sinn:voll I

Was macht das Leben sinnvoll?  Wodurch erscheint einem sein Leben als sinnvoll und war mein Leben angemessen? Die Menschen der Generation 60+ stellen sich die Frage, ist es zu spät etwas Sinnvolles zu tun, zahlt sich die Mühe noch aus? Mit solchen und ähnlichen Gedanken werden wir in fortgeschrittenen Jahren konfrontiert. Ein Urteil, ob das Leben einer Freundin oder eines Freundes sinnvoll war, lässt sich nicht abgeben. Urteilen kann man nur über sein eigenes Leben, über verschiedene Einschnitte spekulieren. Ähnlichkeiten gibt es ab einem gewissen Alter bei gesundheitlichen Belangen, diese betreffen zumeist dieselben Beschwerden. Werfen wir einen Blick auf die Abnützungen des Knie- oder Hüftgelenkes, ein verbreitetes Leiden der Generation sechzig+. Bei Landfrauen sind die Kniegelenke durch die Arbeit im Garten oder in der Landwirtschaft stark abgenützt. Dazu gibt es typische Handwerksberufe, Fliesenleger und Tischler, welche in den späten Jahren unter Abnützungen des Knies leiden. Mit der körperlichen Statur, zumeist ist man etwas übergewichtig, kommt eine weitere Belastung dazu. Ich habe beobachtet, dass Ärztinnen oder Ärzte, welche selbst ein wenig füllig sind, im Übergewicht keine weitere Belastung sehen.

So stellt sich die Frage, ist es sinnvoll ein Kniegelenk durch ein Kunstgelenk zu ersetzen, welche Möglichkeiten der Rehabilitation gibt es? Stehen noch die letzten Arbeitsjahre bevor, welche kontinuierlich verlängert werden, so gibt es darüber keine Diskussion.

Praktiker

plan:los II

Von den vielen Ereignissen des Jahres ist bei mir der Terroranschlag in Barcelona hängen geblieben. Es liegt einige Jahre zurück, da sind wir bei einer Stadtbesichtigung  auf der Rambla Promenade flaniert. Im Gedächtnis geblieben wohl auch deshalb,weil wir mehrheitlich die negativen Vorfälle behalten und weil die Hausärztin  in dieser Woche in Barcelona auf Urlaub war. Dabei hat sie den gewaltigen Polizei- und Militäreinsatz miterlebt. Orakelhaft war das Eintreffen einer Ansichtskarte aus Barcelona,die genau am Tag des Terroranschlages abgesandt wurde. Der Absender war mein Bruder, von dem wir wissen, dass er kaum Urlaub macht. Keine weiter entferntere Reisen, lieber arbeitet er in seinem Urlaub in seiner eigenen Firma. Dieser Bruder befand sich mit der Familie zu der Zeit des Terroranschlages in Barcelona und hätte ein mögliches Opfer sein können. Einen unwahrscheinlicheren Zufall kann ich mir nicht vorstellen.

Da stelle ich mir die Frage, gibt es so etwas wie einen Plan, der unser Leben steuert? Wer hat diesen Plan, von dem wir selbst nichts wissen, festgelegt? Wir planen zwar, können aber gegen das Schicksal oder wie es pathetisch heißt, gegen die Vorsehung nichts ausrichten. Sind wir die Erfinder unseres eigenen Planersteller und halten alles, was wir für unvorhersehbar erleben, als dessen Absicht? Erfreulich, wenn die Ereignisse besser sind, als wir es uns vorstellen. Zerknirscht müssen wir uns fügen, wenn der Plan für uns ein Desaster ist. Zumeist retten wir uns mit der Ansage, es wird schon für etwas gut sein. Wir können uns mental helfen, wenn es nicht nach unseren Absichten verläuft.

Oft weitet man, wenn es nicht mehr nach Plan läuft, den Plan auf andere aus. Man bezieht ihn eigennützig in seine Vorhaben ein. Ein Beispiel dafür ist, dass man das Autofahren an den Nagel gehängt hat. Das Autofahren bedarf einer regelmäßigen Übung. Gibt es keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen, kann man es bis in das hohe Alter ausüben. Dazu muss man feststellen, verliert man die Sicherheit beim Autofahren oder es wird einem der Verkehr auf der Straße zu viel, sollte man auf das Autofahren verzichten. Schon im Interesse der anderen Verkehrsteilnehmer. So ist es verständlich, ist man  selbst nicht mehr fahrtauglich, dass man nach einem Ersatzfahrer sucht. Somit kann man auch andere Aktivitäten delegieren, vor allem unangenehme  Aufgaben.

Verkehrshölle.

66:99 III

In jedem Wahlkampf kommen kritische Stimmen auf, zu Unrecht oder zu Recht, die darüber diskutieren ob es Sinn macht, dass über 70-jährige noch das Wahlrecht ausüben können. Ob es nicht sinnvoll wäre, wie es beim Führerschein gefordert wird, dass, ist man erst über Siebzig, zu einem Wahltest antreten muss. Im einen Fall geht es darum, ob man noch fähig ist ein Auto zu lenken, im anderen Fall, ob man noch geistig aktiv an der Politik und am Wahlkampf teilnimmt. Ein weiterer Aspekt und kritischer Einwurf kommt vom Vorfeld der Parteien, den parteipolitischen Jugendorganisationen. Diese sehen in Pensionsthemen eine Blockade für ihre Zukunftsthemen. Ihre Ideen und Wünschen an die Politik werden von den Senioren überstimmt. Wir Rentner, brauchen ihre Zukunft Ressourcen auf, verhindern notwendige Veränderungen. Die Vorhalte gibt es aus gutem Grund, weil der ältere Mensch wünscht sich den Erhalt des Erreichten, nimmt die Position des Bewahrens ein und meidet die Veränderung.

Die Ruheständler pochen darauf, dass sie auf Grund ihrer Arbeitsjahre das Recht haben, noch etwas von ihren Leistungen zu genießen. Nach einer anstrengenden Berufszeit noch die Süße der Leichtigkeit zu schlürfen. Für die Zukunft eines Staates braucht es beide Bevölkerungsgruppen und eine Brücke zwischen den Generationen. Bei diesem Spagat können die Politiker ihr Können beweisen. Dazugesellen kann sich die Tendenz, dass gerechtfertigte Forderungen nicht durch ein höheres Defizit erfüllt werden sollen, sondern durch gutes Einteilen der Steuern.

Nulldefizit

66:99 II

Plötzlich wird die Altersgruppe über sechzig nicht nur für die Wirtschaft, den Verkäufern von Seniorenreisen, Vitaminpräparaten und  praktischen Gehhilfen interessant, sondern auch für die wahlwerbenden Politiker. Diese Zuwendung ist jetzt, ein paar Wochen vor der nächsten Nationalratswahl in Österreich, aktuell.  Dies hat seine wahltaktischen Gründe.  Ein Drittel aller Wahlberechtigten Österreicher_innen, ca. zwei Millionen Menschen, sind Rentner, somit eine wahlentscheidende Bevölkerungsgruppe. Zudem lassen sich die Senioren leichter als geschlossene Gruppe ansprechen. Bei den Arbeitern oder Gewerbetreibenden sind die verschiedenen Interessen und Forderungen an die Politik schon weiter gestreut. Dementsprechend klingen die Ansagen und Versprechungen an die Senioren, wie eine Vorverlegung der himmlischen Genüsse. Eine kleine Kostprobe vom überirdischen Paradies.

Eigentlich müssten wir hellhörig sein, weil ähnliche und manche gleichlautende Versprechungen, wie Verwaltungsreform, Steuersenkung oder Gesundheitsfürsorge es schon vor der letzten und vorletzten Wahl gegeben hat. Die Politiker rechnen mit der altersbedingten Vergesslichkeit der Senioren. Trotz der Zerwürfnisse in der großen Koalition war es vor deren Auflösung möglich, den Pflegeregress abzuschaffen. Bislang hatte der Staat die Möglichkeit, wurden die Pflegekosten durch die Rente und das Pflegegeld nicht abgedeckt, auf die Ersparnisse und Immobilien der zu pflegenden Person zurückgreifen. Das Notgroschensparbuch wurde auf einen Schlag konfisziert.

66:99 I

Ein erfolgreicher Hit von Udo Jürgens war: Mit Sechsundsechzig Jahren, da fängt das Leben an, mit Sechsundsechzig Jahren, da hat man Spaß daran.. Wenn dies stimmt, dann befinde ich mich in einer neuen Lebensphase. Udo, wie er liebevoll genannt wurde, hat diesen Schlager zu seinem Sechsundsechzigsten Geburtstag komponiert. Nach Berichten der Medien hat er sich in diesem Alter fitter gefühlt, als vergleichsweise zwanzig Jahre früher. Mit Sechsundsechzig Jahren hat er mehr auf seinen Körper geachtet, als in anderen Jahren. Auf dem Papier fühlen sich zwanzig Jahre früher sorglos an, umgekehrt stellt sich die Lebenssituation um vieles unkomplizierter dar. Da tauchen ernste Bedenken auf, Blockaden, ob noch zwanzig Jahre dazu kommen werden? Und wenn, in welchen körperlichen oder geistigen Zustand, man kann nur hoffen. Der Schlager, Mit Sechsundsechzig Jahren, da fängt das Leben an, wird bestimmt bei vielen Menschen wieder Saison haben, zum Lebensmotto werden. In vielen europäischen Staaten drängt man darauf, hauptsächlich aus budgetären Gründen, dass die Menschen bis Fünfundsechzig Jahren arbeiten. Wobei es unter den Senioren einen kleinen Teil gibt, die freiwillig über das vorgesehene Rentenalter hinaus tätig sein wollen. Hauptsächlich findet man diese unter den Selbstständigen, unter den höheren Angestellten und Freiberuflern.

Nach einem Jahr werde ich wissen, ob mein Alltag mit Sechsundsechzig  eine neue Blüte erlebt. Nach den ersten Pensionschnupperjahren hoffe ich auf mehr Gelassenheit und weniger Ehrgeiz. Wobei ich der Meinung bin, dass sich schon viele Jahre vor dem Rentenantritt, zumindest in kleinen Dosen, Hobbys und Talente zeigen müssen. Wer bis zu seiner Pensionierung kein handwerklicher Typ war, wird auch nach Sechzig nicht zum professionellen Heimwerker mutieren. Dafür gebe es jetzt zahlreiche andere Beispiele, eines will ich noch anfügen. Wer bis Fünfundsechzig achtlos an Ameisen und Ameisenhaufen vorüber gegangen ist, sie zumeist zertreten hat, wird mit Sechsundsechzig Jahren bestimmt zu keinem Ameisensachverständigen. Die Wurzeln für ein geglücktes Alter liegen in der Aktivphase. Jedem wünsche ich, dass er die Jahre nach Sechsundsechzig genießen und sich sinnerfüllt beschäftigen kann.