02.08.2004 WASSER . WEIN
In diesem Sommer werden in Österreich von den Politikern laufend Ausstellungen, Veranstaltungen und Themenparks rund um das Wasser. reich eröffnet. Dabei wird auf die Bedeutung eines sauberen Wassers als Lebensmittel, als Heilmittel und als kostbares Gut hingewiesen. Jetzt kommt es in Österreich zu Kürzungen bei den Pensionen und zur Hinaufsetzung des Pensions-Antrittsalter. Dadurch werden Zusagen die vor zwanzig Jahren zur Pension gemacht wurden verändert. Da kann man nur sagen, traue keinem Politiker. Bei den Sonntags-Reden zum „Jahr des Wassers„ könnte man den Politikern zurufen, dass sie Wasser predigen, aber Wein trinken. Die Politikerbezüge und Politikerpensionen und ihre Privilegien bleiben von den meisten Kürzungen ver-schont. Die Politik bestimmt das Pensionsantrittsalter, ohne die Mühen des Arbeitsleben zu kennen. Ein Arbeiter in einer Kfz-Werkstätte, ein Akkordarbeiter in einer Schuhfabrik oder ein Kellner sind mit sechzig Jahren körperlich verbraucht und haben sich ihre Pension redlich verdient. Sie werden durch das Hinaufsetzen des Pensionsantrittsalter wie Sklaven zum Weiterarbeiten gezwungen.
Wasser predigen, Wein trinken.
04.08.2004 ROTE . MATTE
Vor dem Villacher Kirchtag hängen in den Strassen und am Hauptplatz von Villach die Girlanden mit vielen bunten Streifen in den Farben rot, gelb und weiß. Wenn man von der Terrasse des Parkcafe in die Postgasse blickt, dann sieht man, wie sich die bunten Streifen im Wind bewegen. Im Schein der Sonne sieht es so aus, als würde ein Konfettiregen über die Postgasse niedergehen. Ein total zerzauster und zerrupfter Spatz versucht am Boden ein paar Tortenbrösel zu ergattern. Er ist so stark zersaust, dass man ihm gerne etwas auf den Boden wirft. Vielleicht ist er in Revierkämpfe mit anderen Vögel verwickelt, die ihm den Futterplatz auf der Terrasse des Parkcafe streitig machen. Überall sieht man jetzt in den Schaufenstern der Innenstadt die Kirchtagsherzen, auch im Laden mit den fernöstlichen Lebensmittel. In einem Buchschaufenster fressen die Hühner ein letztes mal Getreidekörner bevor sie im Suppentopf für die „Saure Suppe „ landen werden.
Auf der Grünfläche vor dem Parkcafe stehen im Sommer gelbe und hellbraune Sofas. Hier kann man sich zum Reden und zum Cafetrinken hinsetzen. Bekannt ist in Österreich das „Rote Sofa” von der Kika Werbung. Von der Terrasse des Parkcafe kann man jeden Donners-tagabend beobachten, wie nach achtzehn Uhr ein Mann mit einer großen roten Plastikmatte unter dem Arm vorbeigeht. Ist er mit der Matte unterwegs um irgendwo in der Stadt zu übernachten, ist es eine Matte für eine Gymnastikstunde oder ist der Mann auf den Weg zu einem Meditationsabend? Die rote Matte lässt viele Möglichkeiten zu. Die Person selbst verschwindet völlig hinter der Plastikmatte.
Blickpunkt rote Matte.
06.08.2004 WASSER . GEIST
In Österreich wird das „Jahr des Wassers” vom Neusiedlersee bis zum Bodensee mit vielen Event gefeiert. Auch die katholische Kirche leistet dazu ihren Beitrag. In Gaschurn hat man unter der Kirche einen Platz unter dem Motto „Wasser u. Geist ” geschaffen. Am Fuße der Stützmauer wurde ein Platz mit mehreren Sitzbänken und zwei verschiedenen Brunnen angelegt. Der Wein, der entlang der Stützmauer angepflanzt wurde, wird in tausend Meter Seehöhe wohl ein saurer Wein werden. Die Königskerzen stehen jetzt in voller Blüte, ein starkes Gelb. Auf den Bänken und den Brunnentrögen sind Metallschilder mit Zitaten aus der Bibel angebracht, so wie dieses: „Wer von diesem Wasser trinkt wird wieder Durst bekommen. Wer von dem Wasser trinkt, dass ich ihm gebe, wird nie mehr Durst haben in Ewigkeit”. (Joh.4.13). Das hier nicht nur Wasser getrunken wird, sieht man an den leeren Schnaps- und Bierflaschen die hinter den Bänken am Boden liegen. Manchen Leuten genügt Wasser nicht, auch wenn dieses heiliges Wasser ist. Auf einem Brunnen steht der Spruch aus einem Klagelied: „Schütte aus dein Herz wie Wasser, vor dem Angesicht des Herrn „.
