widerspruch

Als außenstehender Beobachter denke ich, dass es bei einem Meinungsaustausch nicht darum geht, dass jemand recht hat. Wichtig ist, dass jeder Beteiligte seine Meinung äußert, ohne jemand anderen zu bevormunden oder seine Meinung aufzuzwingen. Eine andere Meinung zu haben oder das Thema mit anderen Ansichten zu erweitern bedeutet nicht, es geht um des Widersprechens willen. Ich kann mir vorstellen, dass es einen Konsens gibt, für ein gepflegtes Erscheinungsbild und über die Ausführung des Daches und die Fassadenverkleidung trifft nicht aller Geschmack. Muss immer jemand Recht haben und Recht behalten?  Zu einer Sache kann es ein breites Spektrum an Ansichten geben, was kann falsch sein, wenn man eine Sache anders beurteilt. Wie soll ein Wissensaustausch funktionieren, wenn jemand den Anspruch stellt, dass nur sein Standpunkt richtig ist.

Etliche Jahre wurde der kleinwüchsige Ober ob seines originellen Haarzopfes und seiner Kompetenz gelobt. Seine umsichtige und flotte Art garantierte, dass er das Service im Griff hat. Sein Auftreten gegenüber den Gästen war weder abwertend, noch von einer unnatürlichen Höflichkeit geprägt. Alle extra Wünsche wurden an die Küche weitergegeben, ob Salat ohne Dressing und nur mit Essig und Öl oder das Rinderburger durchgebraten und das Leitungswasser angewärmt. Für alle Wünsche war er offen und man konnte sich darauf verlassen, dass sie erfüllt wurden. Hatte der Gast einen Sager auf den Lippen, so ist er darauf eingegangen, hat nichts zurückgewiesen oder abgelehnt.  All dies wurde an ihm geschätzt, nach dem letzten Besuch im Restaurant war die anschließende Meinung, der Ober sei unfreundlich. Hofiert in übertriebener Art wurde man von ihm nie, man hat sein solides Service geschätzt. Könnte es der Fall sein, dass nicht der Ober einen Minuspunkt verdient, sondern dass man selbst in das Minus gerutscht ist. Beim Restaurantbesuch einen unfreundlichen Tag hatte und dies auf den Ober projiziert hat? Ehrlichkeit tut gut.

Hotlines II

Frau Finken: „Wie ist der Vorname und wie ist die richtige Schreibweise des Herrn? Ich kenne nur den Nachnamen und diesen nur vom Hörensagen. Vor einer Woche erhielt ich die Auskunft, dass für meine Bewilligung ausschließlich Herrn Trauonig zuständig sei, aber er hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon vom System abgemeldet. Eines kann ich ergänzen, ich rufe aus Villach an und der Herr arbeitet in der Verwaltung in Klagenfurt. „Sie telefonieren mit der Leitstelle in Salzburg, ich werde im Verzeichnis der Kärntner Mitarbeiter nach dem gewünschten Herrn suchen. Ist der erste Buchstabe ein D wie Dora oder ein T wie Theodor? Handelt es sich beim letzten Buchstaben um ein G wie Gustav oder ein K wie Konrad?“ Bei mir Ratlosigkeit. Frau Finken bittet für die Suche um etwas Geduld, sie kenne die Mitarbeiter in Klagenfurt nicht persönlich.

Derweil erzähle ich Frau Finken, dass ich im Herbst an zwei Wochenenden in Salzburg war, mir hat es in der Stadt sehr gut gefallen. An einem Wochenende besuchte ich die Aufführung vom Salzburger Adventsingen und den Weihnachtsmarkt am Domplatz. Für eine Wohnungsnachbarin habe ich ein Mitbringsel gesucht und bin in einem Geschenkshop gelandet. Sie verkaufen ausschließlich Unikate, erklärte mir die Geschäftsfrau. Dort wurde ich fündig, eine Schale für Duftöle. Weitere Kundschaft wartete, das Verpacken als Geschenk könne ich selbst besorgen, ich habe eine fünfundvierzigjährige Erfahrung als Kaufmann. Die Frau Finken in der Vermittlung ersuchte noch um ein wenig Geduld.  Die Geschäftsfrau wollte wissen wo ich als Kaufmann tätig war? In Arnoldstein, sagte ich. Dieser Ort ist ihr von der Fahrt nach Italien bekannt. Bekannte aus Wien haben gerade eine Wohnung im autarken Wohndorf in Pöckau bei Arnoldstein gekauft. Bei einem Blackout können die Bewohner sich selbst mit Wasser und Energie versorgen.  Gehört habe sie auch, dass es einen allgemeinen Luftschutzbunker gibt, der bei einer kriegerischen Auseinandersetzung Schutz bietet.

Strichcode

Alles mit Computer, Smartphone oder Internet zu erledigen ist für viele irritierend. Als Benützer eines Laptops und Smartphone, Anwender verschiedener Computerprogramme kommt es manchmal zu verstörenden Momenten. Normalerweise lese ich beim Hochfahren vom Laptop beruhigende Nachrichten, der Virenschutz ist eingeschaltet, alle Programme sind auf den neuesten Stand, es gibt neue Nachrichten auf Facebook und ähnliches. Verwirrend war gestern, dass auf dem Bildschirm vom Laptop, inmitten der Flusslandschaft von der Gail in der Schütt, ein Feld von zwei mal zwei Zentimeter mit feinen gelben Linien war. Davor habe ich dies nie gesehen, noch konnte ich dieses Feld einem Programm zuordnen. Vorausgegangen war, dass beim Besuch einer Finanzwebseite plötzlich der Bildschirm schwarz wurde, sich dann wieder normalisierte. Hatte dieses Rechteck etwas mit dem Blackout auf dem Bildschirm zu tun? Es war ein Strichcode wie ich es von vielen Produkten auf den Lebensmitten kenne. Bei der Kassa werden sie über den Scanner geführt. Überrascht und ratlos war ich, hat sich eine Linse ein geschwindelt, welche mich ständig im Auge behalten soll? Der Strichcode ein Indiz dafür, dass ein Unbekannter am PC anwesend ist, der die Absicht hat die Passwörter auszuspionieren.

Beim Anklicken mit der Maus zeigte sich das zwei mal zwei cm große Feld resistent für alle Versuche es zu verschieben oder zu löschen. Auf einer leeren Word Seite verwandelten sich die Streifen in kleine Punkte, geradeso als könnte ich mit dem Smartphone einen QR-Code scannen. Vielleicht ein Trick einer Schadsoftware um ein Fenster im Smartphone zu öffnen. Wer sich Eintritt in das Smartphone verschafft, hat intime Einblicke in das Leben des Benützers, bei den Handy -Nachrichten spielt sich das Leben ab. Wo man wann gewesen ist, mit wem man gesprochen hat, ob man ein leistungsorientierter Mensch ist oder das süße Leben bevorzugt. Habe ich öfter das Fitnessstudio in Warmbad oder das Kur Café in Warmbad besucht? Gegenüber anderen habe ich bis jetzt beschwichtigt, wer könnte sich für meine persönlichen Aktivitäten interessieren, bei sechs Milliarden Konkurrenz.

Andere wollte ich davon überzeugen, dass die Gefahren für Internetspionage gleich null sind, denn wer hat Interesse an den Tätigkeiten eines Bewohners von Warmbad. In der Kleinstadt Villach gibt es hunderte interessantere und einflussreichere Personen, die für einen Hackerangriff interessant wären. Ähnlich wie, dass nur bei wirklich Vermögenden versucht wird bei Abwesenheit einzubrechen. Nicht nur äußere Symbole, wie ein schöner Swimmingpool oder ein tolles Auto, auch ein Einbruchsversuch kann ein Zeichen für Wohlstand sein. Die Statussymbole verschieben sich heute, stolz sind jene, welche schon von einem Cyberangriffe betroffen waren.

betagte mensch

Vor der Zeit verstorben.

Die Todesanzeigen werden virtuell in den Onlineausgaben von den Tageszeitungen veröffentlicht, für die Verstorbenen kann man eine virtuelle Kerze anzuzünden. Im Internet gibt es seit Jahren eine Todesanzeige mit demselben Namen wie ich heiße. Möglich wäre, dass eine weitschichtige Verwandtschaft besteht. In den 60er und 70er Jahren war es üblich, dass man die Partezettel in der Nachbarschaft, gemeint sind die Ortschaften Politzen, Beinten, Rudersdorf, Insberg und St. Paul ob Ferndorf in alle Häuser ausgetragen hat. Das Partezettel Austragen erledigten die größeren Schüler, von den Hausleuten erhielten wir ein paar Schillinge, zumindest ein paar Zuckerlen oder eine Tafel Schokolade. Für das Ministrieren bei der Beerdigung bekam ich von der Trauerfamilie einen zwanzig Schilling Schein. Das Sterben gehörte zu den frühen Kindheitstagen dazu. Der Tod wurde für uns versüßt.

Wann beginnt der betagte Mensch? Vor fünfzig Jahren siedelte man das betagte Alter um die siebzig Jahren an. Am Vormittag fühlte sich der Altbauer nicht wohl, auch der Tee mit Rum zeigte keine Wirkung. Am späten Nachmittag machte der Gemeindearzt einen Hausbesuch und gab dem kränklichen Altbauern den Rat, er sollte sich im nahegelegenen Bezirksspital untersuchen lassen. Er füllte eine handschriftliche Überweisung aus. Ein Transport mit dem Roten Kreuz kam nicht in Frage, ein Bekannter brachte ihn mit dem VW- Käfer in das Bezirkskrankenhaus. Dort wurde ein leichter Schlaganfall diagnostiziert und er stationier aufgenommen. Von einer Behandlungsmaschinerie, wie wir es heute aus der Praxis kennen, radiologische Untersuchungen, Infusionen und Spritzen war im Krankenhausalltag damals wenig vorhanden. In der Nachbargemeinde ordinierte ein junger agiler Gemeindearzt, dem ich den Zustand des Altbauern schilderte. Dieser war davon überzeugt, Mitte siebzig sei kein Alter, hier könnte man mehr machen als nur Pflegen. Er riet zu einer Verlegung in ein anderes Krankenhaus. Am Faschingssonntag wollte ich dem Altbauern diesen Vorschlag nahelegen. Dabei meinen elektrischen Rasierapparat, welchen ich nicht mehr in Verwendung hatte, vorbeibringen. Am Sonntagmorgen bekamen sie am Bauernhof einen Anruf, der Altbauer ist nachts an einem weiteren Schlaganfall verstorben. Der junge agile Gemeindearzt ist nach der Pensionierung, vor der Zeit verstorben.

hineinhorchen

Es gibt das schöne Bild, höre auf deine innere Stimme, noch schöner, horche in dich hinein. Soll dies bedeuten, dass dir jemand etwas erzählen will? Gibt es eine letztendliche Distanz welche dem Verstand übergeordnet ist? Das Hören oder hinhören auf eine innere Stimme empfinde ich als einen anspruchsvollen Vorgang. Es ist überliefert, dass bei göttlichen Botschaften oft zu Beginn eine Stimme die Auserwählten auffordert, mein Sohn, meine Tochter, höre was ich dir zu sagen habe. War es vor Jahrhunderten leichter auf die innere Stimme, auf die Eigene oder auf eine Jenseitige zu hören, weil der äußere Lärmpegel nicht so groß war? Heute bedarf es eines starken Willens, die vielen Nebengeräusche welche unsere Aufmerksamkeit fordern, auszublenden. Noch besser, sich aus den Plätzen mit den vielen Nebengeräuschen zurückzuziehen. Was beim Hineinhorchen passiert, ist die eigene innere Stimme, die Stimme eines guten Freundes zu hören oder die Stimme eines transzendenten Wesens ist jeder dazu aufgefordert dies selbst zu beurteilen. Religiöse Menschen sagen es ist die Stimme Gottes. In der christlichen Tradition gibt Bibelstellen wo Gott die Hörbereiten gerufen hat. Dieses Hören und Horchen könnte auch für einen hinfälligen Körper möglich sein. Wer hinter die Schmerzen hört, könnte erfahren, was will mir diese und jene Krankheit sagen? Habe ich eine innere Botschaft überhört, eine innere Warnung missachtet.

Im digitalen Alltag sind wir weiter, eine Antivirensoftware warnt uns vor Webseiten die unserem Computer Schaden zufügen könnte. Haben wir die Fähigkeit des Hinhörens verlernt, weil wir so viele technische Hilfsmittel verwenden? Die zutiefst menschliche Verantwortung für unseren Körper, den wir als Ort für unser Bewusstsein, Empfindungen und für unsere Seele brauchen, geben wir an digitale Geräte weiter. An Universaluhren, die auf Wunsch viele körperlichen Parameter anzeigen. Diese werden als Beweis für die eigene Fortschrittlichkeit herumgereicht und mit welchen Messwerten man gerade aufwarten kann. Die Fortschrittlichen machen sich nicht die Mühe in sich hineinzuhorchen, zu spüren, was dem Körper guttut. Sie legen zu den vielen Umweltgeräuschen noch ein Startup dazu.