zankapfel ist die Frage, wie gestaltet man einen guten Unterricht, was soll an Lehrstoff vermittelt werden? Wahrscheinlich ist die Diskussion, was soll man den Schülern lernen, was sollen Schüler wissen, so alt, wie es Schüler und Lehrer gibt. Zurzeit sieht man ein Allheilmittel darin, dass man jeden Schüler, ab der ersten Grundstufe, mit einem Tablet versorgt.

Grundwissen

glück:spiel I

In den Badeorten an der oberen Adria spielt sich das Leben in den Abendstunden im Zentrum  ab. In Bibione, um einen beliebten Badeort stellvertretend für andere zu nennen, verwandelt sich die Hauptstraße abends in eine Flaniermeile. Die Spoiler in der Fahrbahn werden aktiviert und ab zwanzig Uhr wird dadurch eine tagsüber befahrbare Straße in eine Fußgängerzone verwandelt. In dieser gibt es eine nicht enden wollende  Kette von Pizzeria, Cafés, Bars, Textilläden, Schmuckgeschäften, Taschen- und Schuhboutiquen,  Kebab und Schnellimbissbuden, Spielhallen und Strandutensilien Kioske. Nach Aussage der Partnerin bewegen sich in der Fußgängerzone mehr Menschen als auf der Fifth Avenue in New York. Beim Spazierengehen befinde ich mich in meinem Element, ich kann dabei viel beobachten. Wie ein Fotograf suche ich nach dem Außergewöhnlichen. Gibt es auch soundso viele  Fotos von einer Fliege, so schätzt der Fotograf, dass seine Aufnahme von der Fliege einmalig sein wird. Ähnlich geht es mir, dass ich mir zugestehe, dass ich mit einmaligen Beobachtungen und Beschreibungen aufwarten kann. Für mich wesentlich ist, diese Beobachtung zu erweitern. Dies bedeutet im Kopf die Eindrücke kurz zuschließen, im Gedächtnis nach Verbindungen zu suchen, welche schon lange zurückliegen. Das Flanieren gerät zu einem Spagat zwischen Wachsam sein und Loslassen.

Wie in italienischen Touristenorten üblich finden sich zwischen zwanzig und vierundzwanzig Uhr sehr viele Kinder, vom  Kleinkind bis zum Jugendlichen, alles auf der Straße. Sie spielen auf den Plätzen mit einem Ball oder Fangen, und benützen den Kinderwagen ihrer Geschwister als Hindernis. Müdigkeit ist Kindern fremd, müde sind die Bustouristen, zumeist Senioren. Fühlen sie sich unbeobachtet sinken sie, auf einer Bank sitzend, in sich zusammen oder stützen sich auf einen Stock. Seit das Nordic Walking zu den Trendsportarten zählt, sieht man bei den Rentner weniger Krücken, dafür stützen sie sich auf die trendigen Nordic Walkingstöcke. Inmitten des Besucherstromes posieren fahrende Verkäufer, die zumeist nur einen Artikel anbieten, am Abend etwas mit einem Leuchteffekt. Einen Fallschirmspringer oder ein UFO die blickend zur Erde schweben oder die leuchtenden Finger Spinner. Gefragt ist auch der Spaziergang mit Hund, dieser verschafft bei entsprechender Größe, eine sogenannte Rettungsgasse. Je nach Gewühl einen Ansprechpartner.

Gassi gehen.

kind:heit II

Das Bedürfnis nach Anleitungen für die Unterstützung beim Erziehen der Kinder schlägt heute in das Gegenteil um. Durch den leichten Zugang zum Internet wird bei jedem Konflikt mit dem Kind, bei jedem Furz des Sprösslings, im Internet gegoogelt. Kurz und bündig ausgedrückt, bei Problemen und Beschwerden mit Jugendlichen schlag nach bei Google. Googeln hilft immer, zumindest erhöht es die Zweifel. Nicht viel geändert hat sich an den Entwicklungsphasen der Jugendlichen, man könnte sagen Gott sei Dank.  Manche Abschnitte setzten um ein bis zwei Jahre früher ein.

Heute beklagt man, dass es zu wenige Psychologen, im speziellen Kinderpsychiater gibt, genauso wie Sozialhelferinnen. Vor fünfzig oder dreißig Jahren war die Ansage an das Kind, du kommst zu einem Psychiater, eine Drohung. Genauso wie man man den Kindern gedroht hat, wenn du nicht brav bist, dann holt dich der Krampus. In Kärnten gab es zwei Krampusgestalten als Psychiater, dies waren die Personen S&W.  Beide wurden sowohl für Kinder als auch für Erwachsene als Druckmittel eingesetzt. Ich glaube, diese Psychoruten an der Wand prägen bis heute das Verständnis und das Bild von Psychiatern und Psychologen bei der älteren Generation. Lieber am Operationstisch eines Chirurgen, als auf der Couch eines Psychiaters landen.

Krampuslauf

kind:heit I

Für mich überraschend ist, dass in manchen Gesprächen plötzlich Begebenheiten aus der Kindheit auftauchen. Zumeist erinnern wir uns an schöne Kindheitserlebnisse. Zumeist deshalb, außer es hat schlimme Vorkommnisse in der eigenen Kindheit gegeben. In späteren Jahren wird immer wieder versucht für manches persönliches Fehlverhalten die Ursachen in der Kindheit auszumachen. In einem Seminar Bewusst altern  wurde darüber gesprochen, wie viele Traumata es bei den einzelnen Teilnehmern gegeben hat und ob die Traumata der Jugend heute noch eine Rolle spielen. Dazu ist anzumerken, ist es sinnvoll, heutige Richtlinien für die Kindererziehung, auf die damalige Kindheit anzuwenden. Vor allem könnte man einwenden, es wird sich erst weisen, ob der heute gepflegte Umgang mit den Kindern fruchtbar sein wird. Fruchtbar in dem Sinne, dass die nächsten Generationen eine lebenswerte Gesellschaft schaffen werden. Es hat schon Tradition, dass die aktuell bestimmende Generation der Vorhergehenden vorwirft, in jenem und jenen Bereichen versagt zu haben.

Für jeden handwerklichen und kaufmännischen Beruf gibt es drei- bis fünfjährige Ausbildungszeiten. Da frage ich mich, ist das Talent für die Kindererziehung uns allen schon in die Wiege gelegt? Orientieren wir uns dabei daran, was wir als Kinder erlebt haben? Dies würde bedeuten, so ist es oft im Alltag, dass schlechte Erfahrungen nicht vergessen, sondern bei den eigenen Kindern erneut zur Anwendung kommen. Die Bereitschaft von jungen Eltern sich über verschiedene Erziehungsfragen in Elternzeitschriften zu informieren ist heute um einiges größer, als es noch vor fünfzig Jahren war. Damals war weder die Zeit noch das Bewusstsein dafür vorhanden. Breites Verständnis für Kinder hat es auch in früheren Jahren allemal gegeben. Was heute für ein Kind an Kleidung, Spielzeug und Unterhaltung  selbstverständlich ist, war damals nicht selbstverständlich. Es hat aber auch niemanden gefehlt.

Lego

katzen:glück II

Für unsere Neugierde, was verbirgt sich hinter der Frucht vom Baum und was ist außerhalb des Paradieses los, wurden wir von Gott mit Erkenntnis und Bewusstsein bestraft. Würden wir, hätten wir noch einmal die Wahl, das Paradies gegen Erkenntnis und Bewusstsein eintauschen?  Vorsorglich hat uns Gott eine letzte Hürde eingebaut, wir sind nicht allwissend. Die Triebfeder alles menschlichen Tuns ist das Streben nach Allwissenheit. So großzügig war Gott nicht. Etliche Male glaubte man schon, in der Vergangenheit und in der Gegenwart, dass wir das Tor vom Wissen zur Allwissenheit aufstoßen können. Mit jeder frischen Entdeckung, mit jeder neuen wissenschaftlichen Formel glaubten wir, das Tor zur Allwissenheit aufzustoßen. Wenig später mussten wir feststellen, dass wir vor einem weiteren, verschlossenen Tor stehen. Wiederum bemühen wir uns den Code für dieses Tor zu entschlüsseln. Sind wir zu überheblich, weil wir wie Gott sein wollen? Im ersten Gefühlstaumel hat uns der Allmächtige das Gefühl vermittelt, wir sind jetzt allwissend, wir können für uns selbst sorgen. Mit den Schätzen der Erde können wir uns ein Himmelreich auf Erden schaffen. Zuweilen scheitern wir mit unserem Wissen und unserem Erfindergeist.Gott hält eine weitere Trumpfkarte in der Hand, so geschickt wir beim Kartenlegen sein mögen, soviel Glück wir beim Glücksspiel haben, egal ob im Lotto oder im Casino. Er hat es in der Hand, wann unser Leben zu Ende ist. Wir können alle Trumpfkarten in unserer Hand vereinen, einen Stich um den anderen machen, die letzte Karte spielt Gott aus. Eine Karte die alles übertrumpft, die mit unserem Sterbedatum.

Erhebe ich Gott gegenüber falsche Vorwürfe? Wollte er uns schonen, indem wir nicht wissen, wann der Tod eintritt? Um uns nicht Jahrzehntelang über Gebühr zu belasten. Ein Wissen, welches für mich unerträglich gewesen wäre. So sehe ich darin eine gewisse Ordnung, die, könnte ich sie ändern, nicht ändern würde.

In dieser Hinsicht hat der Schöpfer die Tiere bevorzugt, sie besser gestellt als uns Menschen?  Er hat ihnen das Bewusstsein nur für den Moment gegeben, nicht für die Vergangenheit und nicht für die Zukunft. Befinden wir uns auf einem biologischen Holzweg, wenn wir glauben, im Tierverhalten menschliche Verhaltensweisen zu entdecken. Durch die Forschung wollen wir uns beweisen, dass wir höher entwickelt sind als die Tiere. Dies tut unserem Selbstwertgefühl gut. In einem Faktor sind alle Lebewesen gleich, keines weiß im Vorhinein wie lange es hier auf Erden leben wird. Der eine und andere Mensch, das eine und andere Tier spürt möglicherweise, dass seine Lebenszeit zu Ende geht.

Abschiedstränen