Das Herz fließt.
12.08.2004 CLOTH . HOSE
Der Radweg um den Millstätter See führt bei der Laggerbucht vorbei, wo wir als Kinder im Sommer gebadet haben. Wenn an Samstagen auf dem Bauernhof mit der Arbeit etwas früher Schluss gemacht wurde, sind wir zu Fuß von Politzen über Brodbrenten zum Millstätter See gegangen und haben dann in der Lagger-bucht gebadet. Der Fußmarsch dauerte etwa eine Stunde. Unsere Badehosen wurden in der Umgangssprache Clothhosen genannt, eine Art von schwarzen Turnhosen. Wir waren stolz darauf, dass jeder von uns seine eigene Clothhose hatte. Dieser Weg führte durch die Ort-schaften Großegg und Kleinegg. Diese Orte waren für uns Kinder schon die Fremde. Für uns waren es schöne Ortschaften, wohl auch deshalb, weil sie auf einer Hochebene liegen und daher die Felder im Gegensatz zu denen in Politzen eben sind. Dies bedeutet in der Landwirtschaft ein leichteres Arbeiten als auf den Steilhängen von Politzen. Heute kann man zur Bucht vom Laggerhof mit dem Auto zufahren und auf der Wiese liegen Sonnenanbeter in Badehosen.
Von der Clothhose zur Badehose.
15.08.2004 REFORM . SCHLUSS
Wird jetzt Schluss mit Schluß gemacht? Jetzt, wo die Sommerhitze nachlässt, erhitzen sich die Gemüter der Befürworter und der Gegner der Rechtschreibreform. Inzwischen sind Millionen von Formularen und Buch-Seiten in der neuen Rechtschreibung gedruckt worden und ebenso Millionen von Schulbüchern in der alten Rechtschreibung aus dem Verkehr gezogen worden. War es den Kulturministern einfach langweilig oder ist es einfach die Freude am Diktat. Ich vertrete die schleich-ende Rechtschreibveränderung. Dies heißt, dass sich bei manchen Wörtern einfach eine modernere Art der Schreibweise durchsetzt und dann diese Schreibweise im Duden Aufnahme findet. Mir scheint, dass die Weblogs ein rechtschreibfreier Raum sind, wo jeder schreibt wie er kann und will. Ein Freiraum der Sprache. Ein Freiraum ist für die Bürokratie immer ein Dorn im Auge und schreit nach Reglementierung. Der Staat denkt schon über eine Kontrolle des Internet nach.
Schluß mit Schluss.
20.08.2004 URLAUB . LUST
Es gibt viele Möglichkeiten den Urlaub zu verbringen. Die einen wollen etwas erleben, andere wollen sich erholen. Die einen wollen im Urlaub etwas lernen, andere Sehenswürdigkeiten besichtigen oder an einem Malkursen teilnehmen. Diese Liste lässt sich lange fortsetzen. Diese Vielfältigkeit schafft auch den Grundstein für viele Konflikte in den Familien bei der Urlaubsplanung. Wie der Charakter bei den Menschen verschieden ist, so sind auch die Urlaubsziele verschieden. Für die einen steht die Ausübung eines Hobbys im Vordergrund, andere suchen die sportliche Betätigung oder das sogenannte Nichtstun und das Vergessen des Alltages. Die einen wollen einen Badeurlaub am Meer, die anderen einen Wanderurlaub in den Bergen. Kommt es beim Urlaubsbeginn zu langen Autofahrten oder weiten Flugreisen, dann kann man diese Art von Urlaub als Arbeitsurlaub bezeichnen. Wirklicher Urlaub ist, wenn es zwischen den Urlaubs-Partnern zu keinen Auseinandersetzungen im Urlaub kommt.
Lust auf Urlaub.
21.08.2004 KÄRNTEN . LÄUFT
Am Ende einer Sommersaison startet Kärnten noch einmal durch. Morgen, am Sonntag, heißt es am Wörthersee, alles läuft. Beim Schlosshotel in Velden ist der Start für den Wörthersee Halbmarathon. Bevor der Herbst kommt laufen die Kärntner noch einmal zur Hochform auf. Im Regionalradio übertrifft die Berichter-stattung vom Wörtherseehalbmarathon die Berichter-stattung von den Olympischen Spielen in Athen. Ein Verwandter trainiert seit Wochen für den Marathonlauf entlang der Drau. Seine Essgewohnheiten hat er total geändert, der Speiseplan richtet sich jetzt für alle nach seinem Energiebedarf. Es ist egal über was man mit ihm spricht, es läuft alles auf den Marathon hinaus. Sein totaler Einsatz von Freizeit und Energie für die Vorbereitung auf den Halbmarathon wird von der Verwandtschaft unter dem Motto akzeptiert : „Besser er begeistert sich für den Laufsport, als er trinkt.” In der Beilage von der Kleinen Zeitung „Kärnten läuft 04″ wirbt ein Institut für Sportchirurgie für Operationen, wenn es einmal nicht mehr „so läuft”.
Der Sportchirurg läuft mit.
24.08.2004 SPIEL . REGEL
Auf einer Lichtung in der Schütt, in der Nähe der Weinitzen, tummeln sich im Sommer bei Sonnenschein viele Schmetterlinge in leuchtendem orange. Es sind dies die Dukatenfalter. Sie spielen Fangen in Vollendung, manchmal zu zweit, zu dritt oder zu viert. In allen möglichen Flugvarianten, wie Parallelflug, Steigflug oder im Tiefflug. Manches mal setzen sie sich auf eine Blüte und halten einen Augenblick inne. Diese Leichtigkeit der Bewegungen erinnert an das Fangen spielen in der Kindheit. Für den Beobachter bleiben die Spielregeln unbekannt. Welchen Regeln folgen wir als Menschen, unseren Eigenen oder denen der Natur?
Regeln oder Freiheit für alle.
Kommentare:
L. A. am 25. August 2004 um 19:52
Du hast am Ende deines Eintrags die Frage gestellt: “Welchen Regeln folgen wir als Menschen, unseren Eigenen oder denen der Natur? Eine Antwort darauf zu finden, ist nicht einfach. Da die Menschen Teil der Natur sind, folgen sie teilweise den Gesetzen der Natur. Die Gesetze der Natur sind teilweise recht grausam. Es geht um’ s Überleben. Nur Erziehung und die Übermittlung von humanistischen Werten kann uns vor Barbarei schützen. Während ich diese Sätze schreibe habe ich den Roman “Der Herr der Fliegen” im Kopf: Eine Gruppe sechs- bis zwölfjähriger Schuljungen, die als einzige den Absturz eines Flugzeuges überlebt haben, sitzt auf einer unbewohnten Insel im Pazifik fest. Die Rahmenbedingungen erinnern an das Schicksal in Daniel Dafoes Robinson Crusoe. Zunächst sind die Jungen begeistert von dem erregenden Gefühl grenzenloser Freiheit und dem Erlebnis einer unberührten, exotischen Natur. Doch schon bald müssen sie ihr Überleben und ihr Zusammenleben organisieren. Man könnte annehmen, dass die eigentlich noch unschuldigen Jugendlichen nicht die Fehler der Erwachsenen wiederholen. Doch es kommt zu einem Konflikt zwischen Ralph und Jack. Während Ralph die Rettung von der Insel zum Hauptziel erklärt, rückt für Jack die Fleischbeschaffung in den Vordergrund. Statt das lebenswichtige Feuer zu hüten, gehen Jack und seine Sängerfreunde auf die Schweinejagd. Die Freude am Töten ergreift immer stärker Besitz von Jack, so dass er Ralphs vernünftigen Argumenten schließlich nicht mehr zugänglich ist. Die Jugendlichen unterwerfen sich immer mehr dem Herrenmenschentum. Sie sind am Ende keineswegs ” frei wie die Schmetterlinge”.
schlagloch am 27. August 2004 um 12:19
Der Mensch hat die Möglichkeit durch Religion und Philosophie die nackten Überlebensgesetze der Natur auszugleichen. Für mich sind Religion und Philosophie nichts jenseitiges, sondern in den Regeln der Natur enthalten. Ich habe das Buch “Herr der Fliegen” gelesen.
30.08.2004 HILFE . SCHREI
Viele erleben im Traum die Situation, dass sie verfolgt werden oder sie drohen einen Abhang hinunterzustürzen. Sie schreien um Hilfe, aber sie bringen keinen Ton heraus, sie sind sprachlos. Auch im Alltag gibt es Situationen, dass man so erschrocken ist, dass man kein Wort sagen kann. Es gibt auch die Situation, dass man so bedrückt ist, dass man keinen Bissen mehr essen kann. Von diesen Situationen sind jene noch in der besseren Lage, die in Notsituationen um Hilfe schreien können.
Schrei, wenn du kannst